Radtour auf Pulau Ubin und Laternenfest
Als wir um halb zehn ins Taxi steigen, fängt es an zu regnen. Der Taxifahrer beruhigt uns aber, wahrscheinlich ist es nur ein kurzer Schauer – hier in Singapur wechselt das Wetter eh im Halbstunden-Takt.
Nach kurzer Fahrt kommen wir am Fähranleger Changi Point an. Ein bisschen heruntergekommen sieht der Wartebereich aus, und auch der kleine Kutter, in den wir nach wenigen Minuten einsteigen, hat schon bessere Tage gesehen.
Direkt am Hafen reiht sich ein Fahrrad-Verleih neben den anderen. Wir schlendern herum und finden dann eine freundliche Dame, die uns ein Rad mit Kindersitz und eines mit großem Korb vorne anbietet. Nach Probefahrt und einigen Justierungen fahren wir los: Titus darf zum ersten Mal vorne am Lenker sitzen und ist dementsprechend begeistert.
Nach wenigen Kilometern verlassen wir die Teerstraße und biegen in den Wald ab. Hier geht es buchstäblich über Stock und Stein – und vor allem ständig bergauf und bergab. Inzwischen hat Norman das „Kinderfahrrad“ übernommen und ist bald schweißgebadet. Obwohl der Himmel immer noch bedeckt ist und wir nun ständig Gewitterdonner hören, ist die Luft unter dem dichten Blätterdach des Waldes wie ein Dampfbad.
Am westlichen Ende der Insel parken wir – und ungefähr 200 andere Inselbesucher – unsere Räder und marschieren los zum Meer. Vom langen Steg aus hat man einen prima Blick nach Singapur und bis nach Malaysia hinüber. Wir erzählen Titus die Geschichte von Frosch, Elefant und Schwein, deren Schwimmwettbewerb damit endete, dass alle drei versteinert wurden und nun diese Insel bilden. Dazu gucken wir den riesigen Flugzeugen zu, die im Minutentakt den nahe gelegenen Changi-Airport ansteuern.
Freundliche Parkranger machen uns nach einer Weile darauf aufmerksam, dass über der Insel inzwischen ein Unwetter aufgezogen ist – und tatsächlich, als wir uns umdrehen, sehen wir tiefschwarze Wolken am Himmel hängen, es blitzt und donnert fast ohne Unterlass und wir suchen Zuflucht in einem kleinen Museum.
Nach einer halben Stunde haben sich die Wolken verzogen und wir nehmen den Boardwalk in Angriff. Auf einer Art Holzbrücke laufen wir die Küste entlang, an Mangrovenbäumen vorbei, bestaunen die vielen emsigen Krebse und seltsamen Pflanzen, bis Titus wieder nach einer weiteren Runde auf dem Fahrrad verlangt.
Im Nieselregen geht es also wieder steil bergauf und bergab weiter quer über die Insel. Mitten im Wald kreuzt plötzlich eine Rotte Wildschweine unseren Weg, die sich aber eiligst ins Unterholz verziehen. Das Kind ist natürlich begeistert.
Gerade, als der Regen stärker wird, erreichen wir wieder den „Hauptort“ und kehren ins einzige Restaurant ein. Hier ist alles ein wenig „einfacher“ als in Singapur, und doch schmecken die gebratenen Nudeln und das Gemüse dazu fein. Titus macht derweil Bekanntschaft mit den unzähligen Krebsen, Krabben, Langusten und Muscheln, die in großen Becken darauf warten, verzehrt zu werden.
Inzwischen regnet es heftig, und so eilen wir zum Bootsanleger zurück und fahren zurück aufs Festland und mit dem Taxi nach Hause. Wir hatten offenbar Glück mit dem Wetter!
Den Nachmittag verbringen wir damit, endlich erste Bilder an unserer Fotowand anzubringen, Titus entdeckt zufällig die Spieleschachtel von „Looping Louie“ und kriegt sich nicht mehr ein.
So habe ich ganz schön zu tun, um die Männer dazu zu bewegen, heute nochmal rauszugehen.
Schließlich sitzen wir doch im Taxi nach Chinatown, und als wir am großen Platz hinter dem großen Buddha-Tempel aussteigen, ist die Stimmung prächtig – denn heute ist als Höhepunkt des „Mid-Autumn-Festivals“ großer Laternenumzug und rund um die große Bühne dort ist schon mächtig was los.
Zuerst brauchen wir aber allesamt ein Abendessen, und auf Empfehlung lotse ich uns zu Lan Zhou La Mian, auch bekannt als „Noodle Man“. Das Lokal ist winzig, doch fast alle Tische sind besetzt, vornehmlich von Familien mit Kindern. Und bald ist klar, warum: der Koch macht eine riesen Show, als er Nudeln aus frischem Teig selbst herstellt. Er wirbelt den Teig herum, dreht Stränge daraus, wirft ihn in die Luft, dazu erzählt er Geschichten, und bald scharen sich Horden von Kindern um ihn herum. Titus ist natürlich mittendrin.
Das fertige Essen dann ist sehr fein, wir genießen das Gemüse in Austernsauce, den Nudeleintopf und Titus verputzt zwei komplette frittierte Küchlein, gefüllt mit Frühlingszwiebeln.
Inzwischen ist es 19 Uhr und es dämmert endlich. Wir schlendern also zurück zum Hauptplatz von Chinatown, und hier geht jetzt der Laternenumzug los. Riesige, tanzende Drachen führen den Zug an, gefolgt von Trommlern, die ohrenbetäubenden Lärm machen. Hunderte von Menschen marschieren hinterher, alle halten chinesische Lampions und Laternen in der Hand – und Titus führt stolz seine Martins-Laterne aus der Kita vom letzten Jahr spazieren. Die Chinesen um uns herum amüsieren sich köstlich, als wir dann auch noch „Laterne, Laterne“ dazu singen, aber natürlich stört sich wieder einmal überhaupt niemand an dieser Vermischung der Kulturen.
Gegen 20 Uhr verlassen wir den Trubel, und versuchen einen Bus nach Hause zu erwischen. Gar nicht so einfach, denn sämtliche Straßen rund um Chinatown sind abgesperrt. Deshalb brauchen wir fast eine Stunde für den Heimweg, und bringen dort schleunigst einen todmüden Titus ins Bett.