Wohnortwechsel mit (Klein-)Kind: Tipps für den Umzug ans andere Ende der Welt
Nun ist fast ein Jahr vergangen seit unserem Umzug nach Singapur – eingelebt haben wir uns auf jeden Fall gut in der Stadt! Mit Schrecken denke ich allerdings immer noch an den Umzug zurück, so vieles musste in so kurzer Zeit organisiert werden. Trotz ellenlanger Listen, die abgearbeitet werden mussten, stand vor allem eines im Vordergrund: Titus auf den Ortswechsel gut vorzubereiten. Schließlich verpflanzten wir „mal eben“ einen gerade Dreijährigen ans andere Ende der Welt, wo er eine neue Sprache lernen musste und Freunde und Verwandte zurücklassen musste, ebenso wie die gewohnte Umgebung.
In unserem kleinen Stadtviertel mitten in München-Schwabing kannte sich der junge Mann bestens aus, schließlich befand sich seine ganze Welt innerhalb eines Ein-Kilometer-Radiuses: Kita, Spielplätze, Bäcker, Super- und Wochenmarkt, Pizzeria, Kinderarzt, Cafés, Schwimmbad, Kiosk, Olympiapark mit Ententeich, Bus- und Tramhaltestellen – alles selbst mit Kinderbeinchen leicht zu erreichen, verkehrsberuhigt und übersichtlich, so dass Titus sich dort bestens auskannte. Viele Nachbarn erkannte er auf der Straße, im Prinzip hätte er sich quasi alleine morgens in die Kita bringen können. Durch Hartnäckigkeit und frühzeitiger Vorbereitung hatten wir dann im Juni 2017 auch endlich die Zusage für einen Kindergartenplatz, genau 50 m von unserer Wohnung entfernt. Herrlich!
Und dann mussten wir ihm erklären, dass es nun ans Kofferpacken und Abschiednehmen geht. Natürlich habe ich dafür vorab ein wenig auf diversen Expatforen recherchiert, habe einige Tipps übernommen und so den doch ziemlich krassen Wohnortwechsel vorbereitet. Und nach einem Jahr muss ich sagen, dass ich sehr erstaunt bin, wie gut Titus alles weggesteckt hat – auch wenn er tatsächlich immer wieder deutlich macht, dass München nach wie vor seine „Heimat“ ist. Auch wiederum erstaunlich, wie gut er sich an so vieles dort noch erinnern kann!
Alle, denen ein solcher Umzug – wohin auch immer! – bevorsteht, möchte ich die Recherchearbeit ein wenig erleichtern. Denn im ganzen Umzugstress bleibt meistens gar nicht so viel Zeit!
Zuhause:
Zunächst einmal haben wir uns ausgiebig mit einem Singapur-Reiseführer, denn ich flugs aus der Stadtbibliothek ausgeliehen habe, beschäftigt. Vor allem die Fotos aus dem Zoo haben Titus sehr interessiert, die Hochhäuser natürlich auch.
Titus hat eine große Weltkarte in seinem Zimmer, darauf haben wir natürlich regelmäßig nachgeschaut, wo genau denn dieses Singapur ist, wie weit das von München entfernt ist, haben die Distanz mit der zu Ländern, in denen wir als Familie schon unterwegs waren, verglichen, und haben überlegt, wohin man von dort aus hinreisen könnte.
Recht schnell sind wir dabei auf Sumatra gestoßen, quasi Nachbarinsel – die Fotos von den Orang-Utans aus dem Reiseführer haben den Anstoss dazu gegeben, darüber zu sprechen, wo die Menschenaffen denn in der freien Natur vorkommen. Und so habe ich Titus fest versprochen, dass unsere allererste Reise uns so schnell wie möglich nach dem Umzug nach Sumatra zu den Orang-Utans führen wird – das haben wir dann auch tatsächlich so gemacht!
Natürlich haben wir auch darüber gesprochen, dass wir in eine neue Wohnung ziehen – eine gute Gelegenheit, von Babysachen wie dem Gitterbettchen Abschied zu nehmen. Einen Nachmittag lang haben das Kind und ich beim Möbel-Schweden verbracht, dort durfte Titus sich eine neue Kinderzimmer-Einrichtung aussuchen – und zwar ohne meine Intervention. Auf das neue, „große“ Bett freute er sich dann wochenlang.
