Göttliches Bali – Amed

Göttliches Bali – Amed

Bali, Insel der Götter – der Name passt, denn diese indonesische Insel ist wirklich göttlich, zumindest in meinen Augen! Bereits unseren Weihnachts-/Silvesterurlaub habe ich sehr genossen, und nun kehre ich mit Regina nur ein paar Monate später zurück.

Und schon fühlt es sich ein wenig vertraut an: das Chaos aus Taxifahrern am Flughafen-Ausgang zum Beispiel kenne ich noch, ebenso wie die einem Tempel nachempfundene Architektur des Flughafengebäudes. So vieles in Bali ist liebevoll gestaltet, jeder noch so kleine Vorhof ist begrünt, jeder Hauseingang mit selbst gebastelten kleinen Altären geschmückt, überall wehen Blumengirlanden – und zwar nicht, um Touristen zu erfreuen, sondern einfach, weil die Balinesen sich gerne mit Schönem umgeben!

Bei der Fahrt vom Flughafen nach Amed an der Ostküste der Insel haben wir ausreichend Zeit, alles zu bewundern. Zuerst das Verkehrschaos in Denpasar, bei dem auf der zweispurigen Straße gerne mal vier Fahrzeuge nebeneinander fahren. Von allen Seiten scheren die allgegenwärtigen Motorroller ein, gerne mit bis zu vier Passagieren. Unser Fahrer Putu lässt sich davon aber nicht stören, er betätigt gekonnt im Minutentakt die Hupe und richtet uns nebenbei sogar über sein Handy einen Wifi-Hotspot ein, so dass wir gleich die „Sind gut angekommen“-Nachrichten verschicken können. Die Fahrt nach Amed zieht sich, zwar sind es nur knapp 100 Kilometer, doch fährt es sich auf der Landstraße eben nur maximal mit 40 km/h, schließlich rennen immer wieder unvermittelt Hühner und Hunde auf die Straße, von den Kindern, die mangels Gehweg direkt daneben spielen, mal ganz abgesehen.

Nach etwa drei Stunden Fahrt durch Reisfelder, über denen Stoffgirlanden wehen, um hungrige Vögel abzugeschrecken, vorbei an grasbewachsenen Bergen, Kokoswäldern und dem kegelförmigen Vulkan Agung, der ein leichtes Wölkchen aus seinem Krater pustet, biegt Putu von der „Hauptstraße“ auf in ein kleines Gässchen. Über Schlaglöcher geht es knapp einen Kilometer weit in den Kokoshain hinein, bis wir endlich unsere Unterkunft für die nächsten drei Tage, „Kelapa Cottage„, erreichen.

Hinter einer Mauer verbirgt sich eine Ansammlung hübscher Holzhütten in typisch balinesischer Bauweise, mit offenem Bad am hinteren Ende und einem strohgedeckten Dach.

Die Hütten gruppieren sich um einen wunderschönen kleinen Garten und einen Pool herum, und außen herum sind die Berge zu sehen.

Zu hören ist kaum etwas außer dem Rascheln der Palmblätter und dem Flattern der kleinen Fledermäuse, die im Anbruch der Abenddämmerung wie wild über unseren Köpfen herumsausen. Zur Abkühlung hüpfen wir im Dämmerlicht noch schnell in den Pool, bevor wir den ersten Abend bei einem Glas Wein und indonesischem Essen ausklingen lassen.

Vergeblich versuchen wir anschließend, noch auf unserer Terrasse in den Sitzkissen lümmelnd, einen Film anzuschauen – natürlich „Eat, Pray, Love“, was würde besser nach Bali passen? – aber das WLAN macht nicht mit und so „müssen“ wir wohl oder übel früh ins Bett gehen.

Das ist im Nachhinein auch gut so, die Nacht ist nämlich kurz. Denn ab fünf Uhr bricht draußen infernalischer Lärm aus: sämtliche Hähne der näheren und weiteren Umgebung liefern sich eine Stunde lang ein Wettkrähen, kräftig unterstützt vom Rest der Singvögel. An Schlafen ist nicht mehr zu denken, und so steht Regina pünktlich um 6 Uhr auf der (Yoga-)Matte. In unserer Unterkunft findet momentan eine Yogalehrer-Ausbildung statt, und die Morgen-Praxisstunde steht allen Interessierten offen. Ich versuche, noch ein wenig zu dösen, aber die Ziege vom Nachbahof scheint nun auch aufgewacht zu sein und Hunger zu haben, jedenfalls meckert sie im Sekundentakt.

Also bin ich mehr als bereit, als um 8 Uhr abgeholt und ins fünf Kilometer entfernte Tauchzentrum von EuroDive gebracht werde. Die Fahrt durch die Dörfchen entlang der Küste ist wirklich malerisch, die Sonne glitzert auf dem Meer, Frauen tragen Opfergaben auf ihren Köpfen zu den Tempeln, Schulkinder in landestypischer Tracht spazieren im Gänsemarsch in die Schule, alle grüßen freundlich, als wir vorbeifahren. Im Tauchgeschäft wird schnell der Papierkram erledigt und die Ausrüstung anprobiert, und schon geht es wieder mit dem Auto nordwärts nach Tulamben.

