Bücher, Tiere, Strand und Riesenrad

Bücher, Tiere, Strand und Riesenrad

Endlich, am Freitag ist der Junior wieder soweit hergestellt, dass wir pünktlich um 9 Uhr zusammen in den Kindergarten marschieren können. Schließlich hat er sich schon seit Wochen auf den Tag gefreut – die Themenwoche „Bücher“ endet nämlich damit, dass sich jedes Kind als Lieblingsbuchfigur verkleiden darf. Und so setzt sich Titus OP-Häubchen auf, zieht den Arztkittel über, legt sich ein Stethoskop um und klemmt sich sein aktuelles Lieblingsbuch „Wieso? Weshalb? Warum? – Wir entdecken unseren Körper“ unter den Arm.

Im Garten versammeln sich dann schließlich alle Kinder, gemeinsam mit den anderen Eltern bewundere ich die Kostüme und rätsle über die dargestellten Buch-Helden. Natürlich gibt es unzählige kleine Prinzessin, viele Superhelden, ein paar Filmfiguren haben sich eingeschlichen, Nemo und anderes Getier gesellt sich zu Feuerwehrmännern und Rittern. Auch ein Wally, in Deutschland besser bekannt als Walter, hat sich eingefunden.

Die Erzieherinnen führen als kleines Theaterstück die „Raupe Nimmersatt“ auf, herzallerliebst erscheint der fesche Sportlehrer Mr. Zhi am Ende als wunderschöner Schmetterling, während die Schulleiterin Mrs. Tina die Geschichte vorliest und sich passend dazu eine Mütze mitsamt Plüschraupe aufsetzt.

Am Ende steht noch ein Fototermin, und anschließend sind Titus‘ Erzieherinnen froh, sich die Plüsch-Bärenkostüme wieder ausziehen zu können. Jede Kindergartengruppe hat nämlich ein Kinderbuch als Thema bekommen, den Klassenraum dementsprechend dekoriert und die Klassenleiterinnen stellen die Hauptfiguren daraus nach – und bei Titus‘ Gruppe ist es eben „Goldilocks and the three bears„.

Ich jedenfalls eile wieder nach Hause, sammle Knut ein, der bereits fleißig einige Bahnen geschwommen ist, und wir verbringen einen lustigen Vormittag/Mittag in Little India, mit fantastischem Essen im Street Food-Restaurant und einer ausgiebigen Shoppingrunde im unübersichtlichsten und chaotischsten Einkaufszentrum Singapurs, bei „Mustafa“.

Bis am Samstag morgen endlich alle Anwesenden ausgehbereit sind, dauert es eine Weile, Titus ist ziemlich unwillig und jammert im Taxi ständig vor sich hin, dass dieses ganze Herumfahren ja „soooo anstrengend“ sei. Die zweistündige Wanderung, die wir dann aber vom Mount Faber über die wunderschönen „Henderson Waves“ und „Southern Ridges“ bis durch den halben Hort Park unternehmen, findet er dann aber offenbar gar nicht mehr anstrengend, sondern rennt voraus und ist bester Laune. Zum Totlachen ist es, wenn er dann urplötzlich englische Sätze von sich gibt, wie ein unvermitteltes „These trees make me dizzy!“. Singapur ist momentan aufgrund der großen Sommerferien ziemlich leer, alle Welt ist im Urlaub, und so sind wir fast die einzigen Wanderer weit und breit.

Zum Glück hält sich die Sonne einigermaßen hinter den Wolken versteckt, und draußen lässt es sich auch ohne Schatten ganz gut aushalten. Trotzdem freuen wir uns alle auf den Nachmittag am Pool. Norman bekommt Kraulunterricht, Titus und ich spielen Wassertaxi, und hinterher liegen wir alle faul auf den Sonnenliegen und genießen die Auszeit.

Denn das Tagesprogramm ist noch nicht zu Ende: um kurz nach 19 Uhr steigen wir vor dem Eingang der „Night Safari“ aus dem Taxi, während die Sonne gerade untergeht. Neben dem großen Singapore Zoo, den ich so sehr mag, befindet sich nämlich noch ein weiterer, nur unwesentlich kleinerer Zoo, der sehr ähnlich angelegt ist – und der ausschließlich von 19 Uhr bis Mitternacht geöffnet ist, und bietet den Besuchern die Möglichkeit, rein nachtaktive Tiere zu sehen.

Es macht uns großen Spaß, in der völligen Dunkelheit die nur spärlich beleuchteten Pfade mitten im tropischen Urwald zu betreten. Auch die Gehege sind nur ganz leicht beleuchtet, und wir sehen tatsächlich im Laub wühlende Stachelschweine, Gürteltiere, Flughunde, Eulen, Wildkatzen, Hyänen und Schlangen. Die Tigerfütterung ist beeindruckend, und am direkt vor unserer Nase schlummernden Leoparden können wir uns gar nicht sattsehen.