Denn unsere Möbel und die gesamte Wohnungseinrichtung wurde bereits zwei Wochen vor unserer eigenen Abreise in einen großen Container verpackt und Richtung Südostasien verschifft. Ich versuchte, aus dem sehr provisorischen Haushalt ein Abenteuer zu machen: im Schlafzimmer breiteten wir ein Matratzenlager aus, gegessen und gespielt wurde auf dem Boden sitzend, gekocht wurde nicht mehr, stattdessen ließen wir uns zwei Wochen lang rundum von unseren Freunden zum Essen einladen – ohne diese und die Nachbarn, die mit dem nötigsten wie Geschirr, Bettwäsche, Handtücher etc. aushalfen, wäre es nicht gegangen. Und so konnten wir alle Lieben auch noch einmal ausgiebig besuchen und Zeit mit ihnen verbringen.
Titus durfte außerdem eine ganze Woche „Urlaub“ bei den Großeltern machen – eine echte Win-Win-Win-Situation: die Großeltern waren selig, den Lieblingsenkel noch einmal voll und ganz für sich zu haben, ebendieser Enkel genoss das Umsorgtwerden in vollen Zügen, und ich hatte eine ganze Woche lang Zeit, zwischen Arbeit, Umzug, Erledigungen umherzuwuseln, ohne mich zusätzlich noch um das Kind kümmern zu müssen. Der Göttergatte weilte nämlich bereits in Singapur, um eine Vorabbesichtigung zu machen, so dass viel Organisatorisches an mir hängen blieb.
Ein großer Wermutstropfen waren die vielen, vielen Arztbesuche im Vorfeld unserer Abreise. Kinder-, Ohren-, Augen- und Zahnarzt besuchten wir einfach zur Vorsorge, damit wir mit vertrauten Medizinern über den Status Quo und mögliche zukünftige Probleme sprechen konnten. Dann folgten zig Impfungen, denn das entsendende Unternehmen bestand auf einen kompletten medizinischen Check für die ganze Familie. Also trabten wir im Wochentakt zum Vertragsarzt, und Titus ließ Röntgen und wirklich viele Impfungen über sich ergehen. Nach dem vierten Arzbesuch inklusive Spritze innerhalb von vier Wochen wurde der Unmut dann verständlicherweise aber doch ziemlich groß – also erarbeiteten wir das Thema „Schutzimpfung“ mit einem tollen Kinder-Körperbuch und einem großen Eisbecher nach jeder überstandenen Behandlung!
Leider bin ich auf den Blog und die Service-Seite „Expatmamas“ erst nach unserem Umzug gestoßen, die Leseliste dort hätte mir gute Dienste geleistet. Stattdessen forschte ich selbst herum und war bald ziemlich frustriert, da es vor allem für kleine Kinder keine richtige Lektüre für ein solches Abenteuer gibt. Recht zufrieden war ich dann aber doch mit „Andere Länder, andere Kinder“ – das richtet sich zwar vor allem an Grundschüler, aber da muss man beim Vorlesen halt ein wenig improvisieren. Titus jedenfalls hat das Buch zwei Wochen lang überall mit hin geschleppt.
Zu guter Letzt und besonders wichtig war, dass wir Abschiedsfeste veranstaltet haben, um wirklich einen deutlichen Schlusspunkt zu setzen. Und zwar gleich mehrmals: mit der Familie in der Heimat, mit den Freunden in München und für Titus in seiner Kinderkrippe. Jedesmal gab es viel zu Essen und zu Trinken, ausreichend Spielmöglichkeiten, Kuchen und für die Kita-Freunde und Erzieherinnen kleine asientypische Geschenke wie Glückskekse und Winke-Katzen.
Übergangsphase Umzug
Schließlich wurde es ernst, wir kamen in Singapur an und verbrachten den ersten Monat in einer Übergangswohnung. Die war zwar nicht besonders hübsch, dafür groß und sehr zentral gelegen. Zum ersten Mal in zwei Jahren verbrachten Titus und ich verbrachten einen ganzen Monat lang ungestört miteinander. Norman musste viel arbeiten, und so zogen das Kind und ich täglich los und entdeckten die neue Stadt für uns, erledigten Behördenkram, besuchten diverse Kindergärten und machten Wohnungsbesichtigungen, badeten täglich im Pool und hatten ziemlich viel Spaß miteinander.
Der junge Mann klammerte in dieser Zeit beachtlich, ich durfte mich kaum entfernen, er wollte ständig getragen werden – obwohl er schon lange ohne Kinderwagen klar kam – und fiel ein wenig zurück in eine Art Babyphase. Ob das ein normaler Entwicklungsschub war oder auf den Umzug zurückzuführen ist, weiß ich nicht.
Regelmäßig verfolgten wir „unseren“ Container auf dem Frachtschiff, dank Live-Tracking überhaupt kein Problem. Auch so ließ sich noch einmal die beachtliche Distanz visualisieren, denn das Schiff war immerhin knapp sieben Wochen lang unterwegs!
