Philippinen: Wracktauchen
Rund um die Inselgruppe von Coron/Palawan liegt eine große Zahl Wracks auf dem Meeresboden. Sie alle sind japanische Kriegsschiffe aus dem Zweiten Weltkrieg, die von amerikanischen Kampfflugzeugen versenkt wurden, und sie alle sind heute begehrte Tauchplätze.
Also verabschiede ich mich am Dienstag um kurz vor 8 Uhr vom Rest der Reisegruppe und besteige zusammen mit acht anderen Tauchern und vier Tauchlehrern das Boot der Reggae Divers. Gut eine Stunde Fahrt später legen wir Neoprenanzüge (wegen der Quallen) und Tauchausrüstung an und springen ins 32 Grad warme Meer.
Es geht steil abwärts, das Wasser ist wegen Sandpartikeln und Plankton ziemlich trübe, und deshalb sehe ich das Wrack der Kogyo Meru erst, als wir praktisch mit der Nase darauf stoßen. Allzu viel ist von der Struktur des Frachtschiffes, dass die auf den Philippinen stationierten japanischen Truppen versorgen sollte, nicht zu erkennen. Es liegt umgekippt auf der Steuerbord-Seite in mehr als 30 Meter Tiefe, und ist komplett von Korallen überzogen. Hier unten ist es ziemlich dunkel, zum Glück sind wir mit Taschenlampen ausgerüstet und können so die Meeresbewohner wie Feuerfische, Garnelen und Kugelfische entdecken. Allzu üppig ist das Leben hier aber nicht, dafür ist es zu tief und zu dunkel. Viel spannender ist dagegen, dass wir durch enge Fenster und Gänge in das innere des Wracks hineintauchen können. Dort kann man geladene Fahrzeuge wie Traktoren und Bagger erkennen und die ehemalige Kombüse anhand der Öfen und Töpfe erahnen. Von den Mannschafts- und Steuerräumen ist nicht mehr allzu viel erhalten, trotzdem erzeugt meine durch Kinofilme gespeiste Fantasie sofort das Bild eines angeschossenen und voll besetzten Kriegsschiffes mit in Panik geratener Mannschaft.
Nach einer obligatorischen einstündigen Pause an Deck, in der wir das von der Bootscrew zubereitete frühe Mittagessen genießen (Reis mit Bohnen und einem Gemüse aus den Blütenblättern des Bananenbaumes), geht es nach kurzer Fahrt wieder ins warme Wasser, während sich am Himmel ein Gewitter zusammenbraut und mich der auffrischende Wind frösteln lässt.
Das zweite Wrack, Morezan Maru, liegt zwar nicht ganz so tief unter Wasser, ist aber in einem ähnlichen Zustand wie das bereits beschriebene. Hier stechen im Inneren die immer noch säuberlich aufgereihten Bricketts ins Auge, die neben der Kombüse darauf warten, verfeuert zu werden. Das ehemalige Steuerrad ist heute fest in der Hand einer Familie von Kofferfischen.
Bei der nächsten Oberflächen-Pause lasseich mich auf dem Sonnendeck trocknen und schließe für eine Weile die Augen, die Gewitterwolken haben sich in der Zwischenzeit verzogen und die Sonne scheint mit voller Kraft.
Der dritte Halt am frühen Nachmittag ist das Wrack der Teru Kaze Maru. Dieses liegt in relativ flachem Gewässer und eignet sich deshalb bestens für den letzten Tauchgang des Tages. Nach aufwändiger und geduldiger Suche finden wir gleich mehrere Exemplare der scheuen Mandarinenfische. Die farbenprächtigen, nur wenige Zentimeter großen Korallenfische kommen bekommt man selten zu Gesicht, umso begeisterter sind die Unterwasserphotographen in meiner Gruppe.
Bis wir wieder unseren Ausgangspunkt Coron erreichen, die Tauchbücher ausgefüllt und unterschrieben sind und das im Preis inbegriffene kalte Bier getrunken ist, ist es bereits später Nachmittag. Ich mache mich zu Fuß auf den Rückweg zum Hotel, und werde von Titus, Norman und Dennis im Tuktuk überholt. Die drei haben – Dennis ist zum Glück wieder genesen – einen Ganztages-Ausflug zum Schnorcheln hinter sich, wo sie neben Korallenriffen auch ein Wrack sehen konnten; sehr zur Freude von Titus, der überall Piraten vermutet. Alle sind also sehr angetan vom jeweiligen Tagesprogramm!
Zum Abendessen kehren wir diesmal ins Get Ready-Cafe ein, wo wir uns das erstaunlich gute TexMex-Essen schmecken lassen – und weiterhin Bier und Longdrinks zu Traumpreisen genießen!