Durch den Monsun

Durch den Monsun

Zunächst einmal: vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen und Kommentare zum letzten Blogbeitrag! Es freut mich ungemein, dass so ein persönliches Thema solche Resonanz bekommt.

Allzu lange konnte ich mich aber gar nicht auf meinen „Lorbeeren“ ausruhen, denn seit Dienstag Nachmittag haben wir Besuch von meiner lieben Freundin Franziska. Mit ihr habe ich vor 12 Jahren ein Büro geteilt, seitdem sind wir trotz räumlicher Entfernung (sie lebt inzwischen in Salzburg) eng befreundet.

Gemeinsam mit Titus hole ich sie natürlich vom Flughafen ab, das Kind wünscht sich nach dem Kindergarten eine Busfahrt dorthin, die uns dann auch eine gute Stunde und zwei Umstiege lang beschäftigt. Aber gemütlich ist es, und unser neuester Gast freut sich über das Begrüßungskomitee.

New photo by Nadine Dietl / Google Photos

Nach Koffer auspacken schleppe ich Franziska sogleich zur Chorprobe, und sie darf sich mitsamt der bunt gemischten Sängertruppe an chinesischen Volksliedern versuchen – mehr Singapur geht nicht. Zum Ausklang des Tages lassen wir uns ein Glas Prosecco im 24. Stock unseres Wohnturmes schmecken, mit Blick auf das Häusermeer der Stadt.

Am Mittwoch morgen geht es nach dem Aufstehen und einer Sporteinheit – ich auf dem Laufband und Franziska im Pool – in den Botanischen Garten. Die ganze Nacht über hat es heftig geregnet, deshalb ist die Luft für Singapurer Verhältnisse herrlich „kühl“ und ein langer Spaziergang ist möglich.

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Hähne und Warane geben einen Eindruck von Singapurs Fauna, und zum ersten Mal statte ich auch dem Orchideengarten einen Besuch ab, der wirklich sehenswert ist: minutiös gepflegt leuchten die unterschiedlichsten Orchideenarten in allen Farben. Nur die Nationalblume Singapurs, die Vanda Miss Joaquim, ist momentan leider nicht zu sehen, da sie ein neues Zuhause bekommt.

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Den Nachmittag verbringen wir wie auch schon in der Vorwoche gemeinsam mit Titus am Strand von Sentosa, denn inzwischen brennt die Sonne vom Himmel, und da ist ein langes Bad im Pool genau richtig. Ganz schön verwöhnt sind wir inzwischen von der Möglichkeit, ganz gewöhnliche Wochentage mit so einem Strandausflug ausklingen zu lassen, die Spätnachmittagssonne taucht Strand, Palmen und Meer in ein herrliches, weiches Licht, und unsere Besucherin genießt die Wärme in vollen Zügen.

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Am späten Abend geht es zur Ladies Night auf das höchste Gebäude der Stadt. Die Bar 1-Altitude ist zwar nur so lala, der Blick aber immer wieder unschlagbar!

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Ausschlafen am nächsten Tag ist aber leider nicht drin. Titus hat inzwischen fest etabliert, dass Gäste morgens vor dem Kindergarten zu seiner Verfügung stehen müssen. Punkt 7:30 Uhr öffnet er deshalb die Tür des Gästezimmers, fordert einen Frühstückssnack und Getränke an, kuschelt sich ins jeweilige Bett und lässt sich vorlesen. Was tun wir nur, wenn wir keine Gäste mehr haben?!

Noch ist es aber nicht soweit, auch ich genieße es sehr, meinen Alltag einmal in Begleitung durchleben zu dürfen. Ich nehme Franziska mit nach Tiong Bahru, zeige ihr mein Lieblingsstadtviertel und wir besuchen gemeinsam eine schweißtreibende Yogastunde.

