Bali – Permuteran

Bali – Permuteran

Reiseorganistion, das liegt mir! Wieder einmal steht pünklich um 9:30 Uhr das bereits von Singapur aus bestellte Taxi in der Hoteleinfahrt, um uns und unser Gepäck zum nächsten Reiseziel zu bringen. Es bleibt kaum genug Zeit, die wundervolle Aussicht auf die Berge beim Frühstück zu genießen, schon packen wir routiniert die Koffer und steigen ins Auto.

Kurvig geht es den Pass hinunter, Titus hält das Akupressur-Armband umklammert und ich bin durchaus froh, dass sich hier niemand daran stört, dass das Kind auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat. Die Fahrt ins gut 50 km entfernte Permuteran dauert gut 1 1/2 Stunden, ist aber dank unzähliger Hunde, Hühner und Affen am Straßenrand genügend abwechslungsreich, um Titus bei Laune zu halten. Das Meer sehen wir  erst kurz vor dem Ziel, dann endlich führt die Küstenstraße wirklich fast direkt am Wasser entlang.

Schon biegen wir zum „Taman Sari Resort“ ein und marschieren nach dem üblichen Papierkram und dem Hinweis auf die Reservierung (Reiseorganisation, das A und O eines gelungenen Urlaubs!) direkt zum Strand. Und der ist traumhaft: fast schwarz, feinkörnig, schattig. Das Meer hat angenehme 28 Grad, liegt fast spiegelglatt vor uns und wenn wir uns umdrehen, sehen wir malerische Berge, dicht und grün bewachsen.

In so einer Umgebung lässt sich bestens der letzte „unangenehme“ Teil der Reise bewältigen, und ich fülle schnell den noch fehlenden Test für unseren Advanced-Tauchschein aus, während Norman und Titus im Sand buddeln.

Nachdem wir unser wirklich schönes Zimmer in einem kleinen Bungalow bezogen und die Hotel-Anlage erkundet haben, ist es bereits Zeit für meinen Tauchgang.

Um 14 Uhr steige ich mit Dive-Instructor Karen und zwei Mittauchern ins Schlauchtboot und fahre komfortable vier (!) Minuten zum sog. „Bio-Wreck“-Tauchplatz. Wir hüpfen ins warme Wasser, tauchen ab und erkunden knapp eine Stunde lang in rund 12-20 m Tiefe ein kleines Korallenriff. Die Sicht ist leider ziemlich schlecht, deshalb bleiben wir eng zusammen und widmen uns ausgiebig den kleinen und kleinsten Bewohnern. Winzige Krabben und Schnecken, zentimeterlange Trompeten- und Clownfische, Halfterfische und sogar einen blau-gepunkteten Rochen entdecken wir. Tauchlehrerin Karen kennt das Riff wie ihre Westentasche und findet jeden noch so versteckten Fisch, in dem sie geduldig mit einer Taschenlampe in jede Korallenvertiefung und Höhle leuchtet.
Da wir kaum Strecke zurücklegen und uns mit der Strömung treiben lassen, verbrauchen wir wenig Luft, und so können wir den Tauchgang auf über eine Stunde lang ausdehnen. Dadurch erreichen wir noch eine Art „künstliches Wrack“: dieses liegt im Meer, ist eine Art Metallkonstruktion und soll dazu dienen, Korallenarten die Ansiedlung zu erleichtern. Sehr erfolgreich, denn diese Formation am Meeresboden ist fast wie ein Aquarium. Durch die Metallstreben, die nach kürzester Zeit bereits mit Korallen bewuchert sind, beobachten wir aus nächster Nähe große und kleine Fische und Muscheln.

Am Strand werde ich bereits vom winkenden Titus erwartet, der natürlich Murmelbahn und Burgen aus Sand gebaut hat. Wir schwimmen gemeinsam noch ausgiebigst im Pool, und genießen anschließend einen Aperitif an der ganz aus Bambusstangen erbauten Bar. Dabei genießen wir den Blick auf die Berge und über die unzähligen Frangipani-Bäumen, die alle paar Meter auf dem Hotelgelände stehen und ihre wunderschönen Blüten auf dem Rasen verteilen.

