Neuseeland: von Queenstown nach Manapouri

Neuseeland: von Queenstown nach Manapouri

Unser letzter Morgen in Queenstown bricht eher spät an, wir schlafen gemütlich aus und verpacken nach dem Frühstück alles reisefest. Der Himmel ist bewölkt, und deshalb können wir Titus erfolgreich davon abbringen, Gleitschirmfliegen zu gehen – denn die vielen Gleitschirmflieger, die in den letzten beiden Tagen ständig über unseren Köpfen kreisten, haben ihn schwer beeindruckt!

Stattdessen statten wir seinem Freund, dem Kea-Papagei im Kiwi Birdlife Park, noch einmal einen Besuch ab – da wir vorgestern den Vogelzoo erst kurz vor Ende der Öffnungszeiten betreten haben, gilt unser Ticket für einen zweiten Eintritt. Leider müssen wir vorab auf Parkplatzsuche gehen, und das ist in Queenstown fast noch schwieriger als in der Münchner Innenstadt. Nach gut zwanzig Minuten kreisen finden wir eine halbweg legale Parklücke und spazieren eine ganze Weile bis zum Eingang. Damit kommen wir genau rechtzeitig zur Vogelshow, dabei macht uns eine Tierpflegerin mit den wichtigsten neuseeländischen Vogelarten bekannt, lässt Gebirgspapageien und einen ausgestopften Kiwi auftreten (letzter ist ja nachtaktiv und darf keinesfalls ans Tageslicht gezerrt werden) – und weist nachdrücklich darauf hin, welchen Gefahren das Wappentier durch eingewanderte Tierarten wie Wiesel und vor allem Possums ausgesetzt ist. Die vermehren sich mangels natürlich Feinde nämlich seit mehr als hundert Jahren völlig unkontrolliert und sorgen dafür, dass nur etwa 30% der Kiwi-Jungtiere das erste halbe Jahr überleben. Weitere 25% davon werden von nächtlich herumstromernden Katzen erledigt.

Haben wir gestern erst die Bekanntschaft mit dem rigorosen Vorgehen gegen nicht-endemische Pflanzenarten gemacht, lernen wir nun, mit welchem Nachdruck man in Neuseeland auch gegen tierische Plagen vorgeht: mit den wärmsten Worten wird uns der Kauf von Produkten aus Opossum-Fell empfohlen! Da diese Tiere gnadenlos mit Fallen gejagt werden, können durch den Verkauf des Fells der Tiere weitere Ausrottungsverfahren finanziert werden. Neuseeland sei das einzige Land, in dem man Fell ohne schlechtes Gewissen kaufe könne, so berichtet uns die Tierschützerin. Titus ist davon schwer beeindruckt, vor allem, als die Dame dann auch noch ein paar kuschelweicher Handschuhe aus Possum-Fell kreisen lässt.

Mit viel neuem Wissen ausgestattet, statten wir dem schönen Spielplatz am Seeufer noch einen Besuch ab, lassen uns ein Mittagessen bei „Devil Burger“ schmecken und holen uns zum Nachtisch handtellergroße Kekse bei „Cookie Time„. Anschließend stocken wir im großen Supermarkt unsere Vorräte auf und sind wieder einmal begeistert von Auswahl und Preisen – nur Brot bekommt ein „Mangelhaft“. Endlich besteigen wir unser Auto und machen uns auf den Weg Richtung Süden. Die Panoramastrecke führt erst einmal entlang des gesamten Wakatipu-Sees, und dementsprechend langsam kommen wir voran. Erst am Südende wird die Straße besser, sie führt fast 50 Kilometer weit praktisch schnurgeradeaus, und die erlaubten 100 km/h schafft unser Bus locker. Bald erreichen wir in Mossburn den Abzweig Richtung „Fiordland„, ab hier wird die Straße noch verlassener als vorher, heftige Windböen veranlassen mich, das Lenkrad fest zu umfassen, während Titus völlig vertieft in sein Hörspiel ist. Über eine idyllische Hochebene, in der es offenbar nichts gibt außer Schaffarmen, erreichen wir am späten Nachmittag Manapouri. Die Strecke von 170 Kilometern hat uns dank bester und praktisch leerer Straßen genau zwei Stunden Fahrtzeit gekostet, aber ich bin trotzdem ziemlich erledigt und brauche erst einmal eine kleine Auszeit. Zum Glück finden wir sofort einen Stellplatz auf dem „Possum Lodge„-Campingplatz, auf dem sich zwar außer Hasen keine Felltiere blicken lassen, wir aber augenblicklich von nervtötenden Sandfliegen umschwirrt werden.

