Zu Besuch bei Krümelmonster & Co. – die Universal Studios Singapore
Ein „Betriebsausflug“ mit Normans Team steht am Samstag auf dem Programm, und so machen wir uns gegen 9 Uhr wieder mal mit dem Taxi auf dem Weg nach Sentosa. Ziel: der Vergnügungspark der Universal Studios!
Aufgrund der Vorwarnungen verschiedener Bekannter bin ich etwas skeptisch, mir wurden von kilometerlangen Schlangen am Einlass und stundenlangem Anstehen in der prallen Hitze berichtet. Umso erleichterter bin ich, dass wir trotz kleiner Stärkungspause – mein Kind braucht wie immer erst einmal noch ein drittes Frühstück, bevor es losgehen kann – bereits nach 10 Minuten drin sind; dem vorab erledigten Online-Ticketkauf sei dank!
Natürlich sind wir an einem Samstag vormittag nicht alleine, mit uns stürmen ganze Busladungen und riesige Familienclans das Gelände. Wie so oft in Asien, sind alle farblich aufeinander abgestimmt gekleidet, das Prinzip „Partnerlook“ ist hier nach wie vor ein Fashion-Must. Aber vielleicht findet man sich so einfach leichter, und bei den Menschenmassen wird mir kurz mulmig. Ich schnappe mir Titus‘ Arm und kritzle schnell mit Kugelschreiber meine Handynummer drauf, falls das Kind verloren gehen sollte. Normans asiatische Kolleginnen stehen daneben und quietschen „Cuuuuute!“, weil sie Titus und Kinder überhaupt so niedlich finden, dass sie jedesmal schier ausflippen, wenn unser junger Mann sie nur schräg von der Seite anguckt. Dem ist das alles weitgehend egal, er möchte zum Krümelmonster!
Um die Gunst der noch recht frühen Stunde zu nutzen, eilt die Truppe erst einmal zur größten Achterbahn „Battlestar Galactica„, und da dort noch überhaupt niemand ansteht, kann (fast) jeder eine Runde in atemberaubendem Tempo drehen. Mir wird schon vom Zugucken schlecht, ich beschränke mich auf’s Zuschauen und bewache derweil die Rucksäcke und Taschen, denn Handys und Flipflops sind in der freihängenden Bahn natürlich verboten. Früher war ich kaum zu bremsen und habe kein noch so wildes Fahrgeschäft ausgelassen, doch seit ein paar Jahren kämpfe ich mit heftiger (Reise-)Übelkeit und verzichte lieber. Nachdem dieser Programmpunkt abgehakt ist und auch die Titus die erste Runde im „Accelerator“ drehen durfte, gucken wir uns zunächst in Ruhe den Geländeplan an und überlegen uns eine kindertaugliche Route; vom Rest des Teams verabschieden wir uns erst einmal.
Der Park ist in sieben Themenbereiche unterteilt, die alle nach großen Filmproduktionen benannt sind und deren Fahrgeschäfte und Straßenzüge nach dem filmischen Vorbild nachgebildet sind. Wir beginnen in „New York“, bestaunen die Nachbildungen des Rockefeller Centers und der Backsteinhäuser und stellen uns in die Warteschlange vor dem brandneuen Fahrgeschäft „Sesame Street Space Spaghetti Chase„. Die angezeigten 40 Minuten Wartezeit dämpfen meine Laune zwar etwas, aber es geht doch etwas zügiger voran, und bald sitzen wir in einem kleinen Wägelchen und erleben mit Grobi, Krümelmonster, Elmo und Co. eine hanebüchenen Jagd auf das Spaghetti-Monster. Alles geht viel zu schnell und ist völlig überdreht und zu laut, nach 40 Sekunden ist die Fahrt bereits vorbei und ich bin etwas verdutzt – das war’s schon?! Titus‘ Bitte nach einer Wiederholung müssen wir aufgrund der langen Wartezeit abschlagen und marschieren lieber hinüber in den „Madagaskar“-Themenbereich. Die Bootsfahrt durch durch die nachgebildete Filmgeschichte ist ähnlich kurz und steht in keinem Verhältnis zur Zeit, die wir davor mit Anstehen zubringen, doch Titus ist begeistert und bestens gelaunt, so dass wir ihn im Anschluss gleich im Themenbereich „Far Far Away“ mit ins Shrek-4D-Kino nehmen. Ich finde den knapp zehnminütigen Film ganz schön gruselig, doch Titus juchzt vor Begeisterung über Drachen, Esel und Schweinchen. Über den 3D-Effekt des Films kann ich nicht viel sagen, denn wegen halber Einäugigkeit sehe ich den nicht, doch dass man zwischendurch von Wasserspritzern getroffen wird, ein kalter Lufthauch übers Gesicht streicht und die Kinosessel bei der rasanten Kutschfahrt auf der Leinwand mitwackeln, ist ganz lustig. Vor lauter Gewackel fällt mir unbemerkt mein Handy aus der Hosentasche, doch schon wenige Minuten, nachdem ich das draußen bemerkt habe, halte ich es dank zackiger Aufräumdamen wieder in der Hand.
