12 von 12 im März: Java – von Surabaya nach Probolinggo
Noch vor dem Weckerklingeln wache ich um halb sieben auf, offenbar habe ich gut geschlafen in der Nacht. Die Sonne scheint uns ins Gesicht und über Surabaya.
Nach Katzenwäsche und Zähneputzen packen wir flugs unsere Rucksäcke, nach nur einer Nacht hier im Hotel geht das schnell. Auch Titus ist inzwischen aufgewacht und hilft fleißig mit. Anschließend spaziert er zu Oma und Opa ins Nachbarzimmer und vermeldet, dass man auch dort bereits aufbruchbereit ist.
Wir checken aus, Norman hat in der Zwischenzeit einen Fahrer über Grab bestellt, der unser Gepäck tetrisartig im Kofferraum verteilt und sich voller Elan ins Verkehrsgetümmel stürzt. Die Straßen sind nicht so voll wie befürchtet, vor allem Mopedfahrer drängeln sich auf den vier Spuren, die durch die Innenstadt führen. Der Verkehr, der auf den ersten Blick chaotisch wirkt, fließt zügig. Ganze Großfamilien mit zwei Erwachsenen und drei Schulkindern finden auf so einem Roller Platz, ein ganz normaler Anblick.
Wir erreichen den blitzsauberen Bahnhof Surabaya Gubeng, drucken die vorbestellten Fahrkarten aus und nehmen erst einmal in einem hübschen Café Platz, um Cappuccino und Waffeln zu frühstücken. Im Wartesaal sorgt eine Live-Band für musikalische Unterhaltung, die Reggae-Klänge zur frühen Stunde sorgen für gute Laune, und auch das Bahnhofsklo lässt nicht zu wünschen übrig.
Auf die Minute pünktlich fährt unser Zug um 9 Uhr ab, wir nehmen auf den sehr komfortablen Sitzen der Eksekutif-Klasse Platz und genießen für zwei Stunden die sehr entspannte Fahrt Richtung Südosten.
Bald erhaschen wir zu unserer Rechten Blick auf die Vulkane Javas – unser Wanderziel für morgen!
Nach 107 Kilometern erreichen wir Probolinggo und können aussteigen, nachdem eine mobile Treppe vor die Zugtür geschoben wurde. Außer uns verlassen auch diverse Warensendungen die Bahn, aus einer Holzkiste kräht ein Hahn und Titus amüsiert sich sehr darüber.
Vor dem Bahnhof werden wir bereits von Adit erwartet, unserem Fahrer und Guide für die nächsten vier Tage. Im bequemen Hyundai-Sechssitzer machen wir es uns bequem, Titus darf auf dem Vordersitz auf Papas Schoß Platz nehmen und fängt sogleich an, den Fahrer mit Fragen zu löchern: „How long will we drive? Are there chicken on the way?“
Es geht südwärts, nach einer knappen Stunde Fahrt verlassen wir die geteerte Straße und biegen auf einen staubigen Parkplatz ein. Titus erspäht sofort Bretterbuden, in denen Essen und Getränke zum Verkauf stehen, und erbittet mal wieder eine Nudelsuppe – sehr zur Belustigung der herumlungernden Einheimischen.
Als der Hunger gestillt ist, geht es weiter im Programm. Adit weist uns an, uns auf die vier Motorroller zu verteilen, die mit laufenden Motoren und dazugehörigen Fahrern auf uns warten. Wir fackeln nicht lange, ohne Helm und mit Titus mit auf dem Sozius geht es über einen Schlagloch übersäten Weg bergauf und bergab, hinein ins Tal.
Nach zehn Minuten ist die wilde Fahrt vorbei, wir steigen ab und betreten den Wanderweg zum Madakaripura Wasserfall. Entlang dicht bewachsener Felshänge, die steil die Schlucht links und rechts des Flusses bilden, wandern wir eine gute halbe Stunde bergauf.
Es ist kein Fleck Fels oder Erde zu sehen, alles ist dicht an dicht überwuchert. Am Ende geht es über rutschige, nasse Steine steil bergab, vor uns tost der Wasserfall und wir werden bereits mit gehörigem Sicherheitsabstand nass wie unter einer Dusche.
Findige Einheimische bieten hier vehement Regencapes an, und Norman und mein Papa wollen unbedingt die feucht-fröhliche Wanderung an den Fuß des Wasserfalls wagen. Ich beschäftige derweil Titus mit deutsch-englischen Übersetzungsspielchen, meine Mama leistet uns Gesellschaft, bis die beiden Herren nass bis auf die Unterhose nach einer Weile wieder auftauchen. Und heillos begeistert sind: Nach einer echten Kletterpartie – mit Flipflops! – und Unterstützung durch die Einheimischen gelangt man in eine Art Höhle, in die sich vier Wasserfälle ergießen. Da bleibt kein Auge trocken.
Zum Glück ist es so warm, dass beim Marsch zurück keiner frieren muss, und nach der Fahrt auf dem Motorrad zurück zum Parkplatz trocknen die T-Shirts wenigstens halbwegs. Es herrscht große Belustigung im Auto bei der Weiterfahrt: Reisen mit mir sind stets mit dem gewissen Abenteuer-Faktor verbunden!
Weit über eine Stunde lang kurven wir bergauf, immer steiler und steiler wird es, an manchen Abschnitten schaltet unser Fahrer gar die Klimaanlage aus, um die volle Motorkraft nutzen zu können. Leider regnet es inzwischen, durch die dichten Wolken können wir nichts von der Umgebung sehen, nur die Hinweisschilder am Straßenrand, die Evakuierungsrouten ausweisen, lassen die Nähe zum Vulkan Bromo erahnen. Rund um die Dörfchen an den steilen Hängen wird im großen Stil Gemüse angebaut: Kohl, Bohnen, Zwiebeln, Kartoffeln, soweit das Auge reicht. Und Trompetenbäume.
Es ist bereits später Nachmittag, als Adit endlich auf den Parkplatz der Bromo Lava View Lodge einbiegt. Beim Aussteigen erfüllt sich Normans Befürchtung: so hoch oben in den Bergen ist es tatsächlich ganz schön kühl! Geschäftstüchtige Einheimische umringen uns sofort und bieten dicke Wollmützen und Schals zum Verkauf an; ganz so winterlich ist es zum Glück nicht, doch nach einer heißen Dusche schlüpfen wir alle gerne in lange Hosen, Fleecejacken und dicke Socken.
Danach haben sich die Regenwolken verzogen und geben den Blick auf den direkt gegenüber gelegenen, Aschewolken ausstoßenden Vulkan frei. Beeindruckend!
Am Abend belohnen wir uns für den ereignisreichen Tag mit einem guten Essen und einem (oder zwei?) Gläsern Bintang-Bier. Das gehört schließlich zu einem Urlaub auch dazu!
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