Warten auf den Aufzug
So, unsere ersten Besucher sind am vergangenen Freitag spät abends, nach einem Abschiedsbesuch auf dem Hawker, wieder abgereist. Drei Wochen vergingen wirklich wie im Flug, wir hatten große Freude an unseren Gästen! Titus jammerte bereits am Samstag morgen nach dem Frühstück, dass er „Oma und Opa ja schon sooo vermisse“.
Aber da konnten wir mit einem ganz netten Wochenendprogramm ein wenig gegensteuern; um Normans Geburtstag nachzufeiern, fuhren wir am Sonntag vormittag nach Sentosa und verbrachten den Tag am Strand bzw. im Pool des schicken Restaurants „FOC„, genossen spanische Tapas und eiskalten Sangria und wären wohl bis zum Abend geblieben, wenn nicht wie so oft nachmittags ein dickes Gewitter aufgezogen wäre.
Diese Woche ist es nun etwas ruhiger, einerseits genieße ich das „Nichtstun“ zuhause, andererseits fand ich es sehr schön, durch Gäste quasi „gezwungen“ zu sein, täglich etwas zu unternehmen und mir ein Programm zu überlegen. Stattdessen mache ich vormittags Sport – heute durfte ich bereits um 8 Uhr morgens eine tolle Yogastunde besuchen: im Botanischen Garten, direkt am See, mit der aufgehenden Sonne im Gesicht, während um uns herum ein paar wilde Hähne herumscharrten und sich ein Waran durchs noch feuchte Gras schlängelte. Nur die Gärtner, die neben uns die fast reifen Kokosnüsse von den Bäumen heruntersägten, störten ein wenig die meditative Stimmung.
Hatte ich eigentlich davon berichtet, dass in unserem Hochhaus gut zwei Wochen der „Privat-Aufzug“ kaputt war? Dieser hält direkt in unserem Flur, und von einem Tag auf den anderen ging er nicht mehr, was dazu führte, dass wir nun ständig den sog. „service lift“ benutzen mussten, der uns nur bis zur Wohnungstür brachte. Für diese braucht man einen Schlüssel, und den hatte Norman natürlich just an einem der ersten Tage nicht dabei, so dass er bei strömendem Regen warten musste, bis der Rest der Familie vom Abendessen nach Hause kam. Da wir zwar vier „key cards“ für die Benutzung der Lifte, aber nur zwei Schlüssel für die Wohnungstür haben, waren die folgenden Wochen immerzu voll mit Gesprächen darüber, wer wann wohin einen dieser Schlüssel mitnimmt.
Blöd war außerdem, dass nach wochenlangem Warten Mitte Januar endlich unser neuer Balkonstuhl geliefert wurde – irgendwo aus dem chinesischen Hinterland, vermute ich. Dieser stand eines Nachmittags in seiner vollen Größe vor der Wohnungstür; und wir stellten trotz akribischster Messvorgänge fest, dass er schlichtweg nicht durch die recht schmale Holztür passte! Also mussten wir warten und warten, bis der eigentliche Aufzug wieder repariert war, denn über diesen ließe sich der Stuhl problemlos in die Wohnung befördern. Mehrfache Nachfragen bei der Hausverwaltung ergaben nur, dass sich die Reparatur des kaputten Lifts verzögern würde, es sei ein „major issue“ aufgetreten, wohl ein Wasserschaden in der Elektronik. Gestern Abend stellten Titus und ich beim Abendessen unvermutet fest, dass Aufzug völlig ohne Ankündigung seinen Betrieb wieder aufgenommen hat. Und so konnten die beiden Männer endlich gemeinsam das große Paket auf den Balkon transportieren, auspacken, alle Teile montieren und: den „Schaukelsessel“ ausgiebig testen!
Nun haben wir zwar immer noch kleinere Baustellen in der Wohnung (undichte Mischbatterie in der Küche, Deckenleuchten mit Discoeffekt und schimmelnde Badezimmerschränke) und im ganzen Gebäude (aus unerfindlichen Gründen seit Wochen abgesperrter Kinderpool, undichte Fenster im Gym und Tauben), aber immerhin können wir darüber nun gemütlich schaukelnd auf dem Balkon lachen.