Auf den S(c)hre(c)k hin müssen wir erst einmal eine Mittagspause einlegen – zwar ist unser Rucksack vollgestopft mit Essen und Getränken, doch den Großteil davon hat Titus bereits aufgefuttert, und mir knurrt der Magen, Also kehren wir in ein Lokal ein, in dem aufgrund der vielen Kinder der Geräuschpegel nah am Schmerzlimit liegt und essen völlig überteuerte und lieblos zubereitete Nudelsuppen bzw. geben dem dauerhungrigen Kind den Löwenanteil davon ab.
Titus hat natürlich sogleich die angrenzende „Jurassic Park“-Themenwelt entdeckt und besteht darauf, mit dem Flugsaurier-Karussell zu fahren. Nach 45 Minuten Anstehen kommen wir dann auch endlich dran, und nach knapp 2 Minuten ist der Spaß vorbei. Oh Mann, irgendwie hatte ich Vergnügungsparks aufregender in Erinnerung!
Gleich nebenan ist die Kinder-Achterbahn „Canopy Flyer„, an der gerade erstaunlich wenig los ist. Während Titus die rasante Fahrt über nach einem kurzen Schreckmoment beim Losfahren nur noch Augen für die Dinosaurier rundherum hat und in den Kurven nicht mit der Wimper zuckt, kribbelt mir ganz schön der Bauch und ich bin froh, dass die Fahrt wieder recht schnell vorbei ist.
Inzwischen ist es tatsächlich bereits Nachmittag, und so langsam macht sich Müdigkeit breit. Es wird auch immer voller und voller, die Anstehzeiten, die auf großen Anzeigetafeln vor den Attraktionen eingeblendet sind, steigen ständig an (inzwischen beträgt die Wartezeit bei der eingangs erwähnten Achterbahn 50 (!) Minuten), und so lassen wir „Ancient Egypt“ links liegen und begeben uns Richtung Ausgang. Bevor wir diesen erreichen, stürmen plötzlich Krümelmonster, Elmo und Grobi in Lebensgröße heran und herzen Titus, der völlig beseelt ist.
Die Fellfiguren sind die Vorboten der großen Parade, die kurz darauf an uns vorbeizieht. Mit (zu) lauter Musik tanzen Filmfiguren vorüber, großen Wagen, die ein wenig an Faschingsumzüge erinnern, rollen vorbei, und Titus kommt mit dem Winken gar nicht mehr nach. Ein großer Spaß und ein guter Abschluss!
Fazit: der Eintrittspreis für Erwachsene liegt bei S$ 76, Kinder unter vier Jahren zahlen zum Glück noch keinen Eintritt, danach dann aber auch stolze S$ 56. Zumindest am Wochenende ist es voll, während unseres fast 6stündigen Aufenthalts haben wir es immerhin geschafft, sieben Fahrgeschäfte zu nutzen, da man überall zuviel Zeit mit Anstehen verplempert hat. Das Personal ist ziemlich schnarchig, daraus resultieren wohl auch die absurden Wartezeiten, das Ein- und Aussteigen an den Fahrgeschäften könnte man deutlich schneller und reibungsloser organisieren.
Essen und Getränke sind natürlich innerhalb des Parks völlig überteuert, für ein Halbliter-Fläschchen Wasser müsste man S$ 6 berappen. Stattdessen unbedingt eine eigene Wasserflasche mitbringen, wirklich überall stehen Trinkwasserspender, wo man kostenlos die Flasche auffüllen kann. Und das ist nötig, denn es ist wirklich ab mittags unfassbar heiß draußen!
Viele der Attraktionen sind für (kleine) Kinder einfach noch nicht geeignet, und wenn sie – wie Titus – außer der Sesamstraße nichts mit den Filmfiguren anfangen können, ist der Spaß vielleicht auch nicht ganz so groß.
Und trotzdem: so ganz konnte ich mich dem Zauber eines Vergnügungsparks nicht entziehen, Spaß gemacht hat’s auf jeden Fall, und es wird sicher noch einen nächsten Besuch geben – dann aber unter der Woche, wenn (hoffentlich) weniger los ist!
Zuhause mussten wir zur Abkühlung erst einmal ausgiebig im Pool schwimmen, Titus plantschte schließlich noch fast eine Stunde in der Badewanne, verputzte danach Unmengen Baguette zum Abendessen, während Norman und ich uns Muscheln schmecken ließen. Die sind nämlich tatsächlich erstaunlich günstig, der Preis 1 kg lag bei etwa S$ 4 im Cold Storage!
Unser Kind ist übrigens ein echtes Energiewunder: nach Aufstehen um kurz nach 7 Uhr, sechs Stunden Action im Vergnügungspark, Schwimmen und Abendessen lag Titus bis kurz vor 22 Uhr hellwach in seinem Bett und hörte ein Hörbuch nach dem anderen…