Alltagsdinge und erste Bekanntschaften
Schnell gingen die ersten beiden Tage in Singapur vorbei. Wenn ich so tagsüber durch die Stadt laufe, ist das Gefühl, hier unser neues Zuhause zu haben, noch ziemlich unwirklich. Eher fühlt es sich ein bisschen wie auf einer unserer langen Reisen an.
Was aber ganz anders ist, ist der Umstand, dass wir seit gestern schon total im „Alltagsdinge-Erledigen“-Modus sind.
Was aber ganz anders ist, ist der Umstand, dass wir seit gestern schon total im „Alltagsdinge-Erledigen“-Modus sind.
Gleich nach unserer ersten (etwas zappeligen) Nacht verschwand Norman nämlich um 8 Uhr morgens ins Büro, und als Titus endlich aufgewacht war, statteten wir erst einmal den Gebäudemanagern einen Besuch ab, um Schlüssel für unser Apartment zu bekommen. Mein kleiner Begleiter schaffte es trotz Sprachbarriere, der netten Dame am Schreibtisch nebenan gleich drei Päckchen Kaubonbons abzuschwatzen, während ich mir alles zum Wohnkomplex „Far East Residence“ erklären ließ.
Vorstellen muss man sich diesen Gebäudekomplex folgendermaßen: die unteren 7 Stockwerke sind eine Mall, gefüllt mit Fressmeilen, Nagelstudios, Klamottenläden,… Darüber folgt dann eine Art Lobby mit Fitnessraum, Spielplatz, Pool mit Plantschbecken, Tennis- und Squashcourt und Jacuzzi. Und wieder darüber: 19 Stockwerke voller Wohnungen. Im Großen und Ganzen könnten wir also den ganzen Tag hier drin bleiben und uns ziemlich gut versorgen.
Allerdings musste doch erst einmal der Kühlschrank gefühlt werden, und so machten wir uns auf die Suche nach dem nächstgrößeren Supermarkt. Titus und ich spazierten also um die Mittagszeit hinaus auf die mehr als gut belebte Scotts Road. Hier (wie fast überall in Central Singapur) reiht sich eine Shopping Mall neben die andere, man kommt als gut klimatisiert fast komplett durch die Innenstadt, und selbst unter der Woche ist hier Betrieb wie samstags in der Kaufingerstraße. Shoppen ist nämlich Nationalsport Nummer Eins.
Direkt neben unserem Wohnkomplex liegt das große Hyatt-Hotel, und 50 m weiter davon eine sehr schicke Mall, mit Schaufenstern von Alexander McQueen, Vivienne Westwood und Christian Louboutin am Gehweg. Titus kümmert das nicht, stattdessen planscht er in den Wasserspielen davor herum, und ich kann es ihm nicht verdenken, läuft uns doch bereits im Stehen der Schweiß von der Stirn. Schnell eilen wir in die marmorne Mall hinein und fahren ins Untergeschoss, und tatsächlich: hier finden wir einen großen Fair Price Supermarkt.
Das Nötigste finden wir hier schnell, und an der Kasse zücke ich einfach ungerührt den Geldbeutel. Bereits am ersten Tag nehme ich mir vor, nicht mehr umzurechnen, denn erstens wollen wir ja hier wirklich ankommen und zweitens tut’s dann vielleicht nicht ganz so weh. Die Lebenshaltungskosten liegen gut 30-40 % höher als in München, und das fängt schon bei profanen Dingen wie Nudeln oder Milch an…
Die Dame an der Kasse ignoriert gekonnte meine deutlich sichtbaren Jutebeutel und packt stoisch jede Packung einzeln (!) in eine Plastiktüte. Oh weh, hier brauche ich deutlich mehr Durchsetzungsvermögen!
Das Nötigste finden wir hier schnell, und an der Kasse zücke ich einfach ungerührt den Geldbeutel. Bereits am ersten Tag nehme ich mir vor, nicht mehr umzurechnen, denn erstens wollen wir ja hier wirklich ankommen und zweitens tut’s dann vielleicht nicht ganz so weh. Die Lebenshaltungskosten liegen gut 30-40 % höher als in München, und das fängt schon bei profanen Dingen wie Nudeln oder Milch an…
Die Dame an der Kasse ignoriert gekonnte meine deutlich sichtbaren Jutebeutel und packt stoisch jede Packung einzeln (!) in eine Plastiktüte. Oh weh, hier brauche ich deutlich mehr Durchsetzungsvermögen!
