Singapur macht sich bereit für Chinese New Year (CNY)

Singapur macht sich bereit für Chinese New Year (CNY)

Singapur macht sich fein, die Festtage stehen bevor: am 16.02.2018 bricht nach Chinesischer Zeitrechnung das neue Jahr an, das diesmal im Sternzeichen des Hundes steht – und das alte Jahr („Jahr des Hahns“) geht zu Ende.  Dieses Fest und die damit verbundenen Feiertage sind für die chinesischstämmige Bevölkerung, die deutlich in der Mehrheit ist, das wichtigste Fest des Jahres – vergleichbar mit unserem Weihnachten und Silvester, denn auch hier geht es darum, dass die Familie sich versammelt, gemeinsam gigantische Menüs verspeist und sich kostbare Geschenke macht. Das alte Jahr wird mit Pauken und Trompeten bzw. mit Feuerwerk und Krachern verabschiedet – das Wort „Chinaböller“ hat da sicher seine Berechtigung.

Überall wird seit Tagen und Wochen dekoriert, was das Zeug hält, an allen verfügbaren Häuserfassaden, Straßen, Hauseingängen und in Gärten. Und zwar vornehmlich in rot, denn rund um den Jahreswechsel gibt es unzählige Traditionen und jahrhundertealte Riten. So ist rot eine „Glücksfarbe“, dementsprechend gibt es Dekoartikel ausschließlich in dieser Farbe.

Besonders glücksverheißend ist das Aufhängen einer Ananas (gerne aus Papier, gerne in rot), und so pendeln selbst am Eingang unseres Wohnturms diverse Lampion-Früchte.


Ich gebe dem Dekorausch nach und erstehe in einem Geschäft, das ausschließlich chinesische Deko-Artikel anbietet, auch so eine Papier-Ananas – man will ja gerüstet sein, und schaden tut’s nicht. Daraufhin werde ich erst einmal belehrt, dass man niemals eine solche Frucht einzeln aufhängen dürfe, nur paarig könnten sie ihre heilsbringende Wirkung entfalten. Ich bleibe aber stur und seitdem baumelt eine einsame Ananas über der Bakontür; besser als nichts.
Neben der Ananas scheint auch der Mandarine eine Sonderstellung zuzukommen; ungelogen vor jedem Hauseingang thront seit ein paar Tagen ein mannshohes Mandarinenbäumchen!

Sehr zur Freude sätmlicher Nagetiere, die die süßen Früchte mit Wonne pflücken und verspeisen. Titus bezeichnet seitdem die frechen Eichhörnchen nur noch als „Mandarinenhörnchen“ und tut es diesen gleich, indem er mir aufträgt, vom Markt bitte Mandarinen mitzubringen. Dort stauen ich nicht schlecht: der Obststand biegt sich nur so unter Orangen und Mandarinen jeglicher Größe. Die anderen Kunden dort ordern die Früchte gleich in 5kg-Kartons, ich begnüge micht mit einer Handvoll und werde schon wieder etwas irritiert begutachtet.

Überhaupt gilt es, zu CNY bestimmte Speisen zuzubereiten und zu essen. Ein typisches Gericht sind z.B. „pineapple tarts“ (natürlich wegen der glücksbringenden Ananas als Hauptzutat), aber auch andere Speisen stehen dieser Tage hoch im Kurs: Nudeln, Fisch, Dumplings, Nüsse

Auch dem Konsum wird – ähnlich wie an Weihnachten – gehuldigt: in allen Geschäften gibt es Sonderangebote, überall wird mit Aktionen zu Chinese New Year geworben.

Jede noch so kleine Modekette bringt eine extra Kollektion für das Fest der Feste heraus – alles im Grundton „Rot“ gehalten und mit einem oder gleich mehreren Hundeköpfen darauf. In den Einkaufszentren klimpert ausschließlich chinesische Festtagsmusik aus den Lautsprechern, beim Bäcker gibt es Muffins im Chinese New Year Look oder in Hundeoptik. Üerhaupt, wo das Auge hinblickt: Hunde! Selbst als Blumendeko oder auf Plakaten in der ganzen Stadt glotzen einen Welpenaugen an.

Juweliere und Parfümerien locken mit sündteuren Geschenkideen und alle scheinen (noch mehr als sonst) dem Kaufrausch verfallen zu sein. Letztere müssen unbedingt, sollte es sich um die sehr üblichen (hohen!) Bargeld-Geschenke handelt, in spezielle rote Umschläge verpackt werden, die es nun an jeder Straßenecke im Angebot gibt. Diese werden nach genau festgelegten Regeln übergeben, allein dazu gibt es seitenlange Anweisungen  nur neue Scheine dürfen überreicht werden, die Gesamtsumme sollte möglichst eine Acht enthalten, aber keinesfalls eine Vier (= Tod!), beschenkt werden Kinder, Eltern, sonstige Angehörige, Angestellte nach einem ziemlich fixen Verteilungsschlüssel, und für’s Annehmen eines solchen Umschlags gelten wieder bestimmte Benimmregeln.

Meine Neugier ist geweckt, und ich recherchiere ein wenig zu den chinesischen Sternzeichen:
kurz gefasst gibt es zwölf Tierzeichen und dazu noch fünf Elemente sowie die geraden (Yin) und ungeraden (Yang) Jahre. Jedes Jahr zum Neujahrs- oder Frühlingsfest, das auf den Neumond zwischen 21.1. und 21.2. fällt, beginnt ein neues Tierzeichen und im Wechsel dazu eines der Elemente, was zu einem 60-Jahres-Zyklus führt.

Ich lerne, dass eben nun das Jahr des „Erd-Hundes“ anbricht, welches sich durch „Fleiß“ und „Zuverlässigkeit“ auszeichnen soll, und Kinder, die in diesem Jahr geboren werden, bekommen die Eigenschaften gleich mit.
Normans und mein Geburtstag fiel dagegen damals ins Jahr des „Metall-Affen„, und die astrologische Einordnung klingt eigentlich genau nach dem gleichen „Hokuspokus“ wie sonstige Horoskope.

Titus bastelt im Kindergarten fleißig Hundebilder und schneidet chinesische Schriftzeichen aus, singt Neujahrslieder und überreichte mir heute mit einem für mich unverständlichen chinesischen Satz zwei Mandarinen. Daraufhin war er sauer auf mich, weil ich nicht mit der richtigen (chinesischen) Replik antwortete. Es werden Drachentänze einstudiert, und nächsten Donnerstag ist vormittags das große Neujahrsfest im Kindergarten, mit Tanzdarbietungen und Gesangseinlagen. Freitag und Samstag sind dann die staatlichen Feiertage, an denen so ziemlich alle Geschäfte und Restaurants geschlossen haben, und die Tempel regen Zulauf erwarten. Wir nutzen die Tage und fahren – wie so viele – für ein paar Tage weg!

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