Unter Brüdern: Familienbesuch
Pünktlich zum Abendessen am Montag Abend klingelt es an der Tür: Normans Bruder Pierre mitsamt Frau Ulrike statten uns nach fast einem Jahr erneut einen Besuch ab.
Darauf mussten wir auf dem Balkon natürlich erst einmal angemessen anstoßen – schließlich müssen wir nach wie vor unsere Vorräte dezimieren, bevor in knapp acht Wochen die Umzugskisten gepackt werden.
Norman hat kürzlich festgestellt, dass er doch noch mehr Urlaubstage übrig hat als erwartet – in Singapur gibt es nämlich staatliche verordnete freie Tage, das sogenannte Childcare leave. Also nimmt er sich kurzerhand frei, Titus wird bereits am späten Vormittag aus dem Kindergarten abgeholt, und dank Firmen-Jahreskarte verbringt die Familie ganzen Tag im Singapore Zoo.
Ich genieße derweil einen komplett „freien“ Tag – ganz ungewohnt ist es, dass ich auch den Nachmittag über einfach mal unterwegs sein kann. Also nutze ich die Zeit und gehe auf einen Gin&Tonic bei den NDR-Auslandskorrespondenten vorbei, um gemeinsam eine Folge ihres Podcasts aufzunehmen.
Anschließend finde ich mich zur Chor-Weihnachtsfeier ein, wo es nicht nur Unmengen zu essen und zu trinken gibt, sondern auch viele anrührende Reden gehalten werden, Tränen fließen und ich mich am Ende endgültig von den liebgewonnenen Mitsängerinnen und Mitsängern verabschiede. „Until we meet again!„
Auch am Mittwoch verbringt Norman den Tag über mit den Besuchern bei einem ausgiebigen Stadtrundgang, es geht durch Little India, Kampong Glam mitsamt Haji Lane und Atlas Bar bis zum Singapore River.
Natürlich darf dabei eine Stärkung nicht fehlen, im berühmten Lokal Zam Zam genießen die Spaziergänger traditionelles Murtabak, eine nordindische Variante eines Omeletts oder Sandwichs. Der Teig dafür wird in Handarbeit hauchdünn ausgebreitet und dann mit dem gewünschten Belag (Ei, Zwiebeln, Knoblauch, Fleisch oder Gemüse) belegt und gefaltet.
Am Abend genießen wir nach dem Essen noch einen (oder gar zwei?) Drinks in der im 37. Stock gelegenen Bar des Marriot Hotels, das sich gleich gegenüber unserer Wohnung befindet. Für den wieder einmal miesen Service entschädigt uns die Aussicht:
Es hat merklich abgekühlt, hier oben weht außerdem ein angenehmer Wind, so dass es sich sogar mit langer Hose gut draußen aushalten lässt. Ein wunderbarer Abschluss eines Kurzbesuchs, denn am nächsten Tag verabschieden sich Pierre und Ulrike schon wieder und machen sich auf den Weg nach Vietnam. Ich bin schon gespannt, wann und wo wir uns das nächste Mal treffen! Denn wir sind die erste Jahreshälfte 2020 auf Reisen, und die beiden ziehen ab März wieder auf ihr Segelboot, auf dem sie bis Herbstanfang leben und durch die Weltgeschichte segeln – eine reiselustige Familie!