Matratzenlager

Matratzenlager

Die letzten Tage waren turbulent. Nicht nur unsere lieben Freunde aus München sind mit Sack und Pack und mit zwei Kindern bei uns eingezogen, sondern einen Tag später auch drei befreundete Reisende aus der Heimat, die eine dreiwöchige Malaysia-Rundreise hinter sich haben und denen wir die Hotelkosten in Singapur gerne ersparen wollten.

Unsere Wohnung glich einer Jugendherberge, überall türmten sich Rucksäcke und Gepäckstücke sowie Matratzen. Um genügend Schlafgelegenheiten für sieben (!) Gäste zu haben, musste ich mir von Nachbarin Peggy erst einmal eine zusätzliche Matratze ausleihen. Morgens bildeten sich Warteschlangen vor dem Bad, aber vor allem die drei Kinder waren selig, schließlich fand sich immer jemand, der Lust hatte, ein Buch vorzulesen oder zu basteln.

New photo by Nadine Dietl / Google Photos

Nur Norman stand morgens etwas ratlos im Schlafzimmer, normalerweise fönt er sich dort in Ermangelung einer Steckdose im Badezimmer (ich berichtete) die Haare. Dort schlief aber Titus in unserem Bett, in solchen Fällen weicht er in die Küche aus. Dort bzw. im Wohnzimmer nebenan schlief aber die Gästeschar Nummer 2. Also nutzte er das zu diesem Zeitpunkt einzige freie Zimmer der Wohnung und fönte sich im Kinderzimmer die Haare – immer flexibel bleiben, heißt das Motto!

Auch Singapur – und damit unsere Gäste – litt ein wenig unter der Hitzewelle. Das Besichtigungsprogramm mit den noch nicht ganz auf Südostasiens Klima akklimatisierten Münchnern war also darauf angelegt, möglichst wenig in der aufgeheizten Stadt zuzubringen.

Einzig Chinatown ließen wir uns nicht nehmen, zu den „Standards“ gehört natürlich der Buddha Tooth Relic Temple, auf dessen Dachterrasse alle natürlich mindestens einmal die meterhohe Gebetsmühle drehen wollten. Den Hindu-Tempel bestaunten wir nur von außen, denn der sonnenbeschienene Boden im Inneren war so heiß, dass wir ihn lieber nicht barfuß betreten wollten.

Ein echtes Highlight war der Besuch im kleinen Lokal „Lan Zhou La Mian“. So unscheinbar es von außen wirkt, so nett ist es drinnen. Inhaberin und Koch sind sehr lieb, und kaum hatten wir Platz genommen und unsere Bestellung aufgegeben, schon wirbelte der Nudelmann den Teig durch die Lüfte und fabrizierte mit ein paar Handbewegungen perfekte Suppennudeln, die in köstlicher Brühe serviert wurden. So einfach das Gericht ist, so lecker war es. Groß und Klein verputzten jedenfalls mit Begeisterung Nudelsuppe!

Danach fuhren wir zur Marina Bay und spazierten gemütlich einmal kreuz und quer durch Gardens by the Bay. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sprangen die Kinder in noch so kleine Bächlein – die leider überhaupt keine Abkühlung boten. Am Ende waren alle drei pitschnass und zogen sich bis auf die Untehosen aus, was aber niemand störte. Keine zwei Stunden später waren sämtliche Kleidungsstücke in der Spätnachmittagshitze wieder getrocknet, und wir konnten im Marina Bay-Einkaufszentrum Unmengen Dumplings bei Din Tai Fung essen. Derart gestärkt, ging es zurück in den Park, wo wir die Lichtershow der Supertrees bestaunten, und drei Kinder mucksmäuschenstill mit offenem Mund der 15minütigen Musik- und Lichtchoreographie zuschauten.

New photo by Nadine Dietl / Google Photos

Für den Heimweg möchte ich wie eigentlich immer ein Taxi buchen – doch für drei Erwachsene und drei (Klein-)Kinder ist das gar nicht so einfach. Einige der Fahrer möchten keine Kinder mitnehmen, andere haben nicht genug Sitzplätze für alle, und so dauert es, bis wir ein geeignetes Fahrzeug gefunden haben. Bis dann zuhause auch endlich alle in die jeweiligen Betten verräumt waren, ging es schon fast auf Mitternacht zu – egal, es herrschte sowieso Ausnahmezustand!

Am Dienstag morgen gönnte ich mir eine frühmorgendliche Yogastunde bei herrlicher Aussicht im 24. Stock unseres Wohnhauses. Yogalehrerin Baya kam mitsamt ihren wunderschönen Klangschalen angereist, um Nachbarin Bente und mir quasi eine Privatstunde zu verabreichen. Ich genoss die Ruhe dort sehr, bevor ich frisch gestärkt in unser Bettenlager zurückkehrte, wo sich Titus gerade von Verena sein Frühstück servieren ließ.

New photo by Nadine Dietl / Google Photos

Den Rest des Tages verbrachten wir im Zoo, denn inzwischen habe ich Erfahrung damit, dass dieser Tierpark soviel zu bieten hat und so weitläufig ist, dass man immer mindestens fünf Stunden für einen Besuch dort einplanen muss. Die Zeit verging jedenfalls wie im Flug, und wir verbrachten eine halbe Ewigkeit am großen Wasserspielplatz. Eben noch tönte Titus, dass er heute auf gar keinen Fall ins Wasser gehen wollte, schon folgte er seinem Freund Leander und die beiden spielten im viel zu warmen Nass, bis sie komplett verschrumpelt waren. Auch die anschließende Dusche, über die normalerweise immer diskutiert wird: plötzlich kein Problem, die beiden Vierjährigen verschwanden alle im Duschbereich und kamen wenig später komplett durchgespült zurück!

New photo by Nadine Dietl / Google Photos

Zum Abendessen kehren wir auf den Newton Hawker ein, dort lässt es sich schließlich gemütlich sitzen. Auch der Rest der Gästeschar swie Norman finden sich ein, und es wurden Köstlichkeiten wie chinesischer Carrot Cake, malayische Satay-Spieße, indisches Chana Masala, Naan, Reis und dazu der obligatorische Lime Juice und vor allem Tiger Beer verkostet.

Immerhin schafften wir es, die übermüdeten Kinder nach einer Vorleserunde in der Hängeschaukel auf dem Balkon „schon“ gegen 22 Uhr ins Bett zu verfrachten – allerdings jedes ins eigene, denn der Plan, gemeinsam in einem Zimmer zu schlafen, hat sich bisher nicht durchgesetzt, da zum Einschlafen doch immer noch die jeweiligen Eltern dringend benötigt werden. Umso besser, so ist nachts wenigstens klar, welches Kind gerade schreit oder sonstige Hilfe benötigt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »