Reif für die Insel – Wochenendausflug nach Indonesien
Am Freitag morgen plappert Titus wie immer fröhlich auf dem Weg in den Kindergarten und sagt plötzlich unvermittelt: „Ich bin froh, dass wir heute nachmittag endlich wieder in den Urlaub fahren. Aber wann fliegen wir denn endlich mal wieder?“ Nachdem ich ihn für das Fliegen auf Weihnachten vertröstet habe, erledige ich zuhause alles Nötige (Einkaufen auf dem Markt, putzen, packen, Fisch füttern…) wie der Wirbelwind und hole Titus bereits um kurz nach 12 Uhr aus dem Kindergarten ab. Er kräht mit an der Eingangstür entgegen: „Du bist zu früh, Mama, ich bin noch nicht fertig!“ Also setze ich mich noch ein paar Minuten auf ein Stühlchen und gucken den Kindern beim Singen und Spielen zu.
Wir holen daheim unsere Koffer, bestellen ein Uber-Taxi, dass uns aber kurzerhand vor der Nase davonrauscht, nachdem der Fahrer mich angepampt hat, dass ich keinen Kindersitz bestellt hätte und er uns deshalb nicht mitnehmen dürfe. Davon höre ich zum ersten Mal, lasse mir aber nicht die Lauen verderben und wir steigen einfach in ein reguläres Taxi, das am Stand gegenüber bereitsteht. Für nicht einmal S$12 bringt es uns zum Harbour Front-Fährterminal am anderen Ende der Stadt, wir holen schnell unsere Tickets am Fährschalter ab, und schon biegt Norman um die Ecke. Es ist noch Zeit für einen Kaffee und ein Stück Kuchen, bevor wir unser Gepäck aufgeben und durch die Immigration und Passkontrolle müssen.
Hier geht es zu wie am Flughafen, es gibt unzählige Gates, und im Minutentakt legen die großen Fähren Richtung Indonesien ab. Auch hier gibt es einen Dutyfree-Shop, Norman besorgt noch schnell ein paar Dosen Bier, und schon dürfen wir ins Schiff einsteigen. Die Fahrt hinüber nach Batam vergeht wie im Flug, nur 45 Minuten dauert es, bis wir in Indonesien anlegen. Während der Fahrt haben wir beste Sicht auf Singapurs Skyline, wir passieren die Vergnügungsinsel Sentosa, den Containerhafen und die unzähligen Schiffe, die auf das Be- und Entladen warten.
Auf Batam angekommen, geht es wieder durch die Passkontrolle, doch bereits die Gepäckausgabe gestaltet sich deutlich chaotischer als in Singapur – hier werden sämtliche Koffer einfach von Trägern vor das Gebäude gebracht und jeder nimmt sich gegen die Zahlung eines kleinen Trinkgeldes sein Gepäckstück. Wir werden bereits vom Personal unseres Hotels erwartet, mit dem sich Titus direkt anfreundet, und zum kleinen und deutlich heruntergekommenen „domestic“-Hafengebäude nebenan geleitet. Dort besteigen wir ein hübsches kleines Holzboot und los geht die rasante Fahrt. Wir passieren in 90 Minuten Inselchen für Inselchen, ein paar sind bewohnt, ein paar scheinen menschenleer zu sein. Immer wieder fahren wir an Fischfang-Vorrichtungen vorbei, deren zugeschnitzte Holzstangen aus dem Wasser ragen; die dazugehörigen Fischer stehen auf winzigen Booten, paddeln seelenruhig umher und wirken mangels Außenbordmotor recht archaisch. Indonesien besteht aus mehr als 17.000 Inseln, und bis wir auf „unserer“ ankommen, genießen wir den angenehm temperierten Fahrtwind, der um die Nase weht.
Da Indonesien eine Stunde Zeitverschiebung zu Singapur hat, kommen wir gegen 17 Uhr im Telunas Resort an, werden mit einem Getränk begrüßt und erkunden erst einmal unser wunderschöne kleine Holzhütte, durch deren Bretterböden wir das Meer sehen und hören können, und den Strand.