Obwohl an diesem Samstag Abend ziemlich viel Betrieb ist, bekommen wir von den anderen Zoo-Besuchern kaum etwas mit. Die meisten ziehen es wohl vor, mit dem kleinen Bähnchen herumgefahren zu werden. Uns ist die Warteschlange davor viel zu lang, wir gehen lieber zu Fuß und kommen so auch viel näher an die Gehege heran. Titus wird zu vorgerückter Stunde merklich müde, die Wege sind auch ziemlich weit, und deshalb besuchen wir die Tiershow in dem Amphitheater. Die sehr launige Moderatorin lässt gekonnt Eulen, Zebramangusten und Otter auftreten, wie immer in Singapur ist die Musik zu laut und alles sehr perfekt organisiert, aber die Show ist ein guter Abschluss unseres Besuchs – als wir uns um kurz nach 22 Uhr in die Warteschlange am Taxistand einreihen, schläft Titus auf meinem Arm innerhalb kürzester Zeit ein und wacht bis am nächsten Morgen um 10 Uhr auch nicht mehr auf…

So sind wir alle sehr ausgeschlafen, als wir um die Mittagszeit dann endlich auf Sentosa eintreffen – denn zu einem richtigen Singapur-Besuch gehört natürlich auch ein Ausflug an den Strand! Für einen Sonntag sind auch hier heute erstaunlich wenig Badegäste zu sehen, und so breiten wir uns am Sandstrand aus und machen es uns gemütlich. Titus baut mit Knut eine sehr professionelle Sandburg und stürzt sich danach sogar mit Begeisterung in die Wellen, ich lese und motze ein bisschen über die Wolken am Himmel. Als der Magen knurrt, gönnen wir uns eine große Portion Pommes, da kommt schon fast Freibad-Feeling auf!

Inzwischen haben sich die Wolken verzogen, und wir spazieren durch den an Gaudì erinnernden Park bis zur gigantsichen Statue des Merlion, des Singapur-Maskottchens, der sich über der Vergnügungsinsel erhebt. Hier ist ganz im Gegensatz zum Strand allerdings ziemlich viel Trubel, sämtliche asiatischen Touristen haben sich versammelt, um ein Selfie mit dem Löwenfisch im Hintergrund zu machen, und wir steigen schnell in die Einschienenbahn und fahren zurück aufs Festland.

Nach längeren Beratschlagungen geht es per Taxi dann zur Marina Bay, und kurz darauf besteigen wir den Singapore Flyer, das 165m hohe Riesenrad. Auch hier haben wir wieder Glück, entgegen aller Befürchtungen müssen wir nicht anstehen und sitzen in der bus-großen Kabine alleine. Gut 30 Minuten lang dauert eine Umrundung, wir haben also ausreichend Zeit, die fantastische 360°-Sicht zu genießen. Das Licht ist zu dieser frühen Abendstunde besonders schön, die Sonne färbt das Wasser und die Hochhäuser, und wir schießen viele Fotos.

Die langsame Rundfahrt macht uns alle müde, und Titus und Norman verabschieden sich nach Hause. Knut und ich lassen den Abend bei einem gratis Open-Air-Konzert an der Esplanade-Konzerthalle ausklingen. Der Blick über die nächtliche Skyline wird von recht schwülstigen Klängen malayischer Filmhits untermalt, fast fühlen wir uns wie in einer Episode aus dem „Traumschiff“. Schön, wenn man die Stadt, in der man lebt, jedes Mal und mit jedem Besucher wieder neu erleben kann!

2 Replies to “Bücher, Tiere, Strand und Riesenrad”

  1. Ich hab richtig Fieberbäckchen, bei all den Schilderungen! Schön ist es bei euch! Mir etwas zu tropisch, dennoch schön. 🙂
    Für euren wißbegierigen Mann: https://www.youtube.com/watch?v=Qx1oMOa7sfk „Es war einmal…“ kennt ihr vielleicht auch noch?
    Nachtaktivitäten sind mir zumindest nur im Bonner Botanischen Garten etwa 2 mal im Jahr bekannt. Gegen euer Erlebnis mit dem Leoparden sind die Pfeiffrösche hier ein Kindergeburtstag! Lach.

    Ich wünsche euch einen guten Wochenbeginn!

    Liebe Grüße,
    Franziska

    1. Liebe Franziska,
      danke für den tollen Tipp – ich habe diese Serie als Kind geliebt! Eine super Idee, das schauen wir demnächst mal zusammen an!

      Alles Liebe und hab einen schönen Tag,
      Nadine

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