Ein japanisch-vegetarisches Menü
Am Freitag Abend läuten wir das Wochenende mal ziemlich nobel ein: wir nehmen an einem Tisch im „Joie“ Platz, einem japanischen Restaurant mit rein vegetarischer Küche. Beim Blick vom 12. Stock des Orchard Central Einkaufszentrums genießen wir in der Abendsonne ein Passionsfruchtsorbet, während wir uns aus der Karte ein 7-Gang-Menü zusammenstellen. Für Titus liegt bereits eine Kinderkarte bereit, auch er darf Vor-, Haupt- und Nachspeise auswählen und fühlt sich sichtlich wohl dabei, vom Kellner ernst genommen zu werden. Konzentriert parlieren die beiden auf Englisch miteinander, und endlich ist auch das Kind versorgt.
Da wir wie so oft schier erfrieren, dürfen wir auf die Dachterrasse umziehen, und sitzen bei lauschigen Temperaturen kurz darauf draußen, während unter uns der Verkehr durch die Orchard Road braust und der Vollmond über uns aufgeht.
Inzwischen kommt bereits als erste Vorspeise eine Variation aus verschiedenen Kleinigkeiten auf den Tisch, darunter ein lachsähnliches Gebilde, das aber aus speziell behandelten Karotten besteht. Auch beim nächsten Gang, einer Art Gemüsesuppe, die in einer Schale über noch kochendem Wasser serviert wird, haben die einzelnen Zutaten eine so andere Konsistenz als erwartet, dass jeder Bissen spannend ist.
Schon geht es weiter mit der nächsten Vorspeise. Norman bekommt auf Eis wunderschön drapiertes „Sushi“ aus Aloe Vera und Kokosfleisch, während ich mir aus Pinienkernen, Seegras, Avocado, Granatapfel, knusprigem Reis und Gewürzen selbst ein „Tatar“ zusammenmische. Titus stibitzt meinen Mais, denn erst ist bereits mit seiner Suppe und seinen Spaghetti fertig, nimmt genüsslich weiter am Passionsfruchtsorbet und scheint zufrieden zu sein.
Die klare, japanische Brühe mit Tofu als Suppengang schmeckt erfrischend einfach, so dass wir danach sehr gespannt auf den Hauptgang sind.
Serviert wird für mich ein „Steak“ aus Pilzen über heißen Kieselsteinen auf einem Bett aus getrüffeltem Kartoffelbrei. Zum Servieren gehört, dass der beflissene Kellner genauestens beschreibt, was wir auf dem Teller vor uns sehen, und meist auch eine „Verzehranweisung“ dazu gibt. Bei mir erwähnt er, dass die heißen Steine nicht essbar sind. Sehr aufmerksam! Der essbare Rest des Gerichts schmeckt ganz ausgezeichnet, die Pilze sind derart zubereitet, dass deren Konsistenz und Geschmack tatsächlich ein wenig an ein echtes Steak erinnern, und auch Norman schwelgt in seiner Auberginenterrine.
Endlich sind wir auch zu Titus‘ Erleichterung beim Dessert angekommen, dazu bekommen wir verschiedene Säfte und Tees serviert. Rotweinbirne mit Limettensorbet, ein flüssiger Schokoriegel bzw. für Titus ein kleines Schokoladenküchlein mit flüssigem Kern und dazugehörigem Vanilleeis sind schnell verspeist, und schon wieder bin ich so satt, dass ich am liebsten sofort aufs Sofa liegen möchte. Zum Glück ist mein Magen nach dem Little-India-Gelage vom Vortag noch so gut im Training!
Fazit: für jeweils S$75 pro Person (inkl. service und tax) ist das siebengängige Menü durchaus ein guter Deal. Das Essen ist toll, unkonventionell und wunderschön angerichtet. Das Kindermenü ist mit S$19 absolut im preislichen Rahmen. Insgesamt also sicher kein Restaurant für jeden Abend, aber auch nicht nur für ganz besondere Anlässe.
Wieder einmal konnten wir feststellen: guter Service ist nur in gehobeneren Betrieben zu bekommen. Dann ist er ganz ausgezeichnet! In anderen Gastro-Etablissements dagegen ist der Gedanke, dass der Kunde König ist, zumindest in Singapur noch nicht angekommen, und man muss viel Geduld mitbringen und meist die Rechnung nochmal gut nachkontrollieren.