Leider zieht gerade ein Gewitter auf und wir verschieben die ausgiebige Inselerkundung auf den nächsten Tag. Stattdessen gibt es einen Aperitif an der Bar und ein tolles Abendessen mit viel Wein und einem Geburtstagskuchen. Außer uns sind nur wenige andere Gäste da, diese haben aber fast ausnahmslos auch Kinder dabei, so dass Titus sofort Spielgefährten findet. Zur großen Freude lässt der Regen bald nach und das allabendliche Lagerfeuer am Strand wird entzündet. Die Kinder sitzen andächtig da, starren in die Flammen und dürfen dann sogar an langen Stöcken Marshmallows grillen.
In der Nacht schlafen wir allesamt ein wenig unruhig, die ungewohnten Geräusche des Meeres und des Windes lassen uns immer wieder aufwachen, außerdem werden Titus und ich von Stechmücken gequält und sind am Morgen völlig zerstochen – während Norman die Nacht absolut unbeschadet überstanden hat. Sehr früh morgens verlangt das Kind nach Frühstück, und zum Glück stehen hier alle so früh auf und wir bekommen bereits um 7 Uhr ein tolles indonesisches Nasi Uduk, frische Waffeln und viel frisches Obst.
Norman nutzt die Gunst der frühen Stunde und lässt sich eine Stunde lang im Spa mit Blick auf das Meer durchkneten, während Titus und ich die Schaukelstühle okkupieren und anschließend den kleinen Kinderspielbereich aufsuchen. Zu meiner Überraschung marschiert der junge Mann direkt auf die beiden netten Damen der Kinderbetreuung zu, setzt sich an den Tisch, schnappt sich Malzeug und ich bin abgemeldet. Also lege ich mich auf einen Liegestuhl, genieße den Blick über Pool und Meer und lese in völliger Ruhe fast eine Stunde lang. Als Norman von seiner Massage zurückkommt, sucht er sehr irritiert unseren Sohnemann, doch der spielt immer noch vergnügt mit den Spielsachen im Kids‘ Club und taucht erst kurz vor dem Mittagessen wieder auf.
Am Nachmittag holen wir uns ein Kayak und ein Stand-Up-Paddle und versuchen, gegen die starke Strömung und den auffrischenden Wind anzupaddeln.
Titus ist ein versierter Bootsfahrer und sitzt ausgerüstet mit seiner kleinen Schwimmweste sehr vergnügt im Kayak und lässt sich von den Wellen nicht aus der Ruhe bringen. Norman versucht sich auf dem SUP und geht dabei zur Freude des Juniors ein paar Mal schwungvoll baden – was aber nicht sehr schlimm ist, denn das Meerwasser hat angenehme 27 Grad. Anschließend springen wir ein paar Mal vom Bootsanleger, während Titus mit dem Hotelpersonal zusammen ein Hauskonzert veranstaltet und schließlich alle zusammen Kinderlieder für und mit ihm singen.
Später steht weiteres Kinderprogramm an: zunächst basteln die Kids hübsche Schlangen und Titus malt hochkonzentriert und selbstvergessen. Später dann gehen wir alle zusammen los, um Einsiedlerkrebse zu fangen. Dank der „ortskundigen“ Angestellten schleppen die Kinder bald ganze Eimer voller Krebse an, die zum Teil 5-10 Zentimeter groß sind. Mit den gesammelten Exemplaren werden nun mehrere Runden „Krebs-Wettrennen“ veranstaltet, was für ein Spaß!
Am frühen Abend zieht ein heftiges Monsun-Gewitter auf und verregnet das gebuchte Candle-Light-Dinner auf dem Steg gehörig. Stattdessen wir unser hübsch gedeckter Tisch kurzerhand in der Bar aufgebaut, und wir schlemmen und lassen es uns gutgehen, während draußen wahre Sturzbäche vom Himmel regnen. Titus ist vom Tagesprogramm so ermattet, dass er letzten Endes auf meinem Schoß einschläft und wir ihn unter Einsatz vonn Regenjacken und -schirmen in unsere Hütte bugsieren müssen.