Zwei besonders nette Abschiedsgeschenke haben uns in dieser Zeit die Seele gestreichelt: zum einen das Familien-Fotobuch, das meine Eltern kurz vor unserer Abreise erstellt hatten und das Fotos aller Familienmitglieder enthält, und die Jahreskarte für den Singapurer Zoo, die wir von Familie Waitz geschenkt bekommen haben. Das erste blätterten wir fast täglich durch, das zweite ermöglichte uns viele Ausflüge, und Titus erinnert bis heute jedes Mal daran, wem wir den Gratis-Eintritt zu verdanken haben.
Angekommen im neuen Zuhause
Endlich war der Mietvertrag unterschrieben, tagelang wuselten Umzugshelfer durch die neue Wohnung, und es war ein guter Plan, unseren eigenen Haushalt aufzulösen und nach Singapur zu verschiffen. Sobald die Wohnung eingerichtet war, waren wir umgeben von liebgewordenen und bekannten Dingen, das war beim Einleben wirklich sehr hilfreich!
Da ich so schnell wie möglich eine Alltagsroutine etablieren wollte, hatte Titus ein paar Tage nach dem Einzug seinen ersten Kindergarten-Tag, in einer Einrichtung, die keine drei Gehminuten von unserer Wohnung entfernt liegt. Der erste Monat dort war sicherlich ziemlich hart, sprach der junge Mann doch kein Wort Englisch und in seinem Kindergarten kein Mensch Deutsch. Aber nicht ein einziges Mal beschwerte er sich bei mir, morgens marschierten wir ohne Murren los und nach einem Monat Schweigen konnte er die ersten einzelnen Wörter sprechen. Nach etwa drei Monaten wurden ganze Sätze daraus, kurz darauf parlierte er mit Taxifahrern und Bäckereiverkäuferinnen und bestellt seitdem, egal, in welchem Land wir unterwegs sind, selbstständig sein Essen im Restaurant.
Insgesamt dauerte die vollständige Eingewöhnung im Kindergarten sicherlich vier Monate, aber das ist wohl immer so, wie ich mir habe sagen lassen…
Eine Musikschule war schnell gefunden, die ersten Freundschaften wurden mit Nachbarskindern und Kindergarten-Kameraden geknüpft, und eine Babysitterin, mit der Titus zufrieden ist, organisierten wir auch ziemlich schnell.
Seitdem sind wir definitiv „angekommen“, nur manchmal behauptet Titus, dass „alle seine besten Freunde“ nach wie vor in München seien und er natürlich die Familie sehr vermisst. Aber dank Video-Telefonie lässt sich die Zeit bis zum nächsten Wiedersehen überbrücken, der regelmäßige Besuch aus Deutschland hilft auch dabei, das Heimatland nicht zu vergessen, und ich bin jetzt schon gespannt, wie es in ein paar Jahren mit der Rückkehr ablaufen wird!
Die Auflistung – die ggf. auch durch Eure und andere Empfehlungen ergänzt wird – findet sich zukünftig rechts auf der Blogseite unter „Unsere Lieblinge: Tipps für den Umzug mit Kind„.
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6 Replies to “Wohnortwechsel mit (Klein-)Kind: Tipps für den Umzug ans andere Ende der Welt”
Hallo Nadine!
Wenn mir schon vor den normalen Umzügen graust, die logistisch teils sogar als Einzelperson machbar sind (waren), dann Hut ab! vor eurer Leistung!
Liebe Grüße
Franziska
Liebe Franziska, vielen Dank! Und glaube mir: mir graust es jetzt beim dem Gedanken an den nächsten Umzug – ich habe einen ganzen Monat Erholungsurlaub von den Strapazen gebraucht!
Liebe Grüße, Nadine
Liebe Nadine,
wer kann es dir verdenken! Vielleicht sollte schon mal für einen Wellness-Hotel-Gutschein für dich zusammengelegt werden.
Vielleicht wird es beim nächsten Umzug auch nicht ganz so heftig, weil du/ ihr schon Vorerfahrung mitbringt.
Liebe Grüße,
Franziska
Oh ja, das wäre eine tolle Idee, den Wellness-Urlaub brauche ich hinterher definitiv. Aber noch ist ja ein bisschen Zeit, um mich mental darauf vorzubereiten, und diesmal wird es auch eine längere Vorlaufzeit geben!
Hallo Nadine,
vielen Dank für die nette Erwähnung! Was für eine schöne Überraschung. 🙂 Ich freue mich sehr, wenn dir die Seite gut gefällt. Liebe Grüße
Liebe Jonna,
wie ich schrieb – leider bin ich viel zu spät auf die Expatmamas aufmerksam geworden!!!
LG, Nadine