Radeln in Singapur?
Während sich in München alle über den neuen Leihfahrrad-Anbieter „oBike“ (aus Singapur!) aufregen, steht der Singapurer selbst dem Prinzip des Leihrades eher etwas gleichgültig gegenüber. Auch hier stehen an jeder Ecke die gelben Räder von „oBike“ und „ofo“ sowie die orangefarbenen von „mobike“ herumstehen, sehe ich eher selten jemanden ein solches Radl entleihen.
Auch kann hier nicht davon die Rede sein, dass diese Leih-Drahtesel die Fahrradständer unnötig zustellen würden – denn hier gibt es weit und breit überhaupt keine Fahrradständer. Ebenso wenig, wie einen Fahrradraum/-keller/-abstellplatz vor Wohnhäusern oder Geschäften.
Mein Fahrrad habe ich per Aufzug in die Tiefgarage verfrachtet und durfte es – nach Absprache mit der Hausverwaltung – auf den Parkplatz für Motorräder und Roller stellen; natürlich ohne Möglichkeit, es dort irgendwo anzuschließen.
Aber das ist auch nicht nötig, denn geklaut wird es sicher nicht – so wenig fahrradfreundlich die Stadt ist. Morgens, wenn ich Titus zum Kindergarten bringe und wir die 6spurige Newton Road auf der Fußgängerbrücke überqueren, sieht man mal den einen oder anderen verrückten Radler auf der Straße. Auch die Lieferanten von Deliveroo und Foodpanda sind manchmal per Zweirad unterwegs; viel öfter aber auf der motorisierten Variante.
GoogleMaps bietet erst gar keine Fahrrad-Variante bei der Routenplanung an, und so gestaltet sich mein erster Radl-Ausflug als etwas schwierig. Die größte Problematik ist die Überquerung der großen Straßen. Fußgänger-Ampeln gibt es kaum; stattdessen setzt man hier auf die schon oben beschriebenen Fußgängerbrücken – mit vielen Stufen auf- und abwärts. Die 4spurigen Kreisverkehre sind für einen Radl-Neuling in Singapur sicher erst einmal nicht zu empfehlen, die Schnellstraße ist natürlich tabu. Fahrradwege gibt es natürlich erst recht nicht.
Nach langen Recherchen habe ich gestern die Webseite BBBike@Singapore entdeckt, dort kann man sich Fahrradrouten anzeigen lassen. Allerdings scheint die Berechnung extrem kompliziert zu sein, denn es dauert immer ewig, bis die Seite eine Strecke ausgearbeitet hat.
Aber ich werde mich auf jeden Fall in der kommenden Woche mal in den Straßenverkehr stürzen – gut ausgerüstet mit einer Handyhalterung für die Lenkstange, damit ich das „Navi“ dann auch immer in Sichtweite habe. Und vielleicht erst einmal ohne Titus im Kindersitz…
Übrigens kommt selbst der Postbote hier nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Elektro-Roller!