Orientalische Küche mit dem Kochclub
Es ist Freitag, und wieder steht ein Treffe mit der Kochgruppe im Kalender. Regina und ich machen uns extra früh auf den Weg, wir wollen mit dem Bus zur Marina Parade fahren. Meine Kochdamen haben gemeinsam entschieden, dass ich meinen Gast gerne mitbringen darf, und da will man natürlich auch pünktlich sein.
Leider machen uns die extra langen Ampelschaltungen und die Busabfahrtszeiten einen Strich durch die Rechnung: unter anderem stehen wir in glühender Vormittagshitze eine Viertelstunde mitten in Geylang herum, um auf den Anschlussbus zu warten, und kommen deshalb dann auch weit nach 10 Uhr bei Anshu an. Für die gut 6 Kilometer zu ihrem Apartment haben wir fast 1 1/2 Stunden gebraucht – kein Wunder, dass die Tage hier so schnell vorbeigehen und man kaum etwas schafft, sitzt man doch ständig für Stunden tagsüber in den öffentlichen Verkehrsmitteln!
Die Ladies haben schon längst begonnen, als Regina und ich das schicke Apartment im 20. Stock des „The Waterside“-Condos betreten. Wie bei allen indischen Familien, bei denen ich bislang zu Gast war, ist die Wohnung sehr geschmackvoll mit asiatischen Antiquitäten eingerichtet – und wie immer fehlt im Wohnzimmer der Fernseher. Stattdessen ist der Blick aus dem großen Fenster atemberaubend: direkt davor ist das Meer und die Marina Bay, die Containierschiffe liegen vor Anker und das Riesenrad mitsamt der Skyline des Business Districts ist zu sehen. Da braucht es defnitiv kein Fernsehgerät!
Da die anderen acht Kochdamen, die heute mit von der Partie sind, die zu bearbeitenden Rezepte längst unter sich aufgeteilt haben und offenbar alles im Griff haben, darf ich mit dem entzückenden Cockerspaniel der Familie spielen, der alle Herzen im Nu und im Sturm erobert und das ständige Herzen und Kraulen sichtlich genießt.
Ganz nebenbei beaufsichtigt Gastgeberin Anshu die Zubereitung der Gerichte, ihre Helferin sorgt dafür, dass wir genügend Getränke bekommen, und wir lassen uns sogar ein Gläschen Weißwein schmecken.
Alles läuft wie am Schnürchen, so dass bereits um kurz vor 12 Uhr alle Gerichte fertig sind und auf dem großen Esstisch angerichtet werden. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto – diesmal mit Gast Regina und mit Hund – dürfen wir loslegen, alle sind wie immer durch die tollen Gerüche in der Küche hungrig geworden.
Das Menü heute ist orientalisch inspiriert. In Schüsseln stehen Rote-Bete-Hummus mit Ziegenkäse und ein unfassbar toller, leicht scharfer Dip aus gerösteter Paprika und Haselnüssen bereit. Dazu gibt es salzige, knusprige Pita-Chips. Dazu gibt es mit Auberginenmus gefüllte Blätterteigtäschchen, garniert mit einem Klecks Joghurt und Granatapfelkernen.
Der Karotten-Pomelo-Salat mit viel frischer Minze und Thaibasilikum ist süß-sauer mariniert und schmeckt wunderbar frisch, dazu passt der Couscous mit Kichererbsen, Zucchini, Paprika und viel Kreuzkümmel und Kardamom.
In gemütlicher Runde lassen wir uns das fantastische Essen schmecken, das so erstaunlich schnell zubereitet war. Wie immer entspinnen sich dabei die lustigsten Gespräche, wir tauschen Restaurant- und Einkaufstipps aus und es wird viel geredet und gelacht – was vielleicht auch am Wein liegen könnte… Als Dessert tischt Aparna eine Art Rosenwasser-Pudding auf, der mit Pistazienkernen garniert ist: herrlich!
Derart vollgegessen verabschiedet sich die Truppe gegen 13 Uhr von der Gastgeberin, und nach der Bus-Odyssee vom Vormittag steigen Regina und ich lieber ins Taxi, das uns in kürzester Zeit zum Tekka-Market in Little India bringt. In der dortigen Markthalle decken wir uns in Windeseile mit den Obst- und Gemüsevorräten für die kommende Woche ein, erstehen noch Eier und Tempeh und schaffen es zuhause sogar noch zu einer kleinen Yoga-Einheit, bevor wir Titus aus dem Kindergarten abholen.
Ganz schön „anstrengend“, so ein Urlaub in Singapur!