Heimatbesuch: Die letzte Woche

Heimatbesuch: Die letzte Woche

Samstag:
Das Wetter ist herrlich! Nach einem gemütlichen Frühstück im Garten fahre ich zusammen mit Regina im Auto zurück zu meinen Eltern. Dort freut Titus sich natürlich riesig, mich zu sehen, und muss mir ausgiebig von seinen Erlebnissen der vergangenen Tage berichten.
Wir telefonieren mit Norman, der ausprobiert hat, wie es sich in Singapurs Gewässern tauchen lässt.

Am Abend werfen wir uns in Schale, Titus trägt wie immer mit Begeisterung seine Lederhose und natürlich ein Fan-T-Shirt, denn es geht zum Konzert der Bätscher Buam, der Band des hochverehrten Onkels. Mit dem Zug fahren wir nach Wullenstetten, wo ich mit meinen Lieblings-Freundinnen und Titus bis weit nach Mitternacht beim Weiherfest feiere. Titus findet schnell andere Kinder, mit denen er über den Festplatz fetzt und anschließend vor der Bühne tanzt. Es ist bereits halb zwei, bis wir endlich im Bett liegen – ein tolles Konzert!

Sonntag:
Dementsprechend lang wird am Sonntag geschlafen, anschließend schaut die ganze Familie Dietl zusammen mit dem überaus zufriedenen Kind die „Sendung mit der Maus“.
Wir lassen es heute alle ruhig angehen, die Party vom Vorabend steckt allen in den Knochen. Am späten Mittag erfüllt sich ein besonderer Herzenswunsch des Juniors: Er darf das Pferd meiner Cousine im Stall besuchen und beim Striegeln helfen.

Anschließend traut er sich tatsächlich zum allerersten Mal auf den Rücken von Cassis und reitet stolz ein paar Runden über den Hof.

Bei hochsommerlichen Temperaturen baden wir eine Runde im See, dort war ich gefühlt seit zwanzig Jahren nicht mehr. Ein echter Ausflug in die Vergangenheit.
Abends im Biergarten macht Titus seine erste Bekanntschaft mit einer Wespe, doch der Schmerz ist schnell vergessen, schließlich muss er mit zig Kindern auf dem dazugehörigen Spielplatz toben. Sichtlich müde sitzt er auf dem Heimweg im Fahrradsitz.

Montag:
Heute steht uns ein großes Abenteuer bevor: In Ulm ist Schwörmontag, und traditionell findet dazu das Nabada statt. Dabei fährt man mit dem Boot (oder irgendeinem anderen x-beliebigen schwimmenden Untersatz) die Donau hinunter. Das hochsommerliche Wetter führt dazu, dass bereits beim Einstieg in die Iller in meiner Heimatstadt am frühen Mittag ein solcher Trubel herrscht, dass vom Fluss kaum etwas zu sehen ist; soviel war bei meinem letzten Nabada 2002 definitiv nicht los. Wir sind dank Boot-Leihgabe meiner Tante bestens ausgerüstet, und machen uns gemeinsam mit Freunden auf zur langen Fahrt.

Die zieht sich tatsächlich, denn die Iller hat aktuell so wenig Wasser, dass wir die erste Stunde im Flussbett laufend zurücklegen.
Die Kinder haben einen Riesenspaß, es ist heiß und die Spritzereien mit den Nachbarbooten sind noch nicht allzu wild. Das ändert sich bei der Einfahrt in die Donau, hier sind so viele Boote, Luftmatratzen, Schwimmreifen etc. unterwegs, dass eine Wasserschlacht die nächste jagt.

Eimerweise werden wir mit kaltem Flusswasser überschüttet, und Titus verliert langsam die Lust. Nach insgesamt knapp vier Stunden Fahrt steigen wir am östlichen Neu-Ulmer Ufer aus und lassen uns von der heißen Nachmittagssonne aufwärmen. Bis wir Boot und sonstige Ausrüstung im Auto verfrachtet haben, ist Titus so erledigt, dass er sofort nach Hause will, während ganz Ulm und Neu-Ulm bis spätnachts in der Stadt feiert.

Dienstag:
Zum Frühstück fahren wir mit meinen Eltern nach Breitenthal, es geht eine halbe Stunde über Dörfer und vorbei an Feldern, auf denen Traktoren das Heu wenden. Auf dem Lecheler Hof genießen wir ein sehr leckeres Frühstück, und Titus kann sich auf diesem wunderschönen, gepflegten Vorzeigebauernhof gar nicht an den Milchkühen im Stall, den neugeborenen Kälbchen, den Kaninchen und der milchschleckenden Katze sattsehen. Es gibt sogar einen Spielplatz mitsamt Trampolin, nur die vielen Fliegen stören die Idylle etwas.