Dort wurde 1942 ein US-Militärschiff von den Japanern abgeschossen, es konnte sich zum Glück noch an den Strand retten und lag dort gut zwanzig Jahre lang herum. Bis 1963 der große Vulkan Agung ausbrach und die herablaufenden Lavaströme das Schiff ins Meer rissen und aueinanderbrachen. Diesselben Lavaströme formten auch den steinigen, schwarzen Strand sowie den steil abfallenden Meeresböden, der vom Strand weg bis zu 70m tief hinuntergeht.

Das Wrack der „Liberty“ ist heute einer der bekanntesten Tauchgründe weltweit – denn die Natur hat sich diese Rostlaube mit großer Vehemenz zurückerobert. Nachdem ich den Einstieg einigermaßen gut geschafft habe, denn die großen Wellen stellen für alle anwesenden Taucher eine große Herausforderung dar, komme ich aus de Staunen nicht mehr heraus: auf dem gesamten, 120 m langen Schiff ist eine Art „Fischspielplatz“ entstanden. Die Wrackteile sind über und über mit Weich- und Hartkorallen überwuchert, von dem ursprünglichen Material des Schiffs ist nichts mehr zu sehen. Schemenhaft lassen sich Kanonenrohre, Leitern, Relingsabschnitte und (Steuer-)Räder erkennen, aber vor allem: Fische, Fische, Fische!

Tauch-Profi Moon und ich sehen alle Arten von Korallenfischen, es ist wirklich wie im Lehrbuch, selbst innerhalb des Kanonenrohrs haben sich winzige Anemonenfische angesiedelt! Da das Schiff auseinandergebrochen ist, können wir problemlos in das nicht mehr existente „Innere“ des Schiffes hineintauchen, und selbst dort: 360° marines Leben. Toll, wie ein so „unorganischer“ Gegenstand so in ein Ökosystem integriert wird! Ich bin jedenfalls völlig begeistert, als wir nach einer Stunde wieder auftauchen.

Leider läuft dann alles nicht so wie geplant. Zum einen stelle ich fest, dass in das Gehäuse unserer fast neuen Unterwasserkamera Unmengen Salzwasser eingedrungen ist und nichts mehr geht. Da hat wohl jemand beim Verschließen ein bisschen geschlampt – bzw nicht ausreichend kontrolliert, ob alles dicht ist.

Zum anderen schnalle ich in dem hohen Wellengang am Strand beim Ausstieg nicht nur meine tollen Flossen ab, sondern verliere in der Brandung auch noch die Gummihalterung, mit der die Flosse am Fuß befestigt wird. Der Tauchlehrer stürzt sich zwar sogleich wieder in die Fluten und sucht unter Wasser zehn Minuten lang danach, doch das 15m lange Band bleibt verschwunden. Mist. Resigniert sitze ich erst einmal da, begutachte die Kamera, spüle sie provisorisch mit Trinkwasser ab und stelle fest, dass in das Innere der Kamera auch Wasser eingedrungen ist und der Akku durch das Salzwasser bereits korrodiert.

Währenddessen herrscht an dem kleinen Strandabschnitt vor dem Liberty-Wrack ziemlicher Trubel, zig Tauchschulen sind vor Ort, mit ihnen mindestens 100 Taucher, ein ständiges Kommen und Gehen.

Balinesische Frauen arbeiten als Trägerinnen und balancieren schwere Sauerstoffzylinder elegant auf ihren Köpfen zu den 200 Meter entfernt parkenden Autos und wieder zurück. Eine davon, eine zahnlose Frau mit gebeugtem Rücken, deutet plötzlich aufgereget ins Wasser – und siehe da: mein Gummiband wurde angespült, keine 5 Meter von meinem Sitzplatz entfernt! Immerhin das Problem ist also gelöst; um die Kamera muss ich mich wohl zuhause kümmern…

Mit dieser „halben“ Erleichterung stürze ich mich begeistert in den zweiten Tauchgang, diesmal nehmen wir uns noch mehr Zeit, die Details des Wracks genauer zu erkunden. Leider konnte ich selbst ja keine Fotos davon machen, doch einen sehr guten Eindruck vermittelt dieser kurze Film hier.

Gegen halb zwei komme ich in unserer Unterkunft an, dort treffe ich auf Regina, die von ihrer zweistündigen Asthanga-Yoga-Stunde vom Morgen ziemlich erledigt ist. Wir stärken uns und marschieren dann ins hoteleigene Spa, wo wir uns eine ausgiebige Mani-/Pediküre gönnen. Die Spa-Damen servieren uns dazu Ingwer-Tee, durch den wir noch mehr ins Schwitzen kommen als bei den Temperaturen hier eh schon. Mehr als zwei Stunden lang kneten und schnipseln und massieren und pinseln die Damen an uns herum, so eine ausgiebige Behandlung habe ich noch nie erlebt. Unsere Pläne, abends noch einen Spaziergang ins Dörfchen zu machen, müssen wir ad acta legen, denn bis wir uns endlich mit zarten Füßen und Händen von den klebenden Kunstledersesseln erheben dürfen, ist es schon längst stockfinster draußen.

Also machen wir es uns mit Wein auf der Terrasse gemütlich, und gucken heute Julia Roberts dabei zu, wie sie in Italien, Indien und auf Bali auf Sinnsuche geht. Leider schaffen wir es nicht bis zum Schluss des Films, denn das frühe Aufstehen fordert seinen Tribut, und bereits um 22 Uhr liegen wir todmüde im Bett – diesmal mit Oropax!

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