Unser Wochenende: Laternenumzug und Gipfelstürmer
Samstag:
Zum Frühstück gibt es nach japanischem Vorbild Rührei mit getrocknetem Wasabi-Seetang. Unbedingt ausprobieren!
Den Vormittag über gehen wir alle unseren jeweiligen „Projekten“ nach, es wird ein wenig gearbeitet, aufgeräumt, gelesen und gespielt. Nach dem Mittagessen spielen Titus und Norman am Pool die Eiszeit nach, und ich habe endlich wieder Platz im Tiefkühlschrank.
Am Nachmittag mache ich mit dem Kind einen Bummel durch’s Einkaufszentrum. Im Lieblings-Nonsens-Laden DAISO (wo jeder Artikel S$2 kostet) erstehen wir herrlichen Quatsch, z.B. ein Halloween-Kostüm für den Stoff-Kuschelhund.
Im Einkaufszentrum ist ganz schön was los, an vielen Ständen gibt es Mooncakes in allen Ausführungen zu kaufen, zu teilweise deftigen Preisen.
Am Abend spazieren wir ins gut zwei Kilometer entfernte Goldhill AVenue Wohnviertel. Auf dem Weg dorthin werden unsere Augen größer und größer, passend zu den Privathäusern und Villen, die hier mitten in Singapur in einem herrlich ruhigen Viertel liegen, mit riesigen, schier unüberschaubaren Parkanlagen drumherum. Hier oben auf dem Mount Rosie sind kaum Autos unterwegs, es ist herrlich ruhig, idyllisch und grün.
Mitten im Viertel findet am Abend ein Laternenfest statt, denn zum chinesischen Mid-Autumn-Festival gehören Lampions und Laternen dazu, und der Nachbarschaftsverein lädt deshalb zum großen Kinderfest ein. Nach dem Auftritt der Senioren-Ukulele-Band, die Schlager zum besten gibt (an dieser Stelle danke an meinen Chor: Ich kann inzwischen tatsächlich einige davon mitsingen, sowohl auf Malay als auch auf Chinesisch!), geht es los zum Laternenumzug.
Titus trägt stolz seine Laterne aus Münchner Kita-Zeiten, wie gut, dass wir die mit in die Umzugskisten gepackt haben! Und natürlich singen wir lauthals „Laterne, Laterne“ und „Ich geh‘ mit meiner Laterne“ dazu!
Bei wunderbar angenehmen Temperaturen und einem leichten Lüftchen spazieren wir anschließend wieder nach Hause, und können kaum glauben, dass so ein idyllisches Wohnviertel gleich um die Ecke liegt – während bei uns vor der Haustür noch ganz schön viel Verkehr und Trubel herrscht.
Sonntag:
Nachdem wir uns zum Frühstück schon wieder mit frisch gebackenen Semmeln gestärkt haben, brechen wir um 10 Uhr auf und fahren mit der MRT nach Beauty World. Von dort geht es entlang vielversprechender Garküchen, in denen unter anderem Frosch-Porridge serviert wird und jetzt schon jeder Platz besetzt ist, zum Bukit Timah Nature Reserve.
Hier geht es zu wie in Bayern sonntags am Tegernsee. Mountainbiker, Wandergruppen und sonstige Ausflügler sind unterwegs, die Parkplätze bereits voll. Sämtliche „Wanderer“ sind mit Bergschuhen, Trekkingstöcken und Trink-Rucksäcken ausgestattet, man könnte fast meinen, es hier mit einem hochalpinen Ausflugsziel zu tun zu haben.
Doch weit gefehlt. Das größte „Abenteuer“ stellt der Primärwald dar, der so naturbelassen ist wie seit wahrscheinlich Tausenden von Jahren. Lianen, Urwaldriesen und Warane inklusive.
Nur die Affen machen sich rar, sehr zur Erleichterung von Titus, der in Windeseile bis auf den Gipfel des Bukit Timah Hill marschiert. Nach genau 18 Minuten erreichen wir diesen, der mit 163 Metern höchste Erhebung Singapurs ist, und sind patschnass geschwitzt – allerdings weniger wegen des Aufstiegs, sondern eher wegen der über 80-prozentigen Luftfeuchtigkeit.
Beim Abstieg nehmen wir einen Umweg und gehen den sogenannten „Cave Path“, der uns entlang einiger Höhlen führt. Und siehe da: Kaum geht man abseits des Hauptweges, schon ist man praktisch alleine.
Wieder unten angekommen, stellen wir beim Blick auf die Uhr fest, dass es noch nicht einmal Mittagszeit ist. Also machen wir noch einen Abstecher zum Hindhede Quarry, einem ehemaligen Granit-Steinbruch, in dessen See sich Heerscharen von Schildkröten tummeln.
Wir versuchen noch, die Wanderung auf der heute stillgelegten Zugtrasse (Rail Corridor) fortzusetzen, müssen diesen Plan aber wegen der Bauwut Singapurs ad acta legen, denn diese ist aktuell wegen Bauarbeiten gesperrt. Also nehmen wir den Bus nach Hillview und steigen dort nach einer kleinen Stärkung (Ice Kopi Melaka, also ein Eiskaffee mit herrlich karamelligem Palmzucker) in die MRT nach Hause.
Dort hüpfen wir zur Abkühlung allesamt in den Pool, wo Titus unbedingt einen Film mit einer spannenden Verbrecherjagd drehen will. Zum Glück haben wir eine Unterwasserkamera!
Nach einer kleinen Pause fahren wir per Bus nach Chinatown und lassen uns köstliche Nudelsuppe beim Nudelmann Lan Zhou La Mian schmecken lassen.
Danach geht der Spaß erst so richtig los, denn in Chinatown ist heute natürlich ebenfalls Laternenumzug, und zwar im großen Stil. Mit Drachentanz und donnernden Trommel-Rhythmen setzt sich eine große Menschenmenge bei Einbruch der Dunkelheit in Bewegung und zieht durch herrlich geschmückte und beleuchtete Straßen.
Titus darf natürlich wieder seine Laterne ausführen, scheint aber von dem Trubel wenig beeindruckt zu sein.
Beim Heimweg wird deutlich, dass der Tag anstrengend war und die Beinchen müde sind. Und die Laterne wird bis auf Weiteres erst einmal wieder in der dazugehörigen Kiste verstaut.
Wenn Ihr wissen wollt, wie andere Blogger ihr Wochenende verbracht haben, schaut wie immer bei den Großen Köpfen vorbei!