Hitzefrei auf Koh Lipe

Hitzefrei auf Koh Lipe

Es ist heiß in Thailand. Das durften wir ja schon voriges Wochenende in Bangkok erfahren. Doch auch auf unserer kleinen Insel herrschen durchweg Temperaturen weit über 34 Grad Celsius. Tagsüber weht nicht das kleinste Lüftchen, und selbst das Meer mit seinem 32 Grad warmen Wasser bietet praktisch überhaupt keine Abkühlung.
Auch nachts lässt es sich unter dem Mückennetz nur mit dauerrotierendem Ventilator und einer kühlen Dusche vorher aushalten.
Selbst Titus, normalerweise nicht der größte Fan von Duschen, stellt sich freiwillig unter den halbwegs erfrischenden Wasserstrahl.

Zum Glück haben wir ein sehr entspanntes Tagesprogramm.
Die Nächte sind früh vorbei und unruhig. In der Dunkelheit veranstalten die Fledermäuse im Baum vor unserem kleinen Holzbungalow ohrenbetäubend Balzrituale, ab fünf Uhr plärren die Vögel. Also sitzen Titus und ich bereits um 7 Uhr am Frühstück. Auf gemütlichen Kissen, mit Blick auf türkisfarbenes Wasser und malerisch auf den Wellen schaukelnden Longtail-Booten lassen wir uns Pancakes und Ingwer-Tee schmecken, der mir bereits den Schweiß aus den Poren treibt.
Anschließend gebe ich Titus bei Biggi und Sally ab, die sich den ganzen Vormittag über hingebungsvoll um das Kind kümmern. Sie veranstalten Schatzsuchen am Strand (ich erwähnte Titus‘ aktuelle Piraten-Begeisterung) und schleppen eimerweise Muscheln, Korallen und Münzen an. Titus wagt sich am zweiten Tag ins Meer und schnorchelt munter drauf los. Bei Ebbe können wir vom Strand aus die Clownfische im Hausriff besuchen.

New photo by Nadine Dietl / Google Photos

Ich darf zwei Tage hintereinander mit der hoteleigenen Tauchschule Castaway Divers zum Tauchen gehen. Wir fahren mit dem Longtail-Boot die Koh Lipe vorgelagerten Tauchplätze Stonehenge, Steps, Koh Kla und Honeycomb Reef an und ich verbringe Stunden unter Wasser. Das Wasser ist glasklar, die Korallenriffe in bestem Zustand, knallbunt und glücklicherweise intakt.

Das marine Leben dort ist geschäftig, und ich kann praktisch jedes einzelne Lebewesen aus dem Südostasien-Tauchbuch abhaken: Weich- und Hartkorallen jeglicher Art, Kalmare, Seepferdchen, Drückerfische auf Jagd, angriffslustige Clownfische, Schwärme bunter Rifffische, Krebse und knapp ein Meter lange Kugelfische sind nur einige, die ich dort vorfinde. Die Zeit unter Wasser vergeht wie im Flug.
Am zweiten Tag wird das Tauchen etwas herausfordernder, denn beide Male geraten der Tauchlehrer und ich in so starke Strömungen, dass der Tauchgang einem Ausdauersport gleicht. Wir paddeln mit aller Kraft gut 20 Minuten in die eine Richtung und lassen uns danach eine halbe Stunde lang ganz entspannt in die Gegenrichtung abtreiben, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen. Auch eine interessante Erfahrung – und ich trage stolz meinen 50. Tauchgang in meinem Dive-Log ein.

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Unser Hotel ist so gemütlich und bietet alles, das wir brauchen, so dass wir in Versuchung geraten, es praktisch nicht mehr zu verlassen. Die Nachmittage verbringe ich mit Titus entweder in der Hängematte oder im Cafe; während das Kind Hörbücher hört und chillt, schlürfe ich geeisten Kokos-Kaffee (Espresso mit Kokosmilch und Eiswürfeln – köstlich!), sitze am Laptop und schaffe einiges an Texten. So ein Büro ist aber auch ein echt inspirierender Arbeitsplatz!

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Am späten Nachmittag, nach der schlimmsten Hitze, raffen wir uns doch auf zu einem regelmäßigen Spaziergang einmal quer über die Insel. Da Koh Lipe nur ungefähr 2×2 Kilometer groß ist, dauert dieser Spaziergang auch nur eine halbe Stunde, wenn man langsam schlendert. Dabei hilft eine frische Kokosnuss hier, ein Eis dort und ein frischer Mangosaft da, denn selbst meine sonst nie schwitzende Tante stöhnt über die Temperaturen.

Das Bier zum Aperitif hilft da zwar nicht wirklich, schmeckt aber gut, ebenso wie die grandiosen thailändischen Gerichte zum Abendessen. Papaya und Mango Salat, Massaman Curry und Pad Thai, daneben für die Nichtvegetarier kiloweise Garnelen, fangfrischer Fisch vom Grill und Muscheln. Titus beschwert sich allerdings, dass selbst seine Spaghetti mit Tomatensauce scharf sind – Thaiküche eben.

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Auf der „Walking Street“ tummeln sich abends die Massen an Touristen, in dieser Fußgängerzone, die einmal quer von Ost nach West durch die Insel führt, reihen sich bars, Restaurants und Souvenirläden aneinander. Davon abgesehen, ist Koh Lipe noch ziemlich ruhig. Spaziert man abseits der Touristenroute durch die Gässchen, findet man sich unfertigen Bauvorhaben, Bretterbuden, in denen Gemüse und Obst verkauft werden und in denen sich neben der Verkäuferin noch vier kleine Kinder am Boden tummeln, sowie unzähligen Hunden und Katzen gegenüber, die jedes noch so kleine Schattenplätzchen bevölkern.

Immerhin versucht man auf Koh Lipe vieles von Anfang an besser zu machen, als auf den seit vielen Jahren vom Tourismus überrannten Inseln. Hier wird versucht, eine rigorose Müllvermeidungs-Politik durchzusetzen. In unserem Hotel gibt es Wasserauffüllstationen, die Tauchschule hat nicht wie sonst üblich Plastikflaschen an Bord, sondern wiederverwendbare Aluflaschen, und die „Trash Heros“ rufen wöchentlich zu gemeinsamen Müllsammel-Aktionen auf. Das zahlt sich aus: die Strände mit dem weißig, pudrig-feinen Sand sind fast müllfrei, das Meer ebenso. Ob das wohl auch in Zukunft so bleibt?

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