Unser Wochenende: Singapur-Sightseeing
Am Freitag geht es zunächst einmal von Bali aus zurück nach Singapur. Wir landen, sind wenige Minuten später bereits durch die Passkontrolle, und trotzdem kreisen unsere Koffer auf dem Gepäckband schon in der zweiten Runde. Nicht einmal eine Stunde nach Aufsetzen auf der Landebahn sind wir zuhause – keine Ahnung, wie die das am Changi Airport hinkriegen, dass dort immer alles so lückenlos funktioniert.
Auspacken, Waschmaschine anwerfen, ein bisschen spielen, dann scheuche ich die Reisegruppe aus Titus und meinen Eltern schon wieder aus dem Haus. Zum Abendessen kehren wir zu Satay by the Bay ein, dem Hawker Centre am südlichen Ende von Gardens by the Bay.
Dicht hängt der Rauch der Satay-Grills über den Tischen, es ist voll bis auf den letzten Platz und der Lärmpegel hoch. Die asiatischen Köstlichkeiten, Popiah, Kueh Pie Tee, Cheese Tofu, Kailan, die ich an den Ständen hole, schmecken allen vorzüglich, und auch Norman gesellt sich nach einer arbeitsreichen Woche zu uns, um das Wochenende einzuläuten.
Beim letzten Besuch meiner Eltern im Januar 2018 haben wir es nicht geschafft, die Lichtershow der Supertrees zu besuchen. Dieser wichtige Punkt muss dringend noch erledigt werden – und wir haben ein gutes Timing, denn die Musikauswahl und Choreographie in diesem Monat unter dem Motto „Enchanted Forest“ ist besonders gelungen, finde ich.
Es ist fast 22 Uhr, bis wir endlich nach Hause kommen, das Kind – und ich auch – müssen dringend ins Bett.
Am Samstag früh hat mich nach zwei Wochen Urlaub der Alltag endgültig wieder. Ich sitze bereits um kurz nach 7 Uhr am PC, um dringende Texte zu schreiben, nehme die Supermarktlieferung in Empfang und schleppe gemeinsam mit dem Rest der Familie Stühle und unser E-Piano in den Gemeinschaftsraum im 24. Stock.
Um 10 Uhr trudeln dann 18 Damen aus meinen Chor ein, denn heute ist eine Registerprobe für den Sopran angesetzt, und ich habe mich erboten, die Räumlichkeiten zu stellen. Es ist zwar ein wenig beengt und die Hälfte steht im Freien, aber wir kommen trotzdem ein wenig voran.
Titus wird natürlich zu Beginn von den älteren Damen verhätschelt und auch noch beschenkt und möchte anschließend am liebsten das Dirigat übernehmen.
Es kostet einige Überredungskünste, ihn davon abzubringen. Zum Glück spielen Oma und Opa den gesamten Vormittag mit ihm, und sobald meine Probe beendet ist und alles wieder an seinem Platz verräumt ist, genießen wir eine ausgiebige Auszeit am Pool.
Singapur macht zur Zeit eine massive Hitzewelle durch, es hat täglich deutlich über 32°C, Regen gab es seit Wochen nicht mehr, und endlich hat auch unser Pool eine wirklich angenehme Temperatur erreicht.
Am späten Nachmittag finden wir uns am mondänen Parkview Square ein, und während wir auf einen freien Tisch in der Atlas Bar warten, vertreiben wir uns die Zeit beim Besuch des Parkview Museums im 3. Stock.
Die chinesischen Neujahrsbilder aus dem 18. und 19. Jahrhundert sagen uns zwar nicht besonders viel, aber die Sammlung ist beeindruckend. Ein Mitarbeiter zeigt Titus, wie Holzschnitt funktioniert, und bedruckt mit ihm zusammen ein Blatt mit einer chinesischen Zeichnung.
Anschließend stärken wir uns bei Cocktails bzw. Champagner in der Bar im Erdgeschoss, die ganz im üppigen Art Déco-Stil eingerichtet ist.
