Auf dem Bauernhof
Die beste Nachricht des Tages: heute Vormittag kam tatsächlich der Frachter mit dem wohlklingenden Namen „YM Wellness“ wohlbehalten in Singapur am Hafen an. Und mit ihm: unser Container, in dem unser gesamtes Hab und Gut verpackt ist. Ob dieses auch „wohlbehalten“ ist, wird sich erst herausstellen, wenn der Zoll die Fracht inspiziert und freigegeben hat, aber nach gut fünf Wochen auf See ist es doch schon ein gutes Gefühl, dass der Container zumindest nicht mehr von Bord fallen kann.
Titus und ich haben – nach dem ganzen vollen Programm am Wochenende – den Wochenstart sehr ruhig angehen lassen, den Vormittag über wurde gemalt und gespielt und gelesen und wir waren vor dem Mittagessen noch fast zwei Stunden im Pool. Heute brannte die Sonne vom Himmel, bald hatten wir rote Backen und Schultern und im Wasser war es wirklich herrlich.
In mir drin steckt natürlich immer noch das Gefühl, die „sommerlichen“ Temperaturen unbedingt ausnutzen zu wollen (schließlich weiß man als Deutsche ja, dass diese meist nicht lange anhalten), und so scheuchte ich das Kind bei über 35 Grad zunächst im Bus und dann zu Fuß nach Dempsey Hill. In diesem kleinen schmucken Areal gibt es laut einschlägiger Zeitschriften- und Bloghinweise einige Cafés mit Kinderspielecke oder Spielplatz, und so machen wir uns auf die Suche.
Am heutigen Montag ist alles ausgestorben, leider haben auch die meisten Cafés am Montag Ruhetag oder haben doch entgegen der o.g. Auskünfte kein Spielzeug, und ich fange an, ein bisschen grantig zu werden. Zum Glück ist Titus dabei, der uns quasi erst einmal „entschleunigt“ und in aller Seelenruhe den Fischen und Schildkröten im Teich zugucken will.
Derweil befrage ich wie wild das Internet und werde fündig – die „Open Farm Community„, eine Art Bauernhof-Projekt mitten in der Stadt, hat ein Café und heute geöffnet. Der 10minütige Fußmarsch dorthin an der Straße entlang in der prallen Sonne gerät dann aber eher zur Grenzerfahrung, zum Glück hat die treusorgende Mama zumindest für das Kind ein Getränk zur Hand und auch einen Motivations-Keks.
Mit großem Entzücken erreichen wir endlich den dicht bewachsenen Hof, in dessen Mitte ein herrliches Café liegt, welches auch noch vollkommen menschenleer ist.
Abgesehen von der Bedienung, die sich fast nicht mehr einkriegt und uns erzählt, sie habe vor Jahren mal Deutsch in der Schule gelernt und ihre Kenntnisse sofort an uns ausprobieren will. Es gibt frischgespressten Apfelsaft und ein Croissant für Titus, für mich übertrieben starken Kaffee und dann setzen wir uns ermattet auf das Sofa mittig auf die Terrasse und entspannen.
Titus ist allein vom Sitzen schon komplett schweißgebadet, wir müssen dringend mit ihm zum Friseur, ein radikaler Kurzhaarschnitt muss her.
Ich werde in der Zwischenzeit von Stechmücken heimgesucht und ertränke sämtliche Körperteile in aufdringlich riechendem Zitronenspray, das aber immer nur so 10 Minuten lang die Viecher von der nächsten leckeren Mahlzeit abhält. Erstaunlicherweise werde nur ich von diesen Plagen der Menschheit belästigt, Titus sitzt vollkommen ungerührt ohne Mückenschutz neben mir und wird komplett ignoriert.
Zur Open Farm Community gehört nicht nur ein wunderschöner Apotheken- und Nutzgarten, ein ambitioniertes Restaurant und eben das besagte Café, sondern auch eine Kinder-Malecke und ein sehr nett gestalteter Spielplatz, und der Nachmittag ist gerettet.
Ich lese und kratze meine Mückenstiche, Titus buddelt im Sand und ich bin begeistert von den hochsommerlichen Temperaturen. Als ich gegen 17 Uhr mal den Blick auf die Uhr und an den Himmel werfe, sehe ich die schwarzen Wolken, die sich über uns auftürmen, und blase hektisch zum Aufbruch.
Hektik mit 3jährigem Kind, das geht nun gar nicht – und während ich die Wetter-App mit dem Regenradar im Auge behalte, sammelt Titus auf dem Weg zur Bushaltestelle Stöckchen, Blätter und Steine, singt, hüpft und tanzt und steht dann noch fasziniert an der unfassbar großen Baustelle auf unserer Route. Hier wird eine neue U-Bahn-Linie gegraben, und damit das Ganze nicht nur hässlich aussieht, versucht man sich offenbar an „Urban Gardening“.
Wir erreichen unser Apartment dann tatsächlich trocken, aber sobald wir drinnen sind, schüttet es draußen kurz und heftig – so heftig, dass Norman sogar seinen schicken Tretroller im Büro stehenlassen muss!
2 Replies to “Auf dem Bauernhof”
Stechmücken sind wahrlich eine Plage. Ich bin selbst auch der beste Stechschutz für alle anderen. Vielleicht bekommst du in Asien auch den Biteaway? Sieht aus wie ein Stift. Direkt auf den Stich halten, die Keramikplatte vorne erwärmt sich auf 50 Grad und tötet die Juckreiz-auslösenden Stoffe ab. Hilft sogar bei Wespenstichen.
Hilft gegen den Juckreiz, Nur leider nicht gegen gestochen werden.
Liebe Grüße von Christiane
LIebe Christiane, danke für den Tipp! Leider bin ich bereits in zwei Drugstores/Apotheken hier nicht fündig geworden, aber spätestens beim Heimatbesuch im März wird sowas gekauft!
Liebe Grüße an die Leidensgenossin,
Nadine