Korea-Rundreise: Gyeongju

Korea-Rundreise: Gyeongju

Am Morgen bastelt Titus ausgiebig an seiner Loewenmaske. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen!

Gegen 10 Uhr brechen wir endlich auf, verlassen unser Hostel und machen uns auf den Weg zu einer der vielen, vielen Sehenswuerdigkeiten der Stadt und der Umgebung. Gyeongju war vom 1. bis 9. Jahrhundert die Hauptstadt des Koenigreichs Silla und damit eine der wichtigsten Staedte ganz Asiens. Davon zeugen viele Tempel, Grabstaetten und historische Bauten, die erst im 20. Jahrhundert entdeckt und ausgegraben wurden.

Wir fahren zunaechst also zum 16 Kilometer suedlich vom Stadtzentrum gelegenen Bulguksa-Tempel. Hier sind wir nicht alleine. Nach dem Feiertag gestern hat offenbar halb Korea heute ebenfalls frei, ausserdem ist in ganz Asien Children’s Day und Kindergaerten und Schulen haben geschlossen. Wir stehen also bereits vor der Einfahrt zum Parkplatz im Stau und schieben uns kurz darauf mit Tausenden von Besuchern durch die weitlaeufige und sehr beeindruckende Anlage mit Bauten aus dem 6. Jahrhundert und neuer.

Wieder zurueck im Auto, moechten wir eigentlich weiterfahren zur acht Kilometer entfernten, in den Bergen gelegenen Seokguram-Grotte – doch nach zehn Minuten Fahrzeit sind wir genau zwanzig Meter weit gekommen, und ein Ende des Staus ist nicht absehbar. Wir brechen diese Anfahrt also ab und kehren stattdessen lieber in einem sehr netten Cafe ein und staerken uns bei Kaffee und Matcha-Tiramisu.

Als naechstes wagen wir uns zu einer weiteren wichtigen Sehenswuerdigkeit Gyeongjus, naemlich zum Park Wolji. Nach laengerem Suchen finden wir inmitten der Heerscharen von koreanischen Ausflueglern endlich auch einen Parkplatz und koennen relativ ungestoert im 674 errichteten Lustgarten inklusive mehrerer Seerosenteiche des Koenigs von Silla umherschlendern, heute UNESCO-Weltkulturerbe.

Titus kann der ganzen Pracht nicht allzu viel abgewinnen, aber die Spazierwege bieten zum Glueck genug Moeglichkeiten zum Rennen, Huepfen, Balancieren und sonstiger Bewegung. Norman lotst uns erfolgreich aus dem Park hinaus und ueber einen voellig verlassenen Waldweg. Hier tun sich Eichhoernchen an den vielen Nuessen guetlich, die der Taifun-Sturm vor zwei Tagen abgerissen hat.

Auf der anderen Seite des Waeldchen erreichen wir den Eingang zum Nationalmuseum von Gyeongju, das mit mehreren Ausstellungshallen aufwartet, alles bei freiem Eintritt. Waehrend Norman und Titus im Kinderbereich verschwinden, bestaune ich die Schaetze in der Haupthalle.

Durch Zufall wurden ab den 1920er Jahren bei Bauarbeiten Grabstaette um Grabstaette aus dem Silla-Zeitalter freigelegt, und erst damit die Bedeutung der untergegangenen Hauptstadt erkannt. Die Graeber und Ruinen enthielten nicht nur kunstvolle Alltagsgegenstaende, sondern auch Glas- und Porzellanwaren, die darauf schliessen lassen, das Gyeongju ein wichtiger Posten entlang der Seidenstrasse war.

Die Hauptattraktion ist aber sicher der in vielen Graebern in Huelle und Fuelle gefundene Goldschmuck in Form von Kronen, Diademen, Ohrringen und Ketten.

Waere es nicht ganz so voll und auch nicht ganz so laut hier drin (die koreanischen Grossfamilien machen ordentlich Laerm, Handys klingeln, Blitzlichter zucken und Reiseleiter plaerren ihre Erklaerungen lauthals heraus), waere ich sicher laenger hier geblieben und haette alles ausgiebig studiert. Aber so genuegt mir ein erster Eindruck und ich mache mich auf die Suche nach Titus.

Im Kinderbereich des Museums, der gleich mehrere Raeume umfasst, ist natuerlich mindestens ebenso viel los und der Laermpegel ist womoeglich sogar noch hoeher. Das Kind findet es trotzdem ganz grossartig hier und moechte am liebsten ewig bleiben.

Trotzdem muessen wir am spaeten Nachmittag zum Aufbruch blasen, obwohl es in Gyeongju noch so viel mehr zu besichtigen gaebe. Nachdem wir erfolgreich das Auto wiedergefunden und den Verkehr hinter uns gelassen haben, kutschiere ich uns gut 150 Kilometer weit in den Sueden Koreas.

Wieder einmal funktioniert die Sache mit der Maut anfangs nicht richtig, die Beschilderung hilft uns nicht weiter, als der Automat wieder einmal kein Ticket ausspuckt. Die Dame an der Abfahrt zwei Stunden spaeter nimmt es aber gelassen, als wir ihr das Foto davon zeigen.

Bisher war ich ein grosser Fan vom Autofahren in Korea. Die Autobahnen sind tadellos in Schuss, es herrscht kaum Verkehr und trotz einer Geschwindigkeitsbegrenzung von durchgehend 100 km/h kommen wir stressfrei und zuegig voran. Man koennte glatt ein Befuerworter von Tempolimits werden!

Nach weit ueber 800 gefahrenen Kilometern endet die Begeisterung aber jaeh, als wir uns Busan naehern. Die zweitgroesste Stadt Koreas mit einer Bevoelkerung von ueber 3,5 Millionen Einwohnern (und dem fuenftgroessten Containerhafen weltweit) empfaengt uns mit Stau.

Fuer die restlichen neun Kilometer bis ins Hotel brauchen wir eine Stunde, und ich bin wegen der rasanten Fahrweise der Einheimischen schweissgebadet, als wir endlich das Toyoko Inn Hotel erreichen und unsere Rucksaecke dort ausladen. Das Zimmer ist so winzig, dass wir nur kurz hier verweilen.

Diesmal darf Norman ans Steuer und bringt uns geschickt und ohne Kratzer zur Autovermietung, wo wir uns nach fuenf Tagen gemeinsamer Reise von unserem fahrbaren Untersatz verabschieden.

In Busan gibt es ein perfekt ausgebautes U-Bahn-Netz, und wir schaffen es auch auf Anhieb, eine aufladbare Fahrkarte am Automaten zu erstehen. Durch grell erleuchtete Strassen geht es nach einem kurzen und dem grossen Hunger geschuldeten Abendessen bei Shake Shack (Burger und Pommes) zurueck in unser Hotel, das mitten im geschaeftigen Viertel Suyeong-gu liegt, wo sich eine Bar und ein Lokal an das andere reihen.

Wir nehmen nur mit einem Bier zum Mitnehmen vorlieb und trinken dasselbe dann im Hotelzimmer, nachdem Titus eingeschlafen ist.

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