Die Nacht ist sehr unruhig, es ist unfassbar heiß und irgendwie hat eine Mücke einen Eingang unter unser Mückennetz gefunden. Immerhin kein Froschkonzert!
Norman ist bereits unterwegs zu seinem ersten Tauchgang, als Titus und ich gegen 9 Uhr endlich aufstehen. Draußen regnet es heftig, wir rennen mit Schirm hinüber ins Restaurant; zur großen Freude des Juniors gibt es ein großes Frühstücksbüffet, und dort sogar Müsli – das gab es in Bali bislang noch nirgendwo! Ausgiebig frühstücken wir und ich staune ein wenig über die Ineffizienz des Personals: nach Durchzählen komme ich auf zehn herumschwirrende Kellner (für eine durchaus überschaubare Zahl an Gästen), die sich vor allem gegenseitig im Weg stehen und es trotzdem nicht hinkriegen, ein weiteres Gedeck aufzulegen. Gleichzeitig muss ich heftigst mein Geschirr verteidigen, das jemand, sobald ich den letzten Bissen im Mund habe, abtragen will.

Titus und ich verbringen den regnerischen Morgen mit Memory-Spielen, und als Norman und ich um 11 Uhr in der Tauchschule für eine Theoriestunde in Sachen „Unterwasser-Navigation“ antreten müssen, darf Titus zur Beschäftigung eine Runde „Sesamstraße“ auf dem Handy schauen, sehr zur Belustigung der Tauchlehrerin. Derweil dürfen wir mit einem Kompass in der Hand herumlaufen und Ausgangspunkte finden, unser ausgefüllter Fragebogen wird besprochen und wir bekommen eine genaue Einweisung, wie die dazugehörige „Prüfung“ unter Wasser ablaufen wird.
Gut vorbereitet darf daraufhin gleich Norman sein Glück versuchen und verabschiedet sich im Anschluss gleich zum nächsten Tauchgang. Titus begutachtet sehr interessiert die Ausrüstung und atmet begeistert in den Atemregler.

Obwohl es immer noch leicht nieselt, möchte Titus unbedingt Schwimmen gehen, und so veranstalten wir eine halbe Stunde lang Wettschwimmen im Pool: ich übe mit Maske und Schnorchel das Zählen von sog. „kick cycles“ unter Wasser, während Titus neben mir vergnügt Bahn um Bahn strampelt. Ich bin nach dem 25. Durchgang völlig erledigt und kann Titus nur mit der Aussicht auf Mittagessen überreden, aus dem Becken zu steigen.

