Nikolaustag und dicker Kopf

Nikolaustag und dicker Kopf

Der Mittwoch beginnt bereits nach dem Aufstehen mir der tagesaktuellen Frage, wann genau denn der Nikolaus zu erwarten sei. Ich vertröste Titus auf den Abend und bringe ihn dazu, anstandslos in den Kindergarten zu marschieren. Ich nutze den Vormittag für Yoga und ein paar Weihnachtseinkäufe, wofür ich mich ins ION Orchard wage. In dieser riesigen Mall kriegt man schier den Weihnachtskoller, alles ist überbordend geschmückt und es dudelt Weihnachtsmusik aus jedem Lautsprecher.
Am Nachmittag packen Titus und ich zusammen die sog. „Box of Joy“, das Singapurer Pendant zu „Weihnachten im Schuhkarton„. Da ich bereits in Deutschland ein großer Fan dieser Aktion war, freut es mich, dass Titus‘ Kindergarten als Abgabestelle fungiert. Also malen und basteln wir gemeinsam eine hübsche Verpackung und füllen den Karton anschließend mit lauter netten Kleinigkeiten, über die sich ein Bub in Titus‘ Alter hoffentlich freut.

Den Nikolaustag hat Titus offenbar schon wieder vergessen. Als wir mit dem Fahrrad auf den Parkplatz vor der Schwimmschule eintreffen, kurvt gerade eine andere Mama mit Tochter im Kindersitz auf dem Fahrrad heran. Wir begrüßen uns und ich witzle, dass ich noch nicht allzu viele andere Radler hier gesehen habe. Schnell stellen wir fest, dass auch sie aus Deutschland kommt – natürlich, das war ja fast zu erwarten. Also hat Titus deutschsprachige Unterstützung beim Schwimmkurs, und er macht toll mit, auch wenn ihm die beiden gleichaltrigen Mädchen in Sachen Wagemut haushoch überlegen sind.

Zuhause rollen wir den vorbereiteten Pizzateig aus – wobei ich wieder feststelle, dass die aus Deutschland importierte Trockenhefe die Hitze hier nicht gut verträgt – und backen leckere Pizzen. Als wir beim Abendessen sitzen, wird das Kind plötzlich hochgradig nervös – alles 30 Sekunden fragt es: „Wann kommt der Nikolaus?“ und schreckt bei jedem noch so kleinen Geräusch hoch. Schließlich wird die Nervosität, gepaart mir Vorfreude, so groß, der Titus dringend auf meinem Schoß sitzen muss, wir telefonieren zur Ablenkung mit den Großeltern. Und endlich, endlich klopft es an der Tür. Der kleine Kerl versteckt sich auf dem Sofa, während ich die Tür öffne. Die Luft ist rein, der Nikolaus ist schon wieder fortgeflogen, nur ein paar Päckchen hat er in den Gummistiefeln (da Sandalen und Flipflops als geschenkuntauglich erklärt wurden) zurückgelassen.

Nun ist die Freude groß, das neue Memory-Spiel und die Lernuhr werden sofort bespielt und wir haben anschließend Schwierigkeiten, Titus ins Bett zu bugsieren.

Am nächsten Morgen wache ich mit einem dicken Kopf auf – eine Erkältung bahnt sich offenbar an. Zusätzlich zu Kopf- und Gliederschmerzen habe ich nach meiner „Core Yoga“-Stunde vom Vortag abartigen Muskelkater in Bauch und Rücken und so bin ich froh, dass ich den Vormittag mit meiner Arbeit für die deutsche Zeitschrift am Computer zubringen darf. Und damit, die Nähmaschinen zu reinigen, denn dafür braucht man einfach ein wenig Geschick und wenig „Hirn“.

Mittags raffe ich mich immerhin auf und treffe mich mit meiner Nachbarin Bente zum Mittagessen am Pool, wir holen uns leckere und wahnsinnig gesunde „Poké Bowl“ vom hawaiianischen Laden gegenüber und quatschen ausgiebig. Das und die anschließende Session mit der Faszienrolle hilft zumindest gegen die schlimmsten Beschwerden.

Trotzdem bin ich sehr froh, dass Titus heute den gesamten Nachmittag mit Nachbarsmädchen Gabriela spielt. Die beiden verschwinden im Kinderzimmer, ich darf derweil einfach auf dem Sofa sitzen und geradeaus gucken bzw. ein bisschen lesen und ausruhen. Das tut gut.

Meine Verabredung, ein Mädelsabend in einer schicken Bar, sage ich schweren Herzens ab, ich will mich gesundpflegen, damit ich für das anstehende Konzertwochenende fit bin. Stattdessen gehe ich um kurz nach 21 Uhr ins Bett und muss mir bald darauf eine zusätzliche Decke holen, denn ich friere fürchterlich.

Am nächsten Morgen geht es mir deutlich besser, den Freitagsputz schaffe ich problemlos und auch den Ausflug zum Markt mit Bente überstehe ich, weil wir uns anschließend noch einen großen Becher frischgepressten Saft gönnen. Ihre Lieblingsmischung Sellerie-Ingwer-Grüner Apfel klingt zwar gut, aber ich bleibe doch lieber bei Orange-Maracuja und hoffe, dass die Vitamine helfen, denn für den Abend ist die Generalprobe angesetzt. In der Sopran-WhatsApp-Gruppe geht es seit Tagen rund, der Dirigent hat die Aufstellung bekannt gegeben und ständig schreibt irgendjemand, dass sie auf jeden Fall hier oder dort stehen könne. Ich beneide die Vorstandsdamen nicht, die sich nun um die ganzen Befindlichkeiten kümmern müssen!

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