Multi-Kulti

Multi-Kulti

Der Regen hat die Stadt immer noch im Griff, und so werden wir gegen halb zehn nicht nur vom Gurren der vermaldeiten Tauben geweckt, die auf den Simsen hausen, sondern auch vom leisen Prasseln. Es sieht sehr trüb aus draußen, und so vergammeln wir den Sonntag Vormittag mit Lesen und Spielen in der Wohnung. Norman schafft es heute gar nicht aufzustehen, er hat sich den Magen verdorben und ist ziemlich leidend, aber da zumindest unsere Hausapotheke vollständig mit der Luftfracht letzte Woche ankam, päpple ich ihn mit Elektrolyten und Fencheltee bis zum Mittag wieder auf.
Als wir das Haus endlich verlassen, ist es fast schon kühl draußen, zumindest muss man mit Hose und Shirt bekleidet nicht schwitzen… Ein ewig lange Busfahrt führt uns an die Ostküste, ein weiterer Spaziergang dann in den East Coast Park, der sich entlang des dort künstlich aufgeschütteten Strandes befindet. Hier ist heute am Sonntag echt was los; es wird trotz Nieselregen und Wind gepicknickt und gegrillt, auf dem Radweg sind Radler, Inlineskater und Jogger unterwegs, an den Verleihstationen für Fahrräder, Tandems, Rikschas etc. wird gut Umsatz gemacht und vor der Küste kreuzen die riesigen Containerschiffe im Minutentakt vorbei.
Wir erreichen den riesigen Spielplatz am Marine Cove, und sind die nächsten zwei Stunden gut beschäftigt damit, überhaupt alle Spielmöglichkeiten zu entdecken.
 Als ich meinen Blick über die versammelte Menschenmenge schweifen lasse, wird für mich erneut deutlich, was mir an Singapur schon jetzt so gut gefällt: echtes multikulti, soweit das Auge reicht. Chinesen, Inder, Malayen, Europäer, Menschen aller Hautfarben und jeglicher Herkunft tummeln sich hier auf engstem Raum, ein Sprachen-Durcheinander babylonischen Ausmaßes ist zu hören.
Jeder zollt dem anderen Respekt, unabhängig seines kulturellen Backgrounds, und als wir nach dem Spielplatzausflug noch ins Stadtviertel „Little India“ fahren, wird dies nochmal deutlich: direkt neben dem großen Hindutempel steht nämlich eine Moschee – und auch das scheint kein Problem zu sein…
Der Hindutempel Sri Srinivasa Perumal ist leider gerade mitten in der Renovierung, deshalb ist die Außenfassade nicht zu sehen, doch drinnen gibt es noch genug zu entdecken: Teller mit Opfergaben stehen bereit, und Titus ist fasziniert von den vielen Götterstatuen – da ist zum Beispiel Hanuman, der Affengott, außerdem natürlich Elefantengott Ganesha, der Süßes so sehr lieb und deshalb stets viele Opfergaben mit Leckereien bekommt.

Nun kriegen auch wir Hunger, und praktischerweise befindet sich ein vegetarisches, indisches Restaurant, das uns gestern von Normans indischem Kollegen Patha sehr ans Herz gelegt wurde, gleich gegenüber. Da Titus bereits am Freitag abend im Hawker sehr begeistert von meinem Dosa war, bekommt er heute hier im MTR eine eigene Portion und verputzt diese mitsamt einem Mango Lassi und zuvor noch einem Medu Vada innerhalb von Minuten. Soooo lecker!!!

Per Bus geht es zurück nach Hause, doch am Sonntag sind halt auch hier die Fahrpläne etwas reduzierter und wir warten eine gefühlte Ewigkeit an der Haltestelle. Da Titus nach dem ganzen Spielplatzbesuch vor Schmutz starrt, geht es in die Badewanne, wie jeden Sonntag – ein kleines Stück Normalität und Alltag in unserer neuen Heimat!

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