Auf nach Japan!
Singapur3 ist momentan gar nicht in Singapur, sondern sitzt nach einem rigiden Temperatursturz von ungelogen 35 Grad Celsius nun in Japan.
Davor stand aber erst einmal das Packen auf dem Programm. Irre, was man für so einen Winterurlaub mitnehmen muss. Während Norman und ich aus Deutschland unsere Winterkleidung “importiert” haben, mussten für Titus Thermokleidung und Skihosen besorgt werden. Zum Glück hat sogar die Singapurer Niederlassung von Decathlon eine weitreichende Wintersportabteilung, in der sich neben uns eine indische Großfamilie mit Skikleidung eindeckte und recht dankbar für meinen Tipp waren: “Where are you going? To Switzerland? Your clothes should be as warm as possible!”
Endlich waren unsere drei Koffer voll mit Fleecejacken, Skisocken und Handschuhen, und das Kind hätte seine neue Mütze am liebsten sofort aufbehalten.
Nun stand uns nur noch eine sehr kurze Nacht zwischen bevor: der sechsstündige Flug nach Tokio startete weit nach Mitternacht, und das Filmangebot (Crazy Rich Asians! Bohemien Rhapsody!) sorgten bei mir nur für einen Sekundenschlaf, während Titus immerhin für ein paar Stündchen die Augen zumachte. Beim Landeanflug juchzte das Kind aber bereits wieder über die von Rauhreif überzogene Landschaft vor dem Fenster…
Von Tokio aus erfolgte eine logistische Meisterleistung, perfekt im Vorfeld erdacht und angeführt von Norman: zuerst per Skytrain-Express vierzig Minuten vom Flughafen in Tokios Innenstadt. Dort fünfminütiger Fußmarsch bis zum richtigen Bahnhof, wo wir nach ein paar Ungereimtheiten beim Fahrkartenkauf und einem rasanten Zwischenstopp im Supermarkt den Shinkansen-Express nach Nagano bestiegen.
Wie der Blitz rasten wir knapp zwei Stunden lang westwärts. In Nagano fanden wir die richtige Bushaltestelle und bestiegen nach kurzer Wartezeit in der Kälte, die wir nutzten, um zumindest Titus mit warmer Kleidung zu versorgen, den Bus. Das Kind war kaum von dem kleinen Schneehaufen auf dem Gehsteig wegzubekommen – und als wir nach weiteren eineinhalb Stunden Busfahrt, die ich großteils verschlief, in Hakuba ankamen, war das Staunen groß: meterhoch türmten sich die Schneemassen am Wegrand, die wir ausgiebig bei der Taxifahrt in unser Hotel bestaunen konnten. Am frühen Nachmittag bezogen wir im Oak Forest Hotel unser – für japanische Verhältnisse ausgesprochen großzügiges – Zimmer, ausgestattet mit dem winzigsten Badezimmer aller Zeite, aber immerhin einer beheizten Klobrille. Sogleich machten wir uns, angekleidet wie für eine Nordpolexpedition, auf einen Erkundungsspaziergang. Das Thermometer zeigte -3 Grad an, von den Dächern hingen meterlange Eiszapfen und der aufgehäufte Schnee am Wegrand ist so hoch, dass Titus nicht darüber gucken kann. Der kurze Spaziergang dauerte denn auch viel länger als geplant, denn im Schnee lässt es sich halt so gut spielen, nur die wirklich eisige Luft trübte das Vergnügen.
Durchgefroren kehrten wir ins erstbeste Café ein, ließen uns heißen Apfelkuchen und Kaffee schmecken und lauschten den musikalischen Klängen des Hausherrn, der am kleinen Flügel übte.
Zum Abendessen zogen wir in ein kleines Pub um – Hakuba und die umliegenden Dörfer sind allesamt dermaßen fest in australischer Hand, dass sämtliche Verpflegungsmöglichkeiten an die Geschmäcker der Gäste angepasst ist. Unsere spärlichen Bargeldvorräte schmolzen bereits wie der Schnee unter unseren Sohlen, da fast überall nur Barzahlung möglich ist.
Um 20 Uhr lagen wir drei im herrlich warmen, über zwei Meter breiten Bett und schliefen über elf Stunden.