Regenguss statt Schwimmstunde

Regenguss statt Schwimmstunde

Beim Telefonat mit meinen Eltern erfahre ich, dass man in meiner Heimat über die „verrückte“ Auswanderin spricht, die in Singapur mit dem Fahrrad herumfährt!
Gesagt, getan: heute nachmittag radeln Titus und ich zusammen zur wöchentlichen Schwimmstunde. Freundlich wie immer wird uns von Fußgängern zugenickt, Titus redet hinter mir sitzend ununterbrochen auf mich ein, und wir kommen überpünktlich am kleinen Schwimmbad an.

Auf die Minute pünktlich – denn kaum haben wir uns hingesetzt, um den anderen Kindern zuzuschauen, fängt es an zu regnen. Ein heftiges Gewitter zieht auf, es schüttet wie aus Kübeln, Blitzen zischen durch die Luft und die Donnerschläge sind ohrenbetäubend laut. Trotz überdachtem Sitzplatz werden wir pitschnass, der Wind treibt den Regen an den Seiten hinein, und die Schwimmlehrer brechen die Stunde sofort und unwiderruflich ab.

Titus ist schwer enttäuscht, er hatte sich sehr auf den Kurs gefreut, doch der nette Trainer erklärt ihm geduldig, dass bei Gewitter an Schwimmen nicht zu denken ist. Leider können wir wegen des Platzregens auch nicht nach Hause, und so sitzen wir noch gut eine Stunde lang, eingekuschelt in unsere Handtücher, auf einer Bank, quatschen mit den Trainern und genießen die Naturgewalt um uns herum.

Endlich tröpfelt es nur noch ein bisschen, ich setze Titus auf ein Handtuch, da sein Sitz völlig durchnässt ist, und wir radeln flugs nach Hause. Keine 300 Meter vor unserer Wohnung gießt es leider schon wieder, und bis wir in der Tiefgarage angekommen sind, sind wir bis auf die Unterwäsche nass. Zum Glück alles nicht so schlimm bei 26 Grad, dennoch stecke ich den eh schon ziemlich verschnupften Sohnemann in die Badewanne, so kommt er wenigstens doch noch ins Wasser, und lege mich erst einmal trocken.

Das Kind ist nach dem Abendessen so erschöpft – obwohl es doch gar nicht geschwommen ist -, dass es  nach wenigen Minuten im Bett bereits schläft, und ich vertreibe mir den sturmfreien Abend, weiter an meinem neu gestalteten Blog zu basteln. Norman ist mit seinem Team beim Essen und schickt mir lustige Fotos von Nudelteig-schwingenden Köchen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit unserer neugestalteten Wochenstruktur. Titus ging am Dienstag Nachmittag mit großer Begeisterung wieder in den Musikkurs, hüpfte und sang fröhlich mit den anderen Kindern. Dass Dienstag Abend nun regelmäßig Babysitterin Jiexi für zwei bis drei Stunden zur Aufsicht kommt, damit ich zur Chorprobe gehen kann, ist ein weiterer Fixpunkt. Im Kindergarten hat sich eine gewisse Routine eingespielt, nun kommt noch der Schwimmkurs hinzu. Meine Vormittage sind auch ziemlich gut durchgeplant: ich habe feste Termine für Gym, Schwimmen und Yoga, Freitag Vormittags werden Einkäufe erledigt, morgens schreibe ich entweder am Blog, Artikelchen für das „Impulse“-Magazin oder für den Chor und zweimal die Woche treffe ich mich vormittags auf einen Kaffeeklatsch. Das Schöne daran: alles ist flexibel, wenn ich keine Lust auf irgendetwas davon habe, muss ich es nicht machen oder verschiebe es. Großartig, was für ein Luxus. Allein dafür hat sich der Umzug gelohnt – und momentan gruselt es mich bei der Vorstellung eines „nine-to-five“-Arbeitsalltags ganz schön!

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