„Seven oder eight?“

„Seven oder eight?“

Die Woche schreitet voran, und wie auch in München vergehen die Tage viel zu schnell – denn tatsächlich ist eine gewisse Routine eingekehrt. Ihr kennt das…

Montags backen Titus und ich Muffins, damit das Kind zusätzlich zum Inhalt der Brotzeitdose noch was zu essen im Kindergarten bekommt. Das ist für mich eine ganz schöne Umstellung: in unserer Schwabinger Vorzeige-Kita gab es viermal täglich gesundes, bio-zertifiziertes Essen (zuckerfreies Müsli zum Frühstück, mittags dann immer ein eigenes vegetarisches Gericht für Titus, nachmittags Brotzeit mit Rohkost, zwischendurch viel Obst). Titus konnte deshalb schon mit zwei Jahren das Wort „Agavendicksaft“ fehlerfrei aussprechen.
Und hier muss ich 3-4x wöchentlich so kochen und planen, dass Titus ein Mittagessen mitnehmen kann. Vormittags kriegen die Kinder ein Marmeladebrot oder Pancakes, nachmittags gibt es Schoko- oder sonstige Kekse. Von Obst habe ich bislang noch nichts gehört oder gesehen.
Immerhin berichtet Titus, dass auch andere Kinder eigenes Essen mitbringen. Überhaupt läuft es diese Woche noch ein ganzes Stückchen besser im Kindergarten: das Kind erzählt viel, nachmittags sagt er jeden Tag, dass er es „gut“ fand, und dass er den lieben langen Tag nun Kinderlieder auf Englisch (oder einer Fantasiesprache) singt, hatte ich ja bereits berichtet.

Als ich am Montag nachmittag weiter an unserer Bilderwand im Wohnzimmer herumklebe, ruft er mir plötzlich zu: „Mama, sind das seven oder eight Bilder?“.

Und als uns am Dienstag nachmittag Nachbarsmädchen Gabi zum Spielen besucht, höre ich nur, wie die beiden giggelnd und gackernd in der Höhle unter unserem Esstisch sitzen und Titus immerzu „Look! Look!“ ruft.
Gabi wurde natürlich von ihrer allgegenwärtigen Nanny Rina begleitet, die sehr bedauernd und verwundert feststellte, dass ich ja gar keine Haushaltshilfe hätte?! Daraufhin übernahm sie in meiner Küche das Zepter und versorgte die Kinder mit Getränken und Apfelschnitzen und spielte hingebungsvoll mit den beiden.

Unsere Balkonpflanzen wurden wie vereinbart am Montag geliefert – allerdings bekam ich nicht, wie besprochen, mit einer Stunde Vorlauf einen Anruf, sondern die Herren meldeten sich, als sie bereits vor der Haustür standen. Da saß ich aber gerade in einem Café und besprach mich mit Christiane, mit der ich zusammen an einem Artikel für die Januarausgabe der „Impulse“ arbeite. Also ließ der Pförtner die Gärtnerlieferanten zumindest bis vor unsere Wohnungstür, und ich durfte dann zuhause die schweren Kästen alleine bis auf den Balkon schieben.
Norman stellte bedauernd fest, dass die Pflanzen nun doch viel kleiner aussähen als noch in der Gärtnerei – tja, der Balkon ist halt einfach wirklich groß! Titus gießt jedenfalls fleißig und wir sind gespannt, ob das Zeug wächst.

Wie immer dienstags steht um 18 Uhr Jiexi in der Tür, Titus kommandiert sie ganz schön herum und ich schaffe es überpünktlich zur Chorprobe. Die neu herausgefundene Verbindung mit Bus – MRT 1 – MRT 2 – Bus klappt bestens, und so habe ich noch ein bisschen Gelegenheit, mit einigen Mitsängern zu quatschen, bevor es losgeht. Ein Singapurer schwärmt mir in den höchsten Tönen vom Skifahren in St. Anton vor, wo er jedes Jahr eine Woche Skiurlaub macht, und empfiehlt mir die japanischen Skigebiete.
Wie immer nach der Chorprobe verteilen sich alle auf die diversen Autos – obwohl ich eigentlich lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückfahren will, sitze ich kurz darauf bei der etwa 70jährigen Christine im Auto. Sie will mich unbedingt zur U-Bahn-Station bringen, und so fahren wir mit gemütlichen 28 km/h und immer schön auf der mittleren Spur bis zur Downtown Line, während sie an jeder Ampel den Motor abwürgt und völlig ungerührt Busse und andere Autos schneidet.

Am Mittwoch morgen gehe ich wieder einmal in ein neues Yoga-Studio, diesmal probiere ich PureYoga im Ngee Ann City-Tower aus.
Das Studio ist sicher das schickste und größte der bisher getesteten, doch ich bin spät dran und eile ohne große Erkundungstour in den Raum Nr. 3. Dort findet eine tolle Hot Yoga-Vinyasa-Stunde statt, und bei 40 Grad Raumtemperatur tropfe ich bald meine Matte voll und bin am Ende fix und fertig. Aber sehr positiv!
Da ich es heute sehr eilig habe, überlege ich schon beim Duschen, wie ich das obligatorische Verkaufsgespräch im Anschluss abkürzen kann. Doch – oh Wunder: man verabschiedet sich einfach so von mir und lässt mich wissen, dass ich alle Fragen zu Preisen und Vertragsoptionen einfach per WhatsApp stellen möge.

So bin ich pünktlich um 11 Uhr wieder daheim und warte dann fast zwei Stunden auf den Handwerker. Der schafft es dann aber endlich, den Warmwasser-Anschluss zu reparieren, aber erst, nachdem ich ihm unseren Phasenprüfer ausgeliehen habe. Es dauert eine Weile, bis ich verstehe, was der gute Mann braucht, denn diese Vokabel habe ich nun wirklich nicht parat: „test pen“.
Auf jeden Fall läuft das Wasser nun wieder heiß aus dem Hahn in Küche und Gästebad, und besonders beruhigend ist, dass wir nicht schlichtweg zu blöd waren, sondern dass tatsächlich der Anschluss defekt war.

Nun werde ich mich gleich Richtung Kindergarten aufmachen, heute nachmittag wollen wir noch zum Spielplatz, und ich wollte dringend für Titus ein paar bequeme kurze Hosen nähen, denn davon haben wir einen ordentlichen Verbrauch momentan.
Für welche Gelegenheit ich allerdings diese ganzen langen Hosen und Jacken und Pullis für uns eingepackt habe, ist mir inzwischen schleierhaft.

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