Jurong Lake Gardens
Der Taxifahrer, mit dem ich vergangene Woche gefahren bin, hat sich beim launigen Gespräch darüber ausgelassen, dass Singapur für ihn keine Stadt für den Ruhestand sei, da man nach 40 oder mehr Jahren hier überhaupt nichts Neues mehr sehen könne – dazu sei es als Stadtstaat einfach zu klein. „Wenn ich noch einmal mit meinen Kinder in den Zoo gehen muss, rufen mich die Tiere beim Vornamen!“, beschwerte er sich.
Noch muss ich da widersprechen: Selbst nach neun Monaten in Singapur, in denen ich wirklich kreuz und quer in der Stadt unterwegs war und viel unternommen habe, entdecke ich immer noch neue Ecken. So zum Beispiel bei unserem Ausflug am Samstag, bei dem wir mit dem Bus über eine Stunde lang (!) nach Jurong an der Westseite der Stadt fahren und oben im Doppeldeckerbus eine sehr günstige Stadtrundfahrt genießen.
In Jurong angekommen, ist es Zeit fürs Mittagessen, und praktischerweise liegt inmitten unzähliger Wohnblocks, der sogenannten HDBs, ein Hawker: das Taman Jurong Food Centre. Darin sind wir die einzigen „Langnasen“, und die Verkäufer an den Ständen sprechen auch kaum Englisch, sind aber wie so oft sehr, sehr hilfsbereit bei der Essensauswahl. Beim vegetarischen Stand hilft die Dame hinter mir in der Schlange beim Übersetzen, der Getränke-Mann weiß sofort, an welchem Tisch wir sitzen, noch bevor ich die Tischnummer sagen kann – und es ist sagenhaft günstig hier. Für gerade mal S$2 pro Person schlemmen wir uns durch gebratenen Reis mit Omelett, frittiertes Gemüse, Auberginencurry und marinierten Tofu.
Derart gestärkt, schaffen wir den Fußweg hinüber zum nahe gelegenen Chinese/Japanese Garden. Leider führt die Nationalparkverwaltung der Stadt gerade größere Umbauarbeiten rundherum und darin aus, so dass wir zunächst einmal ein ganzes Stück an schweren Baumaschinen und durch Matsch laufen müssen. Dazu fängt es auch noch an zu regnen, und als wir endlich das chinesische Eingangstor erreichen, schüttet es mal wieder wie aus Eimern. Schnell rennen wir im Schutz zweier kleiner Regenschirme in die kleine Eingangshalle, sind aber dennoch bis auf die Haut nass – zum Glück ist so warm, dass wir keine Erkältung fürchten müssen. Die Dächer sind chinesischen Tempeln nachempfunden, und wir fühlen uns an unsere Peking-Reise vor drei Jahren erinnert.
Eine halbe Stunde später ist der Regenguss vorbei, und wir können das kleine Schildkröten-Museum im Park besuchen. Diese Privatsammlung besteht aus sämtlichen Tand in Schildkrötenform, und im Garten draußen hausen mehr als 200 Schildkröten aus 60 verschiedenen Arten in kleinen Becken. So richtig glücklich sehen die darin nicht aus, auch wenn lustige Arten wie die „pig-nosed turtle“ und Schlangenhalsschildkröten dabei sind. Im großen Teich tummeln sich hunderte kleiner Schildkröten, die wir mit Bohnen und Gurken füttern dürfen – Titus traut sich nicht so recht, denn es herrscht ein ganz schöner Kampf unter den Tieren um die besten Stückchen, und das Wasser spritzt dabei bis auf den Steg!
Nach einem Rundgang durch den Garten, in dem sich diverse Landschildkröten tummeln, verlassen wir das eher triste „Museum“ und spazieren lieber durch den wunderschönen japanischen Gartenteil. Bonsaibäume aller Arten, kleine Pagoden und Pavillons sorgen für eine angenehm ruhige Atmosphäre, am Fluss sonnt sich ein großer Waran inmitten des Schilfrohrs, und nur die brennende Sonne sorgt dafür, dass wir hier nicht allzu lange verharren.
Der Rückweg zwischen Bauzäunen hindurch, bei über 35 Grad, ist etwas anstregend, aber Titus erzählt mal wieder eine Heffalump-Geschichte nach der anderen, so dass wir bestens unterhalten werden und am Ende ermattet ins klimatisierte Taxi sinken. Unsere Besucher sind nach einem kühlen Bad im Pool am späten Nachmittag zufrieden mit ihrem letzten Tag in der Stadt, und am frühen Sonntag Morgen setze ich Bianca und Mark ins Taxi Richtung Flughafen und verabschiede die beiden – schön, dass Ihr da wart!