Ich rette mich in die Küche, bekomme dort von einem der anderen „Köche“ ein Glas Rotwein in die Hand gedrückt, und trotz beginnendem Nieselregen lässt es sich so sowohl beim Kochen als auch beim Abendessen und anschließendem Lesen im Wohnmobil bestens aushalten. Allerdings ist es hier bereits jetzt deutlich kühler als noch in Queenstown, und des Nachts wirft Norman einige Male den Heizlüfter an…

Am frühen Freitagmorgen wache ich vom Geräusch des Regens über meinem Kopf auf. Regen – ausgerechnet heute, wo wir doch einen Ganztagesausflug geplant haben. Eingemummelt in mehrere Lagen Fleecepullis und Regenjacken machen wir uns nach dem Frühstück – bei dem froh um meinen warmen Porridge bin – zu Fuß auf den Weg zum Hafen. Der liegt zum Glück nur zehn Minuten von unserem Campingplatz entfernt.

Nach dem „Check-In“ besteigen wir um 10 Uhr ein nettes Ausflugsschiff und fahren damit einmal quer über den Lake Manapouri. Während der Fahrt erzählt der Kapitän ein bisschen was über die geographischen Gegebenheiten und verabschiedet uns nach knapp einstündiger Fahrt auf der anderen Seeseite. Dort werden wir schon von einem Reisebus erwartet, dessen Fahrer uns über den Wilmot-Pass bringt. Währen der Fahrt erzählt er uns viel über die Pflanzen- und Tierwelt, die in diesem besonderen Klima wachsen, in Neuseeland wird diese Art Regenwald „beech forest„, nach den speziellen Farnarten, genannt. Sämtliche Aussichtspunkte, bei denen man erste Blicke auf den Fjord mit dem schönen Namen „Doubtful Sound“ („zweifelhafter/fragwürdiger Fjord“) erhaschen könnte, fahren wir gar nicht erst an – die Regenwolken hängen so tief, dass die Sichtweite kaum fünf Meter beträgt. Die Sandfliegen stört das allerdings wenig, die plagen uns schon wieder, und Titus ist inzwischen sehr versiert im Erschlagen dieser beißenden Plagegeister („Sandfliegen und Possums mögen wir nicht, die können weg.“).

Am äußersten Ausläufer des Fjords besteigen wir dann das nächste Boot, machen es uns gemütlich – und packen natürlich erst einmal das Mittagessen aus. Aus den Rucksäcken zaubern wir Nudelsuppen, Brotzeit, Obst und Kekse, nach draußen zieht es uns bei dem kalten Regenwetter erst einmal nicht.

Zwar wirken die wolkenverhangenen Berghänge, die vielen Wasserfälle und das graue Meer recht mystisch, aber die Sicht ist nach wie vor nicht allzu gut. Immerhin erblicken wir ein paar schwimmende und tauchende Pinguine, die hier auf den kleinen Inseln einigermaßen geschützt leben.

Nach neunzig Minuten Fahrt erreichen wir das offene Meer, und die Tasmansee begrüßt uns wieder mit ordentlich Wellengang, so dass ich froh bin, als wir gleich darauf umdrehen und in den deutlich geschützteren „Sound“ zurückfahren. Titus zeigt sich völlig unbeeindruckt von allem, er hört Hörbuch um Hörbuch, während Norman und ich uns an heißem Tee und Kaffee wärmen und wenigstens ein paar Mal an Deck gehen, um Fotos zu schießen.

Bis wir wieder – mit Schiff, Bus, wieder Schiff und Fußmarsch – zurück am Campingplatz sind, ist es bereits halb sechs, und wir brauchen eine heiße Dusche, warme Kleidung und Abendessen. Die Zubereitung von Pfannkuchen mit der völlig verbogenen Pfanne, mit dem unser Campingbus ausgestattet ist, gestaltet sich zwar als schwierig, aber wir werden alle satt. Und womit verbringt man einen völlig verregneten Abend am besten: mit einem lustigen Film, und zwar im Bett mit der ganzen Familie!

One Reply to “Neuseeland: von Queenstown nach Manapouri”

  1. Ich finde es nachwievor schön, wie ihr euch die Welt erkundet. Auch, wenn ich Pinguine liebe, mir gefallen euren drei letzten Photos!

    Liebe Grüße, hier versucht sich der deutsche Herbst *lach*
    Franziska

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »