Der Kochclub tagt
Ausgerechnet heute ist der Kindergarten geschlossen, die Erzieher nehmen an einer Fortbildung teil – und mein Kochclub trifft sich vormittags zu einer Kochsession! An der möchte ich unbedingt teilnehmen, denn durch unseren Deutschland-Aufenthalt habe ich bereits die letzten zwei Treffen verpasst – umso besser, dass wir momentan Besucher haben, denn die erklären sich gerne bereit, die Kinderbetreuung zu übernehmen.
Also sitze ich um kurz nach 9 Uhr im Bus und fahre zur Marina Parade, wo Kochclub-Mitglied Aparna im Hochhauskomplex mit dem malerischen Namen „The Waterside“ wohnt. Wie wir erfahren, ist dieser fest in indischer Hand, auch Aparna selbst ist gebürtig aus Kerala, reist aber als Expat bereits ihr halbes Leben um die Welt und hat viele Jahre in Köln und Shanghai gelebt.
Fast pünktlich treffen auch die anderen sieben Damen ein, die sich für heute angekündigt haben. Gastgeberin Aparna ist bereits seit ein paar Jahren Mitglied im Kochclub und dementsprechend versiert lotst sie uns auch ohne viel Federlesen in die Küche, wo wir zunächst einmal gemeinsam das Dessert vorbereiten. Aus Mangopüree, Kondensmilch und Sago-Perlen rühren wir eine Art Suppe zusammen, schnippeln Mango und Pomelo, stellen alles in den Kühlschrank: fertig.
Das Auberginen-Curry braucht etwas mehr Zuwendung, Ange, Anshu und Marie schneiden Gemüse und plaudern gemütlich am Esstisch, in der Küche selbst werden Zwiebeln gedünstet und Gewürzmischungen mit dem Mörser hergestellt.
Aparnas Helferin umsorgt uns mit Getränken, spült ab und räumt auf, und ist ganz offensichtiglich der gute Geist der Familie. Wieder einmal liebäugle ich mit dem Gedanken, selbst eine Maid einzustellen, ach, ob ich das Thema wohl irgendwann einmal so oder so abschließen kann?
Da unsere „Fotografin“ Carolyn heute verreist ist, muss ich sämtliche Zubereitungsschritte knipsen und unbekannte Zutaten fotografieren, um dann die Rezepte für die 300 anderen Kochclubmitglieder zu dokumentieren. So vergeht die Zeit wie im Flug, wir bereiten noch einen Salat aus grüner Mango und Kartoffeln in einer Art indischer Pestosauce zu; dazu noch mein absolutes Lieblingsrezept aus Yotam Ottolenghis Kochbuch „Plenty“ (oder „Genussvoll vegetarisch“): Tofu mit viel schwarzem Pfeffer, Sojasauce und Frühlingszwiebeln.
Im Schnellkochtopf brodelt eine Portion Reis, in der Pfanne werden noch eben ein paar Parathas (indisches Brot) angebraten, und um kurz nach 12 Uhr ruft Aparna dann zu Tisch. Der Aufforderung wird sehr begeistert Folge geleistet, denn die meisten haben wohlweislich nicht gefrühstückt, und nach zwei Stunden Zubereitung, umgeben von den Gerüchen der Gewürze, knurrt nun allen der Magen.
Jedes einzelne Gericht schmeckt fantastisch, doch sogar unsere hartgesottenen, indischen Mitköchinnen müssen zugeben, dass die meisten davon doch ziemlich scharf seien, und so putzen wir reihum unsere laufenden Nasen. Das absolute Highlight ist dann aber eindeutig der Nachtisch, die eiskalte Mango-Kaltschale mit der leicht bitteren Pomelo zusammen schmeckt herrlich erfrischend und kühlt.
Die Gruppe ist seit der Gründung im Februar nun wirklich gut zusammengewachsen und wir haben uns immer viel zu erzählen. Gegen halb zwei verabschieden wir uns alle voneinander, und zuhause treffe ich auf ein äußerst vergnügtes Kind, das einen erlebnisreichen Vormittag mit Pool- und Spielplatzbesuch, Mittagessen im Food Court gegenüber und einem Kaffeeklatsch hinter sich hat.
Am Nachmittag steht noch eine Stunde in der Musikschule auf dem Programm, und währen draußen ein Wolkenbruch niedergeht, der Straßen innerhalb von Minuten in knöcheltiefes Wasser taucht, sitzen wir danach im Bus und fahren ins Business District, um Norman abzuholen. Der Verkehr kommt fast zum Erliegen, denn zum einen stecken wir mitten in der Stoßzeit, zum anderen wollen bei diesem heftigen Regen alle urplötzlich Taxi fahren, und so kommen wir nur schrittweise voran. Endlich erreichen wir Normans Büro, und mit ihm zusammen kehren wir zum Abendessen in den lauschigen Lau Pa Sat-Hawker ein. Drinnen müssen wir uns äußerst vorsichtig bewegen, denn der Steinboden ist durch den Regen spiegelglatt, und so mancher legt mit Flipflops oder Lederschuhen fast einen Sturz hin.
Entlang der Marina Bay spazieren wir – nun bei sternklarem Himmel – vor das Marina Bay Sands Hotel, immer wieder beeindruckt von der nächtlich beleuchteten Skyline. Hunderte Spaziergänger, Jogger, Radler und Rollerfahrer sind unterwegs, und gegen 21 Uhr finden sich alle vor dem berühmten Hotel ein, um die abendlich stattfindende Lasershow zu bestaunen. Für Titus habe ich diesmal Ohrstöpsel eingepackt, denn die Musik ist unfassbar laut, doch das Spektakel ist jedes Mal wieder sehenswert!