Yoga und Thai-Kochkurs
Die beiden Männer schlafen noch, als Regina und ich um kurz vor halb acht das Haus verlassen. Unten am Pförtnerhäuschen treffen wir meine Nachbarin Bente und fahren gemeinsam mit dem Taxi in den Botanischen Garten. Noch ist kaum Verkehr auf den Straßen unterwegs, so dass wir Punkt 8 Uhr an „unserem“ Yoga-Platz eintreffen, wo schon Yogalehrerin Baya auf uns wartet.
Die Sonne scheint uns direkt in die Gesichter und wir kommen bereits beim Aufwärmen ins Schwitzen. Eichhörnchen rascheln im Laub, die wilden Hähne krähen, ein Waran schleicht an uns vorbei und verschwindet mit lautem „Platsch“ im See. Neben uns sind gleich zwei größere Rentnergruppen stillschweigend in ihre Tai Chi-Übungen vertieft, während wir die „Kobra“- und die „Garuda“-Asana üben. Die Stimmung im Morgenlicht ist unfassbar schön, auch wenn es ganz schön warm ist heute – und bei der Schlussentspannung, die Baya wie immer mit ihren großen Klangschalen untermalt, fühle ich eine große Zufriedenheit darüber, an diesem Ort sein zu dürfen.
Leider bleibt heute keine Zeit für einen anschließenden Kaffeeklatsch mit Bente, nach kurzem Umziehen in der U-Bahn-Toilette eilen Regina und ich nämlich direkt weiter Richtung Downtown, zu unserem „Thai“-Kochkurs. So langsam artet dieser Blog tatsächlich in einen „Foodblog“ aus, oder? Das liegt aber tatsächlich daran, dass Essen hier das absolut beherrschende Thema ist, und davon lasse ich mich natürlich gerne anstecken – und freue mich, dass sich auch alle unsere Besucher davon anstecken lassen und vom Essen schwärmen. Gerade habe ich in einem Buch den schönen Satz gelesen: „Der Deutsche isst, um zu leben; der Asiate lebt, um zu essen.“
Als wir in der OUE Social Kitchen eintreffen – ein wenig zu spät, weil wir vor lauter Quatschen drei Stationen zu weit gefahren sind – sitzt Köchin Payal bereits mit unserem drei Mitköchinnen zusammen, und nach kurzer Begrüßung und Vorstellungsrunde geht es auch schon los.
In gut zwei Stunden kochen wir zusammen bzw. unter Anleitung von Payal drei thailändische Gerichte:
- Pomelo Salat
- Pad See Ew
- thailändische Reispapierrollen mit Erdnusssauce
- „Virgin Colada“ aus Kokosmilch und Zitronengrasöl
Es macht Spaß, einer Profiköchin über die Schulter zu schauen. Sie weiß natürlich unheimlich viel über Zubereitungsarten und kennt sich in ganz Asien bestens aus, da sie selbst in Shangai und Hongkong gelebt hat und sichtlich einfach Spaß an Kochen und Essen hat. Sie hat unschlagbare Tipps, wo man in Singapur am besten die Zutaten für ihre Gerichte einkauft – vom rein thailändischen Einkaufszentrum „Golden Mile“ hatte ich bislang noch nichts gehört!
Das Pad See Ew ist in Windeseile zubereitet, nur zehn Minuten dauert das Schnippeln und im Wok braten. Die Kombination aus Nudeln, Kailan (= chinesischer Spinat), Tofu, Sojasauce und Chili schmeckt herrlich, und die erste Portion verputzen wir direkt nach dem Kochvorgang und dürfen dann – alleine, nur unter Aufsicht – eine zweite Portion zubereiten.
Das Vorbereiten und Befüllen der Reispapierröllchen ist eine sehr kommunikative Angelegenheit, gemeinsam produzieren wir Unmengen davon, indem wir das Reispapier befeuchten und es um Salat, Karotten, Paprika, Bambussprossen, Sojasprossen und Gurkenstäbchen wickeln und mit einer sensationellen Hoisin-Erdnuss-Sauce beträufeln. Da bleibt natürlich genug Zeit, sich zu unterhalten, und die internationale Gruppe (1x Südafrika, 1x Kanada, 1x England, alle Damen haben aber bereits schon mehrfach für lange Zeit in Asien gelebt) hat großen Spaß miteinander.
Zuletzt rupfen wir mit vereinten Kräften die Schale der fußballgroßen Pomelo an und zupfen auch nach das letztere bittere Häutchen vom Fruchtfleisch weg, um es dann mit Zitronengras, Kaffirlimettenblättern, Erdnüssen, Chilis, Tamarindensaft und Knoblauch zu vermischen. Der Salat ist geschmacklich ein Gedicht und erfüllt alle Vorgaben an thailändisches Essen: süß, sauer, scharf und salzig in einem Gericht vereint!
Nach dem gemeinsamen Mittagessen, das wir für weitere ausgiebige Gespräche, bestehend aus Reise- und Restauranttipps besteht, sitzen Regina und ich sehr gesättigt, mit vollen Bäuchen, im Bus, und ich bin sehr froh, dass Titus für den Nachmittag eine Spiel-Date mit seiner Freundin Gabi hat und ich mich nicht allzu viel mit ihm beschäftigen muss…