TreeTop Walk, Kino im Botanischen Garten und Wasserspaß

TreeTop Walk, Kino im Botanischen Garten und Wasserspaß

Ursprünglich hatten wir geplant, dieses Wochenende auf der indonesischen Insel Batam zu verbringen, da wir diesen Monat noch gar keine Reise unternommen haben. Allerdings war Norman aufgrund des Dauerregens, der zur Zeit immer mal wieder vorherrscht, ziemlich skeptisch, da Batam sich praktisch ausschließlich für einen Badeurlaub am Strand eignet. Schlussendlich vertagten wir diesen Wochenendausflug und machten uns bei strahlendem Sonnenschein am Samstag Vormittag per Bus auf zum MacRitchie Reservoir Park, ein paar Kilometer nördlich unserer Wohnung gelegen.

Dieser Park besteht seit 1868 un beherbegt einen großen Stausee, der Teil der Trinkwasserversorgung der Stadt ist. Der darum herum verbleibende Rest an Urwald steht inzwischen unter Naturschutz, er ist ein echter Dschungel mitten in der Stadt, und unzählige lange und kurze Wanderwege sind darin in typisch perfekter Singpurer Art angelegt.

Wir marschieren also vom Parkplatz am Venus Drive aus los, immer Richtung ausgeschildertem „TreeTop Walk“. Es ist ein unfassbar heißer Tag heute, zum Glück marschieren wir bald unter einem dichten Blätterdach im Schatten, so lässt es sich einigermaßen aushalten. Bereits nach wenigen Metern treffen wir auf den ersten Urwald-Bewohner: auf dem Geländer einer kleinen Brücke thront eine hübsche Eidechse, die sich von den Heerscharen an Wanderern und Joggern nicht stören lässt. Ich bin die einzige, die Flipflops trägt, alle anderen Parkbesucher sind ausgerüstet, als würden sie die Zugspitze besteigen, keiner ist ohne mehrere Flaschen Wasser, Rucksäcke, Sporthosen und -oberteile und mindestens Trail-Running-Schuhe anzutreffen. Um es bereits vorwegzunehmen: an keiner einzigen Stelle unserer Wanderung hatte ich das Gefühl, dass ich festeres Schuhwerk gebraucht hätte…

New photo by Nadine Dietl / Google Photos
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Vom Lärm der Stadt ist nichts mehr zu hören, stattdessen zirpen die Grillen ohrenbetäubend laut im Sonnenschein, Vögel kreischen und im Unterholz raschelt es unentwegt. Von den hier frei lebenden Wildschweinen sehen wir nur ein paar Spuren im Matsch, aber Affen hat es reichlich. Titus ist seit unserem Affen-Erlebnis in Ubud sehr schlecht auf diese Tiere zu sprechen und verweigert sogar längere Picknickpausen, aus Angst vor den diebischen Makaken.

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Mit einer launigen Geschichte von Zwergen, die Gummibärchen für Kinder auslegen, um ihnen das Wandern zu erleichtern, halten wir Titus bei Laune, denn hin und wieder findet er tatsächlich ein paar der Süßigkeiten auf Geländern oder Wegweiter. So erreichen wir den Eingang zum TreeTop Walk, einer 250 Meter langen Hängebrücke, die uns quer über die Baumwipfel führt. Der Blick über das dichte Blätterdach hinüber zum Stausee selbst ist beeindruckend, zum Glück leidet keiner von uns unter Höhenangst, denn die Brücke selbst wackelt schon ein wenig.

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Immer weiter geht der Weg durch den Wald, zig Stufen hinauf und hinunter, kilometerlange Wege entlang. Alle paar Meter stehen Schilder, die über die Flora und Fauna informieren, und wir bewundern knallbunte, giftig aussehende Raupen und Riesenameisen, schaukeln an oberarmdicken Lianen und balancieren über die dicken Wurzeln am Boden.

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Neben dem Weg sonnt sich ein mittelgroßer Waran, Affen kreuzen unseren Weg und beäugen sehr genau unseren Rucksack. Inzwischen hat die Nachmittagshitze die Stadt fest im Griff, und die letzten 20 Minuten des Weges müssen wir im prallen Sonnenschein zurücklegen, während direkt nebenan Horden von Golfern ihrem Hobby nachgehen. Wir sind jedenfalls nach gut drei Stunden Wandern, in denen wir gut 10 Kilometer zurückgelegt haben (auch Titus!), ziemlich erledigt. Selten haben wir uns alle so sehr über unseren heimischen Pool gefreut, in den wir wenige Minuten nach unserer Heimkehr springen und uns abkühlen.