Für den Abend steht wieder etwas besonderes auf dem Programm: Wir gehen zur Night Safari, Singapurs Nachtzoo. Der öffnet erst nach Einbruch der Dunkelheit seine Pforten, und wir betreten mit hunderten Besuchern gleichzeitig das große Tierparkgelände, in dem nur die Wege spärlich beleuchtet sind. Ganze drei Stunden lang wandern wir herum, beobachten im immer leerer werdenden Zoo die nachtaktiven Tiere, werden von Löwen angebrüllt und fast von Flughunden über den Haufen geflogen. Ein echtes Erlebnis, in der Dunkelheit durch den Tropenwald zu marschieren und dabei auf Tiersuche zu gehen!
Entgegen meinen Erwartungen hält Titus bis zum Schluss durch und fällt kurz vor Mitternacht todmüde ins Bett.
Unser Kleiner hat selbst am Sonntag Vormittag Termine: sein Kindergartenfreund feiert Geburtstag, und deshalb verbringt er zwei Stunden im Indoor-Spielplatz bei vollem Kinderdisco und Animation mit seinen Freunden.
Danach ist er sichtlich erledigt, aber ich bestehe darauf, wenigstens den Nachmittag mit einem Ausflug an der frischen Luft zu verbringen. Schon ewig will ich den Bukit Brown Cemetary, den ältesten noch vorhandenen Friedhof Singapurs, besichtigen. Und in meinen Eltern und Norman finde ich willige Begleiter. Die Anreise gestaltet sich als schwierig, denn rund um das Gelände wird im großen Stil gebaut, und die Zufahrt ist nicht auffindbar. Nach diversen Nachfragen bei den Bauarbeitern finden wir den Eingang und marschieren zwei Stunden bei tropischer Hitze durch das wohl abgelegenste und am wenigsten instand gehaltene Areal der sonst so perfekt getrimmten Stadt.
Der Friedhof selbst wird seit den 1970er Jahren nicht mehr genutzt, die Hälfte der ehemals 10.000 Grabstätten wurde im Zuge des Autobahnneubaus umgebettet, und die verbleibenden Gräber wurden sich mehr oder weniger selbst überlassen.
Die Natur hat sich das Gelände großteils zurückerobert, kaum kommt man vom Hauptweg ab, sieht man sich undurchdringlichem Tropenwalddickicht gegenüber, die Urwaldriesen, Lianen, Farne und Würgefeigen haben gigantische Ausmaße. Es macht Spaß, Trampelpfade dazwischen zu entdecken, die zu den teils verfallenen Grabstätten führen. Außer uns und ein paar Arbeitern ist niemand hier, und wir fühlen uns ein bisschen wie Forscher und Entdecker. Immerhin gibt es eine Online-Karte, die uns zu den wichtigsten Gräbern bekannter Singapurer Persönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts führt.
Nach zwei Stunden sind wir schweißgebadet, aber sehr zufrieden mit diesem abwechslungsreichen Ausflug in die Geschichte, bei der wir einiges über Hokkien- und Teochew-Grabstätten gelernt haben.
Während Norman mit Titus zu dessen wöchentlicher Schwimmstunde geht, führe ich meine Eltern in die Long Bar im Raffles Hotel aus, der Geburtsstätte des Singapore Sling. Wir lassen uns Cocktails und die gratis Erdnüsse schmecken und krümeln deren Schalen fachmännisch einfach auf den Fußboden, der in der gesamten Bar fast knöcheltief mit Schalen bedeckt ist.
Nach dieser Pause kehren wir gegenüber im ehemaligen Klostergelände Chijmes noch in eine mexikanische Bar ein, auch Norman und Titus gesellen sich dazu, und das Kind hat tatsächlich auch nach diesem ereignisreichen Tag noch ausreichend Energien, um mit einigen Kindern einen Wettlauf zu veranstalten.
Woher nimmt dieser kleine Kerl nur seine Ausdauer? Immerhin schläft er zuhause recht schnell ein, denn ab morgen geht es wieder in den Kindergarten!
Wie andere Blogger ihr Wochenende verbracht haben, könnt Ihr bei
den Großen Köpfen nachlesen!