Zum Maifeiertag nach Koh Lipe

Zum Maifeiertag nach Koh Lipe

Der 1. Mai ist nicht nur ein deutscher Feiertag – in Singapur ist dank des britischen Erbes der „Labour Day“ ebenfalls einer der elf „Public Holidays“ im Jahr.
Wir haben seit Montag Nachmittag mal wieder Besucher, diesmal beehren uns meine Patentante Biggi und ihr Mann Sally, und um das gehörig lange Wochenende ausgiebig zu nutzen, stehen wir allesamt auch am Feiertag freiwillig früh auf und machen uns bereits um halb neun auf den Weg zum Flughafen.
Der ist wider Erwarten völlig leer, innerhalb von Minuten sind wir abflugfertig am Gate, und unser Flieger verlässt auf die Minute pünktlich die Rollbahn Richtung Langkawi. Ob alle anderen Singapurer heute wohl bei der Mai-Wanderung sind?

Ein wenig sitze ich während des gesamten Fluges auf glühenden Kohlen, denn aus reiner Unwissenheit hängt der Transfer und die komplette Planung des heutigen und morgigen Tages daran, dass wir die Fähre erwischen. Und tatsächlich: das Flugzeug landet nach gut einer Stunde überpünktlich, Langkawis Flughafen ist so klein und gut organisiert, dass wir innerhalb kürzester Zeit durch die Einreise nach Malaysia durch sind und besteigen das ein Taxi.

Titus moniert noch kurz die „stinkigen und schmutzigen“ Flughafentoiletten hier in Malaysia, und ich muss ihm erklären, dass halt Singapurs preisgekrönter Flughafen Changi die Messlatte sehr hoch hängt. Schon ist die kurze Taxifahrt vorüber, und wir steigen mehr als pünktlich am Telage Fährterminal an der Westküste der nördlichsten malaysischen Insel aus.

Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf die dicht bewachsenen Berge Langkawis, die wir vor fast genau einem Jahr erkundet haben – und ab hier stagniert der minutiös durchgetaktete Reiseplan ein wenig. Zunächst warten wir gut eine Stunde darauf, dass wir die Fähre endlich besteigen dürfen, und erahnen schwitzend dabei schon ein wenig, was uns temperaturmäßig in den nächsten Tagen erwartet.


Nach nicht einmal zwei Stunden in Malaysia reisen wir mit einem neuen Stempel im Pass und einem verbesserungswürdigen Abfertigungsprocedere wieder aus, besteigen die Fähre und halten allesamt im zum Glück klimatisierten Innendeck erst einmal ein Nickerchen – bis auf Titus, der laut singend Hörbücher hört.

Als ich nach knapp einer Stunde aufwache, verlangsamt unser Schiff gerade seine Fahrt, und wir erreichen die Westküste von Koh Lipe. Thailands südlichste Insel, früher ein echter Geheimtipp, ist immer noch so „untouristisch“, dass sie über keinen Hafen verfügt. Wir steigen also bei beachtlicher Dünung von der Fähre auf ein kleines Longtailboot um und schippern damit die letzten Meter zum Strand, wo glücklicherweise ein Steg uns vor nassen Füßen beim Ausstieg bewahrt.

Dort werden wir, die Füße im weißen, pudrigen Sand, erst einmal zum Sitzen auf Plastikstühlchen verdonnert, während uns die Nachmittagssonne auf den Kopf brennt. Umständlich werden die Pässe der Neuankömmlinge bearbeitet und anschließend über Mikrophon die Namen der Einreisenden aufgerufen. Zum Glück kommen wir relativ schnell dran, während um uns gut hundert andere Reisende noch warten. Wir bekommen thailändische Einreisestempel verpasst, dürfen 200 Baht für das Betreten des Tarutoa National Park, an dessen südlichem Ende Koh Lipe liegt, berappen, und dürfen unsere Koffer aus dem großen Gepäckberg am Strand angeln.

Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zur Ostküste Koh Lipes – die nur gut 800 Meter entfernt liegt. Die Insel selbst ist nur 2 Kilometer lang und kann per Fußmarsch in gut einer Stunde umrundet werden.
Zunächst passieren wir eine Strandbar nach der anderen, in denen nur im Bikini gekleidete Twens Cocktails schlürfen, und auch der Weg durch das Inselinnere führt uns durch eine „Hauptstraße“ voller Massagesalons, Supermärkte, Tattoostudios und Restaurant mit thailändischer und europäischer Küche. Ein Geheimtipp ist die Insel definitiv nicht (mehr)!

Je weiter wir uns vom sogenannten Sunset Beach entfernen, desto ruhiger und ursprünglicher wird es jedoch. Schwitzend marschieren wir entlang unvollendenter Bauprojekte, Müllhalden und kleiner Gemüsestände, machen alle paar Meter Platz für die Motorradtaxen, die hier das einzige Fortbewegungsmittel darstellen, und erreichen endlich das Castaway Resort, das uns für die nächsten vier Nächte beherbergen wird. Die ganze Anreise hat uns von Tür zu Tür doch fast acht Stunden gekostet, viel länger, als ich vorab vermutet hatte.

Nach einem herrlich kühlen Begrüßungsgetränk beziehen wir unsere kleinen Bungalows, richten uns ein und ich begutachte erst einmal die zum Hotel gehörige Tauchschule, wo ich unkompliziert Tauchgänge für die kommenden Tage reserviere. Titus freundet sich derweil mit den zum Hotel gehörigen Katzen und Hunden an und verbringt den Rest des späten Nachmittags damit, im perfekten, weißen Sand zu buddeln, vor den Wellen wegzurennen und Bekanntschaft mit den anderen Kindern zu schließen. Dass unsere Terrasse über eine Hängematte verfügt, versöhnt ihn sogar damit, dass sein Papa uns bei dieser Reise leider nicht begleiten konnte.


Biggi, Sally und ich nutzen derweil schamlos die Happy Hour-Preise aus und ich führe meine Verwandtschaft in die nicht ganz so subtilen Schärfegrade der thailändischen Küche ein.

Begleitet vom Rauschen des Meeres fallen wir alle danach ins Bett, gut geschützt vom Mückennetz und mit der leichten Brise des Ventilators um die Ohren.

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