Bring Your Kids to Work!

Bring Your Kids to Work!

Am Mittwoch ist großer „Bring your Kids to Work“-Tag bei der Allianz. Also verlassen Titus und Norman morgens gemeinsam das Haus und fahren ins Büro. Ich renne derweil auf dem Laufband, während um mich herum einige Handwerker, gesichert durch Seile und ausgestattet mit Silikon-Spritzen, außen an den Scheiben herumturnen und versuchen, den undichten Stellen in der Verglasung Herr zu werden. Das wirkt so ein bisschen irritierend auf mich, sind wir doch im 24. Stock!

Anschließend erwische ich den Herrn von der Hausverwaltung – auf den Tag genau pünktlich (immer einen Monat im Voraus!) reserviere ich die BBQ-Area für Januar, denn wir wollen eine Grillparty schmeißen. Das Ganze kostet S$100 Kaution und uns steht der Grill mitsamt Open-Air-Küche, Kühlschränken und Essensbereich von 16 bis 22 Uhr zur Verfügung. Check!
Nur unseren vor sich hinmodernden Schaukelstuhl darf ich leider nicht einfach so entsorgen, wird mir beschieden, ich müsse da schon die Sperrmüll-Abholung beauftragen. Mist. Der Stuhl steht seit unserem Einzug auf dem Balkon, da er sonst nirgendwo hinpasst – und das Klima tut ihm überhaupt nicht gut, so dass wir uns dringend von ihm trennen müssen. Ohne Auto gar nicht so einfach!

Ich fahre in den Financial District und treffe im 13. Stock des Asia Towers, in den Räumen der Allianz, auf Titus und Norman, die gerade fröhlich der Zaubershow zuschauen.

Ich löse Norman ab, damit der wieder an den Schreibtisch kann, und verbringe mit Titus den Rest des Vormittags im unterkühlten Konferenzraum beim Kinderprogramm. Nach dem Zauberer kommen die allgegenwärtigen Luftballonkünstler zum Einsatz, Titus reiht sich brav in die Warteschlange ein und bestellt bei der Dame forsch einen „Lion“.

Nur vom Kinderschminken nimmt er wieder einmal Abstand, das mag er überhaupt nicht. Wir statten Norman und seinen Kollegen einen Besuch ab, Titus darf am Schreibtisch ein bisschen malen und basteln und ich versuche, ihn von allzu lauten Begeisterungsrufen abzuhalten, schließlich wird im Großraumbüro gearbeitet und telefoniert.


Endlich wird das Mittagessen geliefert, für die Kinder gibt es doch tatsächlich McDonald’s-Kindermenüs (immerhin mit Veggie-Burgern) und als Getränk dazu Cola?!

Die Chilisauce zu den Pommes verschmäht Titus natürlich auch, aber immerhin ist er mit dem Essensangebot zufrieden und ich bugsiere ein recht glückliches Kind per U-Bahn und Bus zurück nach Hause.
Dort nutze ich die gute Laune und drücke Titus einen Putzlappen in die Hand – zum Glück liebt er es, herumzuwischen und zu fegen, und ich kann ihn geschickt dazu bringen, seine Spielküche komplett auszuräumen und zu säubern.

Anschließend kochen wir eben noch einen Vorrat an Ketchup, denn der Verbrauch ist hier so hoch, dass wir das lieber selbst in großen Mengen herstellen als es zu kaufen. Titus überwacht alles und scheint beim Probieren äußerst zufrieden zu sein, immerhin schleckt er den halben Kochtopf aus.

Schon ist es Zeit für den Schwimmunterricht, aber wieder einmal sind gerade jetzt, am späten Nachmittag, dicke schwarze Wolken aufgezogen und es beginnt zu regnen. Das Kind besteht aber auf seine wöchentliche Fahrradausfahrt, ich packe uns also beide in Regenjacken ein und radle so schnell es das 14kg schwere Kind auf dem Kindersitz erlaubt zur Schwimmschule. Bis wir dort ankommen, prasselt heftiger Regen auf uns herunter, aber zumindest ist das Gewitterzentrum so weit entfernt, dass der Schwimmkurs trotzdem stattfinden kann. Das Wasser ist zum Glück angenehm warm und beheizt und obwohl Titus nach wie vor Angst vor dem Untertauchen hat, meistert er das Schwimmen nur mit Unterstützung einer Schwimmnudel schon ganz ordentlich. Wir verabschieden uns anschließend von Teacher Rahah, denn nun sind erst einmal Weihnachtsferien!
Da es immer noch heftig regnet, drücke ich Titus zusätzlich zur Regenjacke noch meinen Schirm in die Hand, er versteckt sich fachmännisch darunter und lässt mich in regelmäßigen Abständen wissen, dass er so „überhaupt nicht nass“ werde, während mir das Wasser vom Kopf in den Kragen bis in die Schuhe läuft. Zumindest ist es nach wie vor warm und der Weg nicht allzu weit. Wir machen noch einen Zwischenstopp beim Postamt, wo ich ein kleines Päckchen aufgebe, das erstaunlicherweise nur knapp S§ 5 Versandgebühr nach Deutschland kostet. Die Dame am Schalter schäkert mit Titus, er bekommt Aufkleber und darf unseren Umschlag höchstpersönlich in den großen Postsack für die Luftpost werfen. Anschließend weist sie mich darauf hin, dass ich schnellstmöglich meine Weihnachtspost schreiben solle, denn die SingPost hat im Dezember ein unschlagbares Angebot: sämtliche Briefe nach Europa kosten nur 70 Singapur-Cent Porto – das sind umgerechnet nicht einmal 50 Euro-Cent und es ist damit günstiger, als innerhalb von Deutschland einen Brief zu verschicken. Erstaunlich, oder?

Zuhause muss ich mich erst einmal umziehen, während Titus tatsächlich trocken geblieben ist. Wir machen einen leckeren Salat aus dem Singapur-Kochbuch (eine „Mango-Paprika-Ceviche“) und den Rest des Abends verbringe ich tatsächlich mit dem Schreiben von Weihnachtspost und anderen Dingen, die vor den Feiertagen noch erledigt werden sollten.
Zwischendurch erreicht mich eine Nachricht eines Hotels auf Bali: man will dort wissen, ob wir denn trotz des ganzen Vulkan-Gedöns kommen würden? Das Profilbild der Hotelangestellten auf WhatsApp zeigt einen rauchenden und Asche spuckenden Vulkan – das finde ich jetzt nicht ganz so geschäftsfördernd. Dennoch fliegen wir nun nach Bali am 23.12., denn der Flughafen ist ja momentan uneingeschränkt geöffnet, und das ist erst einmal das Wichtigste!

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