Wieder zurück zu Hause, steht Kofferpacken und Aufräumen auf dem Programm. Es dauert, bis endlich alles verstaut und gewogen ist!
Als Abschluss gehen wir mit meiner Oma in die Eisdiele, die rüstige 89-Jährige lädt uns auf einen Eisbecher ein, den wir bei 34 Grad Außentemperatur sehr genießen.
Erst am späteren Abend setzen uns meine Eltern in den ICE Richtung München, der aufgrund diverser Störung fast 90 Minuten Verspätung hat. Der Abschied fällt schwer, erst im nächsten Jahr gibt es ein Wiedersehen.
Nachdem wir vier schwere Gepäckstücke verstaut haben, hilft uns eine engagierte Mitreisende, im vollbesetzten Zug doch noch einen Sitzplatz zu finden.
In Pasing erwartet uns Mara mit Sophie schon am Gleis, packt bei den schweren Koffern mit an und kutschiert uns zu ihrem schönen Zuhause, wo wir die kommenden zwei Tage Unterschlupf finden. In ihrem Garten spielen die Kinder bis weit nach 22 Uhr, es ist in der lauen Sommernacht aber auch zu schön draußen!

Mittwoch:
Titus hat offenbar Nachholbedarf, denn er schläft bis weit in den Vormittag hinein tief und fest. Erst gegen 11 Uhr schlägt er die Augen auf, und nach einem späten Frühstück schwimmen wir eine ausgiebige Runde im wunderschönen Naturbadesee in der Karlsfelder Nachbarschaft.

Anschließend geht es per E-Bike und Fahrradanhänger zum Einkaufen, bei 37 Grad flirrender Nachmittagshitze ist so eine kleine Unterstützung sehr angenehm. Titus liebt wie immer die Fahrt im Anhänger sehr und ist höchst zufrieden mit unserem kleinen Ausflug.
Ab dem Nachmittag bekommen wir Besuch; Verena mit den Kindern kommt vorbei, und die nun insgesamt fünf Kinder tollen und toben bis spät abends durch den Garten. Es wird im Sand gebuddelt, geklettert und mit der Wasserpumpe gespritzt, stundenlang mit Malkreide auf der Straße gemalt, und das leckere Essen vom Grill wird schnellstmöglich verputzt, um sich sofort wieder dem Spielen widmen zu können. So bleibt ausgiebig Zeit, mit Verena, Stefan, Mara und Robert zu quatschen, und in der Hitze schmeckt das kalte Bier aus dem Kühlschrank ganz ausgezeichnet.

Donnerstag:
Auch heute wird noch einmal ausgeschlafen und zum letzten Mal packe ich die Koffer. Bei Gluthitze geht es mit der S-Bahn nach Pasing, dort statten wir Martina, Dominik und Leonard einen Besuch ab. Titus verputzt Unmengen Vanilleeis, es ist tatsächlich beim 37 Grad zu heiß,im Garten, also bleiben wir lieber drinnen.
Nach einem letzten Abstecher in die Innenstadt geht es zurück nach Karlsfeld und dann mitsamt Gepäck nach Allach. Dort feiern Verena und Stefan bei einer Grillparty ihren zweiten Hochzeitstag, und die Zeit vergeht in der netten Gesellschaft viel zu schnell. Um kurz nach 19 Uhr pfeift Mara zum Aufbruch, sie bringt uns netterweise mit dem Auto zum Flughafen. Auf der Fahrt plaudert Titus auf der Rückbank angeregt mit Sophie, und schon biegen wir zum Terminal 2 ab. Nach ausgiebiger Verabschiedung geben wir die schweren Koffer auf und putzen uns die Zähne, denn uns steht ein Nachtflug bevor.
Dem Angebot der Lufthansa, noch eine Nacht länger in München zu bleiben (die Maschine ist überbucht), schlagen wir nach reiflicher Überlegung aus – so schön es hier ist, nach vier Wochen ist es Zeit, zurück nach Singapur zu fliegen.

Vielen Dank an alle lieben Gastgeber, Freunde und Familienmitglieder, die sich Zeit für uns genommen haben! Wir hatten eine ganz wunderbare Zeit in der Heimat – München und Umgebung im Juli ist wirklich eine Reise wert und die schönste Zeit des Jahres für einen Besuch.
Uns fällt der Abschied schwer, nach so perfekten Wochen, tollen Gesprächen, vielen Erlebnissen und Ausflügen freuen wir uns sehr darauf, in einem Jahr wiederzukommen – und dann zu bleiben!

Freitag:
Nach gut zwölf Stunden Flug landen wir am Nachmittag erstaunlich gut ausgeruht in Singapur, wo es im Vergleich zu München tatsächlich ein wenig kühler ist („nur“ 33 Grad). Wie immer läuft es am Flughafen Changi wie am Schnürchen; nach der Passkontrolle steht das Gepäck schon bereit, am Taxistand müssen wir keine drei Minuten warten, und schon sind wir auf dem Heimweg.
Zuhause werden wir sowohl von Norman als auch von unserer Perle Lea in Empfang genommen; während ich die Koffer auspacke, beschäftigen sich beide ausgiebig mit Titus, der sich sichtlich freut, wieder hier zu sein.
Nach einem Abendessen schlägt die Müdigkeit zu, Titus geht ohne Widerrede um 21 Uhr ins Bett („Papa, heute musst Du mich ins Bett bringen, das hast Du ja jetzt zwei Wochen nicht gemacht.“) und auch mir fallen kurz darauf die Augen zu.

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