Ferienprogramm, Tag 1

Ferienprogramm, Tag 1

Da Titus ja völlig verschnupft ist, ist es gar nicht so schlimm, dass der Kindergarten nun Ferien hat – er hätte heute so oder so nicht dorthin gehen können, die Erzieherinnen mit ihrem strengen Kontrollblick am Morgen hätten ihn direkt wieder nach Hause geschickt. Also machen wir uns einen gemütlichen Morgen und lassen es ruhig angehen. Gegen 9 Uhr kommt die Putzfee, die sogleich das Kind angurrt, die beiden sind sich bislang ja noch nie begegnet und Titus schleicht ihr sofort hinterher und begutachtet ihre Putzarbeiten.

Damit wir die Dame nicht stören, schlage ich einen längst fälligen Ikea-Ausflug vor. Vor wenigen Wochen ist nämlich eine von Titus‘ Bücherleisten (für Kenner: „Mosslanda“) von der Wand gesegelt, der Kleber war wohl nicht hochformatige Bilderbücher geeicht. Also steht ein Umtausch an, und so machen wir uns auf die lange, lange Busfahrt in die Alexandra Road. Der Weg ist das Ziel und Titus ist bis aufs minütliche Naseputzen sehr vergnügt, beim Busfahren kann man schließlich bestens gleichzeitig aus dem Fenster gucken und quasseln und dabei noch mit Mama kuscheln – viel besser als Autofahren also. Bis wir dort ankommen, den Umtausch geregelt und den nötigen Krimskrams in den Einkaufswagen gelegt haben, ist es tatsächlich schon Mittagszeit und praktischerweise gibt es im Restaurant ja genügend Mahlzeiten, die Kinder glücklich machen.

Auch hier, im bis auf den letzten Platz vollbesetzten Essensbereich, klappt das Singapur-Prinzip: auf fast allen Tischen liegen wahlweise Taschentuch-Packungen, Feuchttücher, U-Bahn-Fahrkarten oder andere Kleinigkeiten, die den Tisch reserviert halten, während der Besitzer brav und wohlgeordnet in der langen, langen Schlange vor der Essensausgabe ansteht.

Nach dem Bezahlen an der Hauptkasse unten hat Titus schon wieder Platz für das obligatorische Softeis am Ausgang, und ich spendiere uns ein Uber-Taxi für die Heimfahrt, dessen Fahrer uns netterweise sogar die volle Tasche bis zur Haustür trägt. Zuhause laden wir nur schnell die Einkäufe ab und sitzen kurz darauf schon wieder im Bus. Erneut geht es knapp eine Stunde lang quer durch die Stadt, diesmal allerdings nordwärts, bis zum Zoo.

Titus hatte sich einen Besuch dort als Nachmittagsprogramm gewünscht, und da das Motto für diese Woche lautet: „Kind müde machen“, halte ich das für eine gute Idee. Als wir gegen halb drei am Zoo ankommen, liegt der Eingangsbereich fast verlassen da. Drinnen treffen wir zwar auf ein paar wenige Besucher, doch insgesamt bin ich überrascht, hatte ich doch in den Weihnachtsferien mit deutlich größerem Ansturm gerechnet. Es bläst ein leichter Wind, die Sonne brennt nicht allzu heiß und es ist richtig sommerlich schön draußen. Heute dürfen wir mit unserer Jahreskarte praktischerweise auch die Park-Eisenbahn kostenlos benutzen, und so machen wir als allererstes eine Rundfahrt und ruhen uns ein bisschen aus.

Schließlich geht es in meinen Lieblingsbereich, den „Fragile Forest„. Angelegt wie eine Voliere, tummeln sich darin unzählige frei herumlaufende Tierarten, das Ganze soll an Regenwald erinnern. Kleine Wege führen hindurch, und bereits kurz hinter dem Eingang watscheln Enten über unseren Weg, ein Nagetier sitzt ungerührt am Baum, ein Tukan beäugt uns interessiert, in den Baumkronen schnattern Fledermäuse, ich entdecke ein Faultier hoch oben über unseren Köpfen und mitten auf dem Weg sitzt eine Herde Kattas, die sich nicht vom Fleck rühren, als wir vorsichtig vorbeimarschieren. Wie im Urwald!

Draußen, auf dem Hauptweg, machen wir uns langsam auf den Weg zum Ausgang, als plötzlich eine Orang-Utan-Dame direkt über unsere Köpfe klettern, und dabei ihr Baby fest an sich drückt.

Titus flippt schier aus, und letzten Endes schauen wir den beiden bei ihren Kletter-Experimenten faste eine halbe Stunde lang zu, bis wir fast vom Affenpipi nassgespritzt werden und dann schleunigst und gerade noch rechtzeitig zur Schließzeit den Ausgang erreichen. Mit dem Bus tingeln wir eine halbe Ewigkeit zurück, kurz vor dem Ziel fallen Titus die Augen zu und ich gebe mein Bestes, das Kind wachzuhalten.

Da Ferien eben Ferien sind, darf Titus sich heute auch noch ein Lieblingsessen wünschen, und seinen Vorschlag, Couscous mit Mais, Erbsen und Paprika zuzubereiten, halte ich für überaus sinnvoll, denn zum einen geht das Kochen dafür schnell, zum anderen essen wir das alle gerne, dazu ist es auch noch gesund. Und so hübsch bunt!

Eine halbe Folge Sesamstraße später reibt der Junior sich vehement die Augen und geht anstandslos um 20 Uhr ins Bett. Mission erfüllt!

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