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Abends holen wir uns von einem der Essenstände gegenüber eine hawaiianische Poké Bowl, der wir alle ziemlich verfallen sind, und nehmen diese mit in den Botanischen Garten, wo wir es uns auf unserer Picknickdecke bequem machen.

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Das „National Cancer Centre“ veranstaltet jährlich ein Open-Air-Kino auf dem großen Rasen mitten im Park, gratis und mit kostenlosem Popcorn und Zuckerwatte. Vor etwas über einem Jahr waren wir auch schon bei dieser Veranstaltung, damals stand „The Sound of Music“ auf dem Programm, und Titus wollte nach einer halben Stunde nach Hause, da er praktisch kein Wort verstand. Wie die Zeit vergeht!

Denn diesmal ist das überhaupt kein Problem, die gesamten knapp zwei Stunden Dauer verfolgt er mit offenem Mund die Abenteuer von Mary Poppins, Jane und Michael Banks und Bert und kann es gar nicht fassen, was diese Nanny alles an Zaubertricks drauf hat. Die Kinder hinter uns, ungefähr in Titus‘ Alter, singen lautstark jedes einzelne Lied mit, und auch Titus summt später zuhause beim Zähneputzen ebenfalls „Just a spoonful of sugar helps the medicine go down…“ und „Superkalifragilisticexpialidocious“. Der zauberhafte Disney-Film aus dem Jahr 1964 gefällt uns allen so gut, dass wir tatsächlich bis zum Ende bleiben und Titus deshalb erst gegen halb elf im Bett liegt…

Unfassbarerweise kräht Titus mir am Sonntag Morgen wieder bereits um kurz nach 7 Uhr ins Ohr, dass er jetzt wach sei und dringend aufstehen wolle. Ich kann ihn überreden, sich eine halbe Stunde alleine mit seinem Tablet zu beschäftigen, aber auch das hält er kaum aus, obwohl er nachmittags manchmal am liebsten stundenlang damit herumdaddeln würde. Sein Lieblingsmüsli kann er sich eigentlich selbst zubereiten und tut das auch stolz, da frage ich mich schon, warum ich überhaupt aufgestanden bin…

Immerhin sitzt die ganze Familie so schon um 9 Uhr im Bus Richtung Ang Mo Kio, dort besuchen wir gemeinsam den großen Wasserspielplatz im Bishan Park. Titus plantscht mit erstaunlich vielen anderen Kindern zu dieser verhältnismäßig frühen Stunde im Wasser, spielt begeistert mit den Staudamm-Vorrichtungen, während die Sonne brennt und vom nahegelegenen Bright Hill-Kloster buddhistische Mantren zu uns herüberwehen.

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Zum Frühstück, dass zumindest wir Eltern uns inzwischen dringend verdient haben, kehren wir uns mitten im Park gelegene Café „Grub“ ein, in dem es vegetarische Optionen nur auf vehemente Rückfrage gibt. Titus verputzt eine große Portion Pommes, für ihn ist gefühlt schon Mittagessenszeit, während ich gerade erst den ersten Kaffee des Tages trinke.

Die beiden Männer spazieren weiter zum großen Sandspielplatz, ich setze mich derweil schon mal in den Bus, um zuhause eine Runde auf dem Laufband zu schwitzen. Buchstäblich, denn heute haben die Hausmeister vergessen, die Klimaanlage dort einzuschalten, und so herrschen im vollverglasten Fitnessraum gut 34°C Raumtemperatur – da hätte ich ja gleich meine Laufrunde im Park drehen können, draußen ist es genauso heiß…

Anschließend begleite ich Titus zum Kinderyoga, er bekommt dort heute eine echte Privatstunde, da alle anderen Kinder kurzfristig abgesagt haben. Ich sitze derweil gemütlich auf der Terrasse des Studios, höre Titus und Teacher June lauthals lachen und bewundere die wunderschönen Fassaden der alten Peranakan-Häuser in der Straße.

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Und schon endet das Wochenende wie immer mit einer nachmittäglichen Spielrunde und der aktuellen Folge der „Sendung mit der Maus“ (die wir zeitververzögert hier immer erst kurz vor dem Abendessen anschauen können). Wir lassen uns ein leckeres Okra-Gemüse schmecken, und ab geht’s ins Bett, zumindest für Titus. Erfahrungsgemäß schläft er Montag morgens immer bis mindestens 9 Uhr…


Mehr „Wochenenden in Bildern“ findet Ihr auf Susanne Mieraus Blog „Geborgen Wachsen “!

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