Nach dem Essen bin dann ich dran: mit Tauchlehrerin Karen steige ich direkt am Strand ins Wasser, wir schwimmen wenige Meter hinaus und tauchen ab. In 5 m Tiefe warten nun einige Aufgaben auf mich: zunächst soll ich eine 30m lange Strecke schwimmen und dabei meine Flossenschläge zählen, während Karen die Zeit misst. Dadurch soll ich ein Gefühl dafür bekommen, wie lange ich für eine bestimmte Strecke unter Wasser brauche.
Als nächstes soll ich mit Kompass eine Strecke in eine vorgegebene Richtung zurücklegen, nach 20 Flossenschlägen um 180 Grad drehen, wieder 20 Schläge zurückschwimmen, um dann im Idealfall genau am Ausgangspunkt anzukommen. Das klappt! Das gleiche Spiel muss dann noch für ein abzuschwimmendes Quadrat absolviert werden. Klappt auch, punktgenau!
Karen gibt mir unter Wasser ein „high five“, ich stelle beim Blick auf meinen Tauchcomputer mit, dass bereits 30 Minuten vorbei sind – und jetzt haben wir genug Zeit für Fischbetrachtung. In der gesamten Bucht vor Permuteran liegen unzählige Metallgebilde zur Korallenanzucht. Ganze Kunstwerke sind unter Wasser entstanden, riesige Elefanten, Götterstatuen, Tintenfische oder abstrackte Figuren aus Metall locken unfassbare Mengen an Fischen und Getier an, da sich dort alle möglichen Korallensorten ansiedeln. Ein Spielplatz für Fische! Wir schwimmen gemächlich verschiedene Formationen an, entdecken einen Tintenfisch, der schüchtern aus seiner Höhle herauslugt, Halfterfische lassen sich von Putzerfischen säubern, winzige Anemonenfische tummeln sich, die großen Exemplare verteidigen wie immer grimmig dreinblickend ihr Revier gegen neugierige Taucher,… Ich bin wirklich beeindruckt, was Karen mit ihrem Adlerauge alles entdeckt.
Nach einer Weile bedeutet sie mir, es läge nur bei mir, den Weg zum Ausgangspunkt zurückzufinden – das nennt sich „natural navigation“. Darauf war ich vorbereitet, und so konnte ich mir die markanten Wegpunkte ganz gut einprägen und bringe uns tatsächlich zum Start zurück. Darüber bin ich sehr erleichtert, denn normalerweise bin ich nicht besonders begabt darin, mir Wegstrecken zu merken!
Gemählich tauchen wir zum Strand zurück, und als wir langsam auftauchen, höre ich hinter mir lautes Juchzen: da paddelt Norman mit einem sehr vergnügten Kind im Meer und der Junior begrüßt mich überschwänglich und will sofort wieder in meinen Atemregler pusten.
In der Tauchschule bringen wir den Papierkram zu Ende und sind nach insgesamt zwanzig Tauchgängen und fünf absolvierten „Spezialkursen“ nun zertifizierte „Advanced Open Water Diver“, hurra!

Das muss gefeiert werden, und so ziehen wir uns schnell um und begeben uns durch den wunderschön geschmückten Garten zur hoteleigenen Silvesterparty. Neben einem Begrüßungscocktail drückt man uns Kronen aus Palmblättern auf die Köpfe, die örtliche Gamelan-Musikgruppe spielt auf, und zum Leidwesen des hungrigen Sohnemanns folgen dann auch noch einige Tanzvorführungen.

Endlich wird das Büffet eröffnet, und danach folgen Verlosungen, es gibt einen Bodypainting-Stand, an dem sich die Kinder tummeln. Nur Titus will mal wieder nicht „angemalt“ werden, also erbarme ich mich und lasse mir einen Clownfisch auf den Arm pinseln… Weitere Tanzvorführungen und Musikdarbietungen stehen auf dem Programm, und die Flasche balinischen Weißwein, den wir uns zur Feier des Tages gönnen, leert sich bedenklich schnell.
Titus ist trotz Dauerschwimmens tagsüber noch erstaunlich fit und wartet ungeduldig auf den Auftritt der Band („Wann kommen endlich die balinesischen BätscherBuam?“). Als die Truppe, angekündigt als „beste indonesische Reggae-Band“ endlich aufspielt, ist kein Halten mehr: zuerst stürmen sämtliche Kinder, bald aber auch alle Partygäste sowie die Dorfjugend die Tanzfläche und es geht hoch her. Ttus wirbelt herum wie ein Gummiball, um dann gegen 23 Uhr von einer Minute auf die andere zu verkünden, dass er jetzt sofort ins Bett möchte.

Kurz darauf schnarcht er bereits, und Norman und ich sitzen auf der Terrasse unseres Bungalows und stoßen um Mitternacht mit einem Gin Tonic auf’s neue Jahr an, während wir sehr zufrieden mit unserer Entscheidung, Weihnachten und Silvester auf Bali zu verbringen, der Musik lauschen und dem Feuerwerk am Strand über unseren Köpfen zuschauen.

Happy New Year 2018!

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