Weihnachtsbäckerei
Der Alltag in Singapur hat uns schnell wieder. Am Montag morgen eilt Titus mit wehenden Fahnen in den Kindergarten, denn er will dort unbedingt seine Urlaubsfotos präsentieren. Die Lehrerin unterstützt solche „Show and Tell“-Initiativen sehr, und deshalb schicke ich ihr umgehend eine Bilderauswahl.
Der Rest dieser Woche steht tatsächlich im Zeichen von Weihnachten. Zwar lassen wir das Weihnachtsfest selbst nun schon zum zweiten Mal in Folge ausfallen, doch ein paar Adventstraditionen haben wir nach Südostasien importiert. Die Stadt ist inzwischen schon wieder extremst geschmückt, überall blinken Lichterketten, hängen Girlanden und künstliche Tannenzweige. In der Orchard Road, der Haupt-Shoppingmeile, ist das Thema der diesjährigen Weihnachtsbeleuchtung „Disney“, und deshalb hängen an sämtlichen Straßenlaternen und Bäumen leuchtende Mickey-Mouse-Köpfe. Auch hier dudelt im Radio Wham! mit „Last Christmas“, und Titus bringt täglich Stapel selbst gemalter Wunschzettel mit nach Hause. Allerdings adressiert er diese sicherheitshalber sowohl an das Christkind, den Nikolaus und Santa Claus.
Plätzchen zu backen, stellt mich zwar bei knapp 30°C Außen- und Innentemperatur immer vor größere Schwierigkeiten – Mürbeteig kühl zu halten ist schier unmöglich, so schnell kann ich gar nicht ausrollen, wie er schmilzt – aber Titus ist mit Feuer und Flamme bei der Sache und hat die erste Dose Plätzchen zwei Tage später bereits leer gefuttert. Da müssen wir wohl noch einmal ran!
Als Kontrastprogramm dazu fabrizieren wir am Abend das erklärte Familien-Lieblingsessen: Sushi. Inzwischen sind wir versierte Sushi-Köche und die Portion, die auf dem Foto zu sehen ist, reicht gerade so aus, um uns alle satt zu kriegen.
Überhaupt genieße ich es in dieser Woche sehr, wieder eine voll ausgestattete Küche zur Verfügung zu haben. Nach drei Wochen selber kochen mit einem Topf schöpfe ich nun quasi aus dem Vollen. Da uns eine Grillparty am Wochenende ins Haus steht, produziere ich große Mengen Ketchup, backe Brotlaib um Brotlaib und setze Joghurt an. Während Titus im Kindergarten ist, hänge ich den Adventskalender auf. Nun zahlt sich der Aufwand auf, im letzten Jahr 24 Stoffsäckchen genäht zu haben, die blitzschnell befüllt werden können. Ein einziger, einstündiger Ausflug zum besten Krimskrams-Laden aller Zeiten (Daiso) reicht aus, um mehr als genug Material dafür zu haben. Titus kann es jedenfalls kaum erwarten, dass auf dem Wandkalender endlich „Dezember“ steht!
Und natürlich genieße ich es, nach den drei Wochen, in denen wir 24 Stunden täglich miteinander verbracht haben, jetzt wieder meine freien Stunden Vormittags. Yoga, Gym, am Computer sitzen, Urlaubsplanungen: das ist alles echte „me-time“ und tut mir gut. Dienstag Abends sitze ich in der Chorprobe, wo sich langsam Aufregung breit macht: nur noch zehn Tage bis zum Weihnachtskonzert! Am Mittwoch Abend verquatsche ich mich bis weit nach Mitternacht mit meiner Nachbarin Bente auf dem Balkon, und am Donnerstag ist Ausgeh-Abend mit meiner deutschen Mädelsrunde. Diesmal testen wir das 1919 Waterboat House, und sind schwer begeistert von der schönen Dachterrasse und dem tollen Blick über die gesamte Marina.
Überall macht sich Jahresend-Stimmung breit, die meisten hier verabschieden sich zu Beginn der Schulferien ab dem 13.12. in den Urlaub, entweder in die Heimat oder an die asiatischen Strände. Deshalb endet jedes Treffen bereits jetzt mit dem Satz „Frohe Weihnachten und bis zum Wiedersehen im neuen Jahr!“
2 Replies to “Weihnachtsbäckerei”
Guten Morgen! 🙂
Wenn mir jetzt schon jemand mit Frohe Weihnachten! käme, würde ich mal dezent den Kopf in die Wand knallen. Lach. Es ist hier in Bonn so unweihnachtlich wie nur möglich!
Viel Spaß euch bei den nächsten Plätzchen!
Herbststurmgrüße von
Franziska
Danke! Von Weihnachtsstimmung kann hier streng genommen auch keine Rede sein, dafür ist es einfach zu tropisch…