Mückengeplagt wachen wir auch am Sonntag sehr früh auf und machen uns schon um 9 Uhr per Boot auf den Weg zur Nachbarinsel. Dort steht das „Haupthaus“ des Resorts, und gemeinsam mit einigen anderen Hotelgästen und Unmengen Kindern wandern wir auf den Hügel hinauf, wo ein kleiner Klettergarten auf uns wartet. Wieder müssen wir zwischendurch eine Pause einlegen, um den Regenschauer und das Gewitter abzuwarten, dass sich über uns zusammenbraut, doch dem Vergnügen der Kinder tut das warme Wasser auf der Haut keinen Abbruch und alle klettern wie die Gemsen. Mit uns unterwegs ist eine amerikanische Familie mit insgesamt vier (!) Kindern im Altern zwischen 1 und 5. Der Vater ist ein bulliger 120kg-Mann, ein Muskelpaket mit kahlrasiertem Kopf, und wie er seine Kinder beim Klettern anfeuert, kann er nur beim Militär gelernt haben. Norman und ich amüsieren uns noch den Rest des Tages darüber, wie er den 3jährigen Sohn im Klettergarten anfeuert: „Buddy, once we started, what do we do? Do we stop?! No, we make it all the way to the end! You’ll make it, buddy!“ Ich möchte dabei permanent salutieren oder durch den Schlamm robben, so sehr erinnert mich der Tonfall an sämtliche Filme über die US Army… Genauso scheucht er seine winzigen Kinder, vom drei Meter hohen Bootsanleger zu springen, und der Rest der Wandertruppe steht halb amüsiert, halb fassungslos daneben, denn die Kinder haben sichtlich Spaß dabei.
Nach dem letzten Mittagessen und einer Runde am Pool ist schon der Abschied gekommen, wir besteigen das kleine Holzboot und winken der versammelten Mannschaft, die sich am Steg zusammengefunden hat, noch lange zu.
Der Bootsführer gibt ordentlich Gas und wir rasen dahin, während vor uns eine schwarze Gewitterwand näherkommt und das Meer deutlich unruhiger wird. Bald beginnt es zu regne, heftiger Wind kommt auf und bald blitzt es im Minutentakt. Daraufhin wird die Fahrt unterbrochen, der Bootsführer lässt die Planen herunter, damit wir wenigstens halbwegs im Trockenen sitzen, und ankert an einer Anlegestelle, bis der schlimmste Teil des Gewitters vorübergezogen ist. Titus ist völlig unbeeindruckt von der Naturgewalt und pennt wie ein Stein, eingemummelt in meinen Schal, bis wir am späten Nachmittag am Fähranleger in Batam ankommen.
Die Rückfahrt nach Singapur vergeht wieder sehr schnell, wir freuen uns über die tolle Aussicht auf die Stadt und sind schließlich fasziniert und auch ein wenig angenervt vom Chaos am Fährterminal. Das Anstehen an der Passkontrolle dauert ewig, ebenso die Kofferkontrolle, die Schlange am Taxistand ist schier endlos und so dauert es länger als gedacht, bis wir endlich zuhause ankommen. Das Kind schreit nach Nudelsuppe, wir müssen die Koffer auspacken, die Waschmaschine läuft und überall ist Sand, Titus‘ Mückenstiche sind aufgekratzt und sehen schmerzhaft aus, und trotzdem: ein wunderschönes Inselwochenende liegt hinter uns!
One Reply to “Reif für die Insel – Wochenendausflug nach Indonesien”
Ja, da kann man euch nur beglückwünschen und beneiden – gleichermaßen !!!
Es sei euch gegönnt und wir freuen uns auf weitere high lights
hG Peter