Zuhause angekommen, snacken Titus und ich erst einmal, währen der Putzservice um uns herum fegt – großer Vorteil eines zwar scheußlich möblierten „serviced apartment“! Schon steht die nächste Aufgabe an: bei Bruthitze marschieren das Kind und ich – immer brav rechts gehend und damit den Fluß der Fußgänger durcheinanderbringend – fünf Minuten zur nächstgelegenen Station der MRT (= U-Bahn).
Dort laden wir eine Chipkarte auf und durchschauen nach kurzer Beobachtung das System: beim Betreten der Station scannt man die Karte, eine Schranke öffnet sich, und dann kann man sich auf die Suche nach dem richtigen U-Bahn-Gleis machen. Zum Glück ist alles farblich und übersichtlich beschildert, und als erfahrene Metrofahrer kriegen wir auch 2maliges Umsteigen hin.
Zu Titus‘ großer Begeisterung ergattern wir gleich einen Platz ganz vorne – die Bahnen sind hier führerlos, man kann also vorne durch die Frontscheibe direkt in den Tunnel aufs Gleis schauen und fühlt sich ein bisschen wie bei einer Fahrt im Freizeitpark!
In der Farrer Road angekommen, treffen wir uns auf einem Spielplatz mit Sandy, der Frau von Normans Arbeitskollegen Thomas, die mit Sohnemann Florian seit gut zwei Monaten in Singapur leben. Da haben wir natürlich gleich Gesprächsstoff, ich frage der Armen Löcher in den Bauch zu Handyverträgen, Putzfrauen, Kindergärten und Ausflugszielen, während unsere Buben gleich fröhlich mit den anderen Expat-Kids losspielen. Sprache ist offenbar unwichtig, da wird auf Französisch, Englisch und Deutsch über Feuerwehrautos verhandelt, und auch die dazugehörigen Mamas finden schnell zusammen.
Wie schon auf unserer Elternzeitreise bemerkt: ein Kind ist ein echter Türöffner, da findet sich immer ein Gesprächspartner!
Wie schon auf unserer Elternzeitreise bemerkt: ein Kind ist ein echter Türöffner, da findet sich immer ein Gesprächspartner!
Links Titus auf dem Spielplatz, rechts Hochhaussiedlung D’Leedon, erbaut von Zaha Hadid |
Zwei Stunden sind schnell vorbei, zum Glück kommt nach und nach ein bisschen Wind auf und es ist richtig lauschig draußen. Bepackt mit zwei riesigen Koffern, die Norman Mitte Juli bereits bei Sandy und Thomas deponiert hat, ordere ich fachmännisch zum ersten Mal einen Uber-Fahrer (das gängige Verkehrsmittel neben Bus und MRT), die Lady kommt innerhalb von 5 Minuten und bringt uns vorbildlich und sehr günstig (umgerechnet 5 Euro für 20 Minuten Fahrt) zurück zum Apartment.
Alles erledigt an Tag Eins, was zu erledigen war – ich bin stolz auf uns und kippe noch leicht gejetlagt mit Kind und Mann um 22 Uhr ins Bett.
Als Titus und ich fast 12 Stunden später aufwachen, ist Norman wieder schon längst aus dem Haus, und wir frühstücken erst einmal die erste frische Mango; das hatte sich Titus sehr gewünscht, ist Mango doch sein Lieblingsobst! Kurz darauf verlassen wir die Wohnung und fahren wie die Profis mit der U-Bahn von der trubeligen Orchad-Station mit ihren tausenden Geschäften Richtung Hafen. Dort haben wir um 12 Uhr einen Termin im „Ministry of Manpower“ (MOM), dem singapurianischen Pendant zum KVR, um unsere sogenannten „dependent passes“ zu beantragen, also unsere Aufenthaltserlaubnis als Familienmitglieder von Norman.
Im Gegensatz zum Münchner Bürgerbüro bekommt man hier online vorab einen Termin zugeteilt, und wir werden tatsächlich nach nicht einmal einer halben Minute aufgerufen, um Passbilder zu machen (Titus wird auch hier wieder mit Kaubonbons gelockt) und danach Papierkram auszufüllen und Fingerabdrücke abzugeben. Zum Glück gibt es eine Kinderspielecke, denn die Sache verzögert sich, weil irgendwelche Unterlagen fehlen und ich den Fehler mache, an zwei verschiedenen Stellen leicht unterschiedlich zu unterschreiben.
