Dicke Luft: Haze in Singapur
Seit etwa einer Woche sieht der Himmel über Singapur in etwa so aus:
Das ist kein trübes Herbstwetter, keine Wolken trüben den sonst immer so sonnigen Singapurer Himmeln – sondern der Haze. So wird die besondere Form von Smog bezeichnet, die entsteht, wenn auf Sumatra und Borneo Brandrodung betrieben wird, um im großen Stil neue Anbauflächen für Ölpalm-Plantagen zu schaffen.
Jeder Europäer weiß, dass Palmöl „böse“ ist. Dabei ist ja gar nicht das Öl an sich böse, das sehr ergiebig im Vergleich zu allen anderen Ölarten ist. Aber die aggressiven Anbaumethoden sind es: Tropischer Regenwald – und damit der Lebensraum von Orang-Utans, Elefanten, Tigern und anderen vom Aussterben bedrohten Tieren – wird systematisch vernichtet. Die Monokultur, die mit der dichten Bepflanzung der Plantagen einhergeht, zerstört Pflanzen- und Insektenarten zuhauf und laugt den Boden innerhalb kürzester Zeit aus.
Und welche unmittelbaren Auswirkungen die immer exzessivere Brandrodung der Regenwälder auf die Nachbarländer hat, ist schockierend.
Der Hals kratzt, die Nase läuft, und beim Öffnen der Balkontür schlägt uns jedes Mal ein Brandgeruch in die Nase, der an heimeliges Kaminfeuer denken lässt.
Stündlich bringen die Singapurer Medien Updates zur aktuellen Lage, und die National Environment Agency (NEA) hat eine sehr übersichtliche Webseite mit sämtlichen aktuellen Informationen zum Stand der Luftverschmutzung.
Messwerte über 100 PSI (Pollutant Standards Index) gelten als bedenklich und gesundheitsgefährdend, die Bevölkerung wird gebeten, möglichst drinnen zu bleiben. Die ersten Fußgänger tragen Atemschutzmasken N95, und die Spielplätze sind verwaist.
Sollten sich die Werte weiter verschlechtern, werden Schulen geschlossen und die staatseigenen Vorräte von Atemschutzmasken ausgegeben.
In Malaysia wurden am vergangenen Freitag Flüge gestrichen, da die Sicht so stark eingeschränkt war, und Norman, der die ganze Woche geschäftlich in Kuala Lumpur war, musste geplante Besuche auf Rooftop Bars bis auf Weiteres verschieben, da man nicht einmal von einem Haus zum nächsten gucken konnte.
Ganz so schlimm ist es in Singapur nicht, und die angekündigten, sehnlich erwarteten Regenfälle in den kommenden Tagen sollten die Luft deutlich reinigen.
Spätestens zum kommenden Wochenende braucht der Stadtstaat nämlich einen klaren Himmel, um beim Großen Preis von Singapur ein gutes Bild auf den Fernsehbildschirmen abzugeben. Notfalls werden dann eben Wolken künstlich „geimpft“, um so den nötigen Regen herbeizuführen.
Und wer möchte, darf sich hier informieren, wie wir alle in Zukunft die übertriebene Nutzung von Palmöl vermeiden können. Und unterschreibt gerne auch diese Petition, um die weitere Brandrodung von Regenwäldern in Sumatra zu unterbinden.
Nachtrag (23.9.2019): Weiterhin Haze in Singapur (PSI: 120). Trotz Formel 1 – wer am Wochenende das Rennen angeschaut hat, hat vielleicht einen Eindruck davon bekommen.
Arne Perras, Asien-Außenkorrespondent der Süddeutschen Zeitung mit Sitz in Singapur zitiert in seinem Artikel („Wenn ich dich riech‘, fühl ich mich elend“, Süddeutsche Zeitung, 19.09.2019) über die aktuelle Luftverschmutzung den Haze-Song:
Ein wenig Humor ob dieser bedrückenden Klima-Lage. Fast gleichzeitig erreicht uns eine E-Mail von Titus‘ Kindergarten, in der das Haze Protocol dargelegt wird. Bei Werten über PSI 100 wird nicht mehr draußen gespielt.

2 Replies to “Dicke Luft: Haze in Singapur”
Ach ist das schrecklich! Es macht wütend und traurig zugleich.
Ja, da hast Du recht. Aber die Singapurer gehen damit erstaunlich gelassen um. Wie mit allem.