Regenzeit in Singapur

Regenzeit in Singapur

Unser Wochenende beginnt gemütlich – ich „drehe“ eine Runde auf dem Laufband, und Titus probiert währenddessen sämtliche Sportgeräte im Gym aus.

Nach diesem anstrengenden Frühsport geht es bei schönstem Wetter an den Pool. Das Wasser im großen Becken ist nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage sehr erfrischend, und Titus lässt sich zunächst überhaupt nicht zu einem Bad überreden. Doch der kleine Kinderspielplatz direkt neben dem Schwimmerbecken steht unter Wasser, ein regelrechtes Planschbecken ist entstanden, und Titus rast mit den zwei franzöischen Nachbarsbuben um die Wette durch die tolle Riesenpfütze. Bald sind alle pitschnass.
Währenddessen plaudere ich ein bisschen mit den dazugehörigen Eltern, und wir sind uns einig, dass so ein Samstag Vormittag am Pool zu den wirklich besten Dingen gehört, die Singapur zu bieten hat. Noch mehr weiß ich das zu schätzen, als ich beim samstäglichen Telefonat mit Re erfahre, dass es in München zur Zeit empfindlich kalt ist und bereits Handschuhe beim Radlfahren im Einsatz sind…

Nach dem Mittagessen kommen wieder einmal die Werkzeugkästen zum Einsatz, im Arbeitszimmer müssen endlich die letzten (?) Regale angebracht werden. Leider kommt uns ein wenig die Schiebetür „dazwischen“, aber letzten Endes können wir das von unserer Liste abhaken. Ebenso, wie die Planung des Weihnachtsurlaubes, denn Norman bucht die Flüge nach Bali!

Titus und ich backen noch schnell unseren wöchentlichen Kuchen (diesmal: Banane) und dann fahren wir im strömenden Regen los Richtung Esplanade. Titus zählt wieder fleißig die U-Bahn-Stationen, auf deutsch und auf englisch, außerdem wirft er mir ständig ein lässiges „I know“ entgegen. In den letzten Tagen hat es in seinem Köpfchen wohl endlich den Schalter umgelegt und auf einmal ist Englisch sehr präsent.

In den Veranstaltungsräumen der Esplanade, dem großen Konzert- und Veranstaltungshaus Singapurs, ist im Rahmen des „Children’s Day“ das ganze Wochenende über ein Kinderprogrammpunkt nach dem anderen geboten, und am späten Samstag Nachmittag ist ganz schön viel Betrieb. Leider sind die Workshops alle schon durchweg ausgebucht und die Freiluft-Veranstaltungen fallen wegen des Regens aus – doch wir gucken uns in Ruhe alles an, und Titus darf mit Begeisterung zig Blätter anmalen und beschäftigt die Damen am dazugehörigen Stand eine ganze Weile mit seinen Kunstwerken.

Eigentlich wollten wir hier auch zu Abend essen, doch die Restaurants im Untergeschoss überzeugen uns nicht, und dank meiner schlauen Karte finden wir schnell heraus, dass nicht allzu weit von hier ein mexikanisches Lokal ist, dass wir eh mal ausprobieren wollten. Eine Station mit dem Bus später stehen wir vor dem „Super Loco“ und genießen erst einmal bei leichtem Nieselregen den Blick auf das „Hotel mit dem Schiff auf dem Dach“ (Titus) und verspeisen dann leckere Quesadillas und Salate – dazu gibt es natürlich stilgerecht eine Margarita!

Das Kind ist dank Malbuch und Stiften sehr glücklich, nur leider ist die Heimfahrt danach etwas mühsam – bei Regenwetter ist es immer etwas schwieriger, ein Taxi zu bekommen bzw. steigen die Preise bei Grab und Uber schlagartig an. Wir müssen eine ganze Weile warten, dafür rast der Fahrer dann umso schneller. Titus beschwert sich bei der Fahrt nach Hause lauthals, dass das heute aber ein „sehr kleiner Tag“ (= kurzer Tag mit zu wenig Programm) gewesen sei, ist aber ziemlich erledigt, nachdem er nach einem kurzen Bad um 21 Uhr endlich im Bett liegt.

Den Sonntag beginnen wir mit einem großen Frühstück, und als ich danach die Küche aufräume, klingelt es an der Tür und ein netter Lieferant drückt mir meine sämtlichen Lebensmittel für die kommende Woche in die Hand. Am Sonntag morgen um 9:30 Uhr – Lieferung kostenlos, versteht sich. Ist das nicht praktisch?
Danach ist genug Zeit, um Norman zum Shopping zu begleiten. Mit dem Bus fahren wir ins Ion Orchard – die Fahrt dahin zieht sich, denn die anhaltenden starken Regenfälle führen zu U-Bahn-Ausfällen und alles staut sich auf den Straßen. Im Einkaufszentrum ist aber zum Glück nicht allzu viel los, und so ersteht der Mann innerhalb kürzester Zeit neue Schuhe für die Arbeit und für die Freizeit, dazu noch eine Hose, und wir sind um kurz vor 12 Uhr schon wieder zuhause.
Während die Männer ein Fußballturnier in unserem Flur ausfechten, liege ich faul auf dem Sofa und lese ein langweiliges Buch. Deshalb bin ich ganz froh, als endlich Zeit zum Aufbruch ist. Heute sind wir zum Kaffeeklatsch und „play date“ bei Normans Arbeitskollegen Jörg eingeladen. Sein Sohn Arthur ist gut ein Jahr älter als Titus und spricht dank deutschem Vater und chinesischer Mutter gleich drei Sprachen. Nach kurzem Beschnuppern verschwinden die beiden Buben im Kinderzimmer und die folgenden drei Stunden wir gemalt, gespielt, gejuchzt und getobt. Wir sitzen derweil auf dem Balkon plaudern, essen Kuchen und trinken Kaffee. Wieder zieht deutlich hörbar ein Gewitter auf und die bereits „alteingesessenen“ Singapurer bestätigen, dass nun die Regenzeit angebrochen ist, die noch bis Anfang Januar dauern wird.
Einige Überredungskünste sind vonnöten, bis wir den komplett verschwitzten Junior dann endlich überzeugen können, wieder nach Hause zu gehen. Titus genießt es sichtlich, einfach auf Deutsch mit einem Kind kommunizieren zu können, und die beiden gackern noch die gesamte Aufzugfahrt und den Weg nach draußen bis zum endgültigen Abschied – während sie Händchen halten und sich zwischendurch fest drücken. Dementsprechend aufgedreht ist Titus auf der gesamten Heimfahrt im Bus , quasselt auch beim Abendessen noch ohne Unterlass und verdrückt nebenbei riesige Portionen von Puffern und Tomaten. Ich muss ihm beim Zubettbringen fest versprechen, dass Arthur ihn bald besuchen kommt.

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