Nach einer halben Stunde erhalte ich den Bescheid, in den nächsten Tagen mit den fehlenden Formularen nochmal vorbeizukommen. Hmpf.
Im Gegensatz zum Münchner Bürgerbüro bekommt man hier online vorab einen Termin zugeteilt, und wir werden tatsächlich nach nicht einmal einer halben Minute aufgerufen, um Passbilder zu machen (Titus wird auch hier wieder mit Kaubonbons gelockt) und danach Papierkram auszufüllen und Fingerabdrücke abzugeben. Zum Glück gibt es eine Kinderspielecke, denn die Sache verzögert sich, weil irgendwelche Unterlagen fehlen und ich den Fehler mache, an zwei verschiedenen Stellen leicht unterschiedlich zu unterschreiben.
Nach einer halben Stunde erhalte ich den Bescheid, in den nächsten Tagen mit den fehlenden Formularen nochmal vorbeizukommen. Hmpf.
Da das MOM direkt am Fluß liegt, wollen Titus und ich ein bisschen entlang der Riverside Promenade spazieren. In diesem bei Touristen sehr beliebten Viertel reiht sich ein Pub/Restaurant/Café neben dem anderen, alle direkt am Fluß gelegen und aggressiv für das jeweilige Lunchmenü werbend. Leider haben wir keinen Blick dafür und auch keinen Hunger, denn in der Mittagshitze sind sowohl Titus als auch ich innerhalb von Minuten patschnass und finden es draußen eher ungemütlich. Nur die großen Becken voller riesiger Krabben, Langusten, Hummer, Muscheln und Fische wecken zumindest Titus‘ Interesse kurzzeitig, aber dann drängelt er wieder und will nach Hause.
Das machen wir, denn wie herrlich kühl ist es in der U-Bahn! Und im Apartment erst! Andererseits ist unsere Wäsche aus der Maschine innerhalb von zwei Stunden draußen auf dem Balkon bereits getrocknet. Wir machen es uns mit Mittagessen, Milchshakes und Spielen im Wohnzimmer gemütlich und nehmen dann unsere Luftfracht in Empfang, bestehend aus fünf Umzugskartons, die uns per Flugzeug hinterhergereist sind. Leider sind nicht die versprochenen Duplo-Steine drin, sondern „nur“ Klamotten, mehr Badesachen und Bilderbücher, aber ich locke den enttäuschten Junior mit dem Pool.
Das Wasser ist fast badewannenwarm, und wir plantschen mehr als eine Stunde lang. Ganz ungewohnt ist mein äußerst wasserscheues Kind sogar vor mir drin im Becken, und er genießt das Bad im riesigen Kinderbecken sichtlich. Ich wiederum bin fasziniert von der Aussicht – der Pool liegt im 7. Stock, und außenherum türmen sich die Hochhäuser auf.
Das Wasser ist fast badewannenwarm, und wir plantschen mehr als eine Stunde lang. Ganz ungewohnt ist mein äußerst wasserscheues Kind sogar vor mir drin im Becken, und er genießt das Bad im riesigen Kinderbecken sichtlich. Ich wiederum bin fasziniert von der Aussicht – der Pool liegt im 7. Stock, und außenherum türmen sich die Hochhäuser auf.
Als Norman endlich von der Arbeit nach Hause kommt, gehen wir auf Empfehlung eines Kollegen ins Sushi-Restaurant, welches sich praktischerweise in „unserem“ Gebäudekomplex befindet. Von außen sehr unscheinbar, essen wir fantastisches Sushi, Titus verputzt eine komplette Kappa Maki mit Gurke und Norman schwelgt in Fisch.
Das Essen gefällt mir hier jedenfalls schon mal ausgesprochen gut, und da die Küche in unserem Apartment nur mit dem Nötigsten ausgestattet ist, werden wir uns wohl in den nächsten Wochen noch ziemlich viel „herumfressen“!
2 Replies to “Alltagsdinge und erste Bekanntschaften”
Klingt doch bis jetzt alles richtig gut! Doof, dass Du nochmal zum MOM musst, aber Behördengänge sind wohl echt überall gleich… Freu mich auf den nächsten Blog-Eintrag. Habt ein wunderbares Wochenende und erlebt tolle DInge!
Liebe Nadine,
Endlich beginnt der Tag wieder mit deinen News, die immer spannend zu lesen sind, so kriege auch ich ein bisschen von der großen weiten Welt mit.
Lebt euch gut ein und schick fleißig Fotos, die das Herz erfreuen.
Love
Gaby