Zum Mittagessen treffen wir Norman im Central Business District. Singapurs höchstgelegene Brauerei, Level33, schließt demnächst wegen Renovierung ihre Pforten, und vorher wollen wir unbedingt noch das hervorragende Mittagsmenü und vor allem den großartigen Blick vom 33. Stock über die gesamte Marina genießen. Natürlich darf dabei ein Pale Ale aus eigener Herstellung nicht fehlen!

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Der anschließende Spaziergang rund um die Marina kommt danach gerade richtig. Leider ist Singapurs Maskottchen, der Merlion, momentan komplett eingerüstet, aber der Weg entlang des Fullerton Hotels am Singapore River ist trotzdem sehenswert.

Im Asian Civilisations Museum kommen wir gerade rechtzeitig, um eine der kostenlosen „Highlights“-Führungen mitzumachen. Dabei zeigen die Museumsführer in einer knapp einstündigen Tour ihre persönlichen Lieblingsexponate, die Touren sind also sehr individuell. Mit Tim geraten wir an einen Keramik-Spezialisten, der uns spannende Geschichten über die Fundstücke aus dem Tang-Schiffswrack, von Porzellanherstellung und anderen chinesischen Erfindungen erzählt.

Danach schlendern wir noch durch die aktuelle Sonderausstellung über Sir Stamford Raffles.

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Der Gründer des modernen Singapurs war vor seiner Zeit hier Generalgouverneur von Java und sammelte dort im Auftrag der britischen Krone Kunst- und Alltagsgegenstände, die er minutiös dokumentierte und ein umfassendes Geschichtsbuch verfasste. Die Ausstellung beschäftigt sich eben mit dieser Periode im Leben Raffles, und da ich ja erst vor Kurzem Kultstätten wie Borobudur, javanische Gamelanmusik und Batikkunst kennenlernen durfte, finde ich es sehr spannend zu sehen, mit welchem detailgenauen Blick Raffles Zeichnungen seiner Funde und Eindrücke anfertigte.

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Leider ist es im Museum so kalt, dass wir nach knapp zwei Stunden durchgefroren sind und uns draußen dringend aufwärmen müssen.

Gerade in dem Augenblick, als wir Richtung Bushaltestelle loslaufen wollen, bricht ein tropisches Gewitter los, das es in sich hat. Knapp eine Stunde lang schüttet es wie aus Eimern, ein Verlassen den schützenden Vordachs ist unmöglich. Blitze und Donnergrollen wechseln sich im Sekundentakt ab, die Hochhäuser am gegenüberliegenden Flussufer sind durch die dichten Wolken kaum zu erkennen. Langsam werde ich nervös, schließlich müssen wir Titus vom Kindergarten abholen!

Ich bestelle ein Taxi, und bekomme nach etlichen Absagen endlich eine Buchung. Leider müssen wir dafür knapp 500 Meter bis zur Straße vor laufen – obwohl wir rennen, sind wir innerhalb kürzester Zeit bis auf die Haut durchnässt, das Wasser steht fast knöchelhoch. Zum Glück nimmt Franziska das Ganze mit Humor, so ein Tropengewitter gehört zum Singapur-Erlebnis eben auch dazu. Unser Fahrer schmunzelt ebenfalls sehr über unsere nasse Kleidung und setzt und schnellstmöglich und auf die Minute pünktlich am Kindergarten ab.

Gemeinsam mit Titus, der begeistert aus seiner Taekwondo-Stunde kommt, laufen wir die letzten Meter bis nach Hause, immer noch im strömenden Monsun-Regen, und müssen dort erst einmal alle trockene Kleidung anziehen. Wenigstens friert man in Singapur auch mit aus allen Nähten triefenden Klamotten nicht!

Titus und Franziska machen sich an den Bau einer Ritterburg, während ich das Abendessen vorbereite und meine Tasche für unseren Wochenendausflug packe. Als wir später köstliche vietnamesische Reispapier-Rollen genießen, ist der Himmel wieder wolkenlos und wir sitzen bis spätabends